Immer mehr Hartz IV-Bezieher müssen Not-Kredite vom Jobcenter aufnehmen
12.05.2014
Sozialverbände und Erwerbslosen-Initiativen fordern bereits seit Langem eine Anhebung der Hartz IV-Regelsätze auf ein bedarfsgerechtes Niveau. Wie dringlich diese Forderung ist, unterstreichen neue Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die der Zeitung „Rheinische Post“ („RP“) vorliegen. Die Zahl der Not-Hartz IV-Darlehen, die Hartz IV-Bezieher für größere Anschaffungen beim Jobcenter beantragen können, ist demnach innerhalb von fünf Jahren um 38 Prozent gestiegen.
Hartz IV-Regelsatz reicht nicht für größere Anschaffungen
Die Zahlen, die von der Linkspartei bei der BA abgefragt wurden, sind besorgniserregend. Im vergangenen Jahr waren im Schnitt rund 17.800 Hartz IV-Bezieher pro Monat auf einen solches Darlehen vom Jobcenter angewiesen. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 waren es noch etwa 12.900. Mit den Krediten können Leistungsbezieher größere Anschaffungen finanzieren, für die ihnen das Geld fehlt. Eigentlich ist im Regelsatz bereits ein „Sparbetrag“ enthalten, den Hartz IV-Bezieher für eine neue Waschmaschine, einen Kühlschrank oder einen warmen Wintermantel zurücklegen sollen. Dass das aber mit Hartz IV unmöglich ist, zeigen die aktuellen Zahlen der BA. Während 2007 der Zahlbetrag dieser Darlehen noch durchschnittlich 216 Euro betrug, waren es im vergangenen Jahr bereits 341 Euro.
Auch die Linksfraktion sieht darin eine Bestätigung für die viel zu niedrig bemessenen Regelsätze. „Die Leistungen müssen unverzüglich angehoben und der Realität angepasst werden", erklärte Sabine Zimmermann, Sozialexpertin der Linksfraktion, gegenüber der „RP“. Peter Weiß, Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der Union im Bundestag, betonte dagegen, dass es positiv zu sehen sei, dass Hilfsbedürftige bei Neuanschaffungen unterstützt würden. Durch neue energieeffiziente Elektrogeräte könne Strom gespart werden, was den Hartz IV-Beziehern Luft verschaffe, um den Kredit abzuzahlen. Leider übersieht Herr Weiss dabei jedoch, dass sich Hartz IV-Bezieher – auch mit Darlehen – nur selten energieeffiziente Neugeräte leisten können, sondern vielmehr auf billige Gebrauchtgeräte zurückgreifen müssen.
Wer ein Darlehen vom Jobcenter erhält, muss dieses mit zehn Prozent seines Regelsatzes monatlich zurückzahlen. Bei einem ohnehin zu geringen Betrag – für Alleinlebende beträgt der Regelsatz derzeit 391 Euro – ist das eine zusätzliche, untragbare Belastung. (ag)
Bild: Gabi Eder / pixelio.de
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