Der Corona-Lockdown im Mรคrz und April 2020 hat zu einem drastischen Wirtschaftseinbruch gefรผhrt. Zulieferengpรคsse, Betriebsstilllegungen und Millionen gefรคhrdeter Arbeitsplรคtze waren die Folge. Mit Kurzarbeit und dem Sozialpaket, das eine vorlรคufige Bewilligung von Hartz IV-Leistungen ohne Prรผfung der Vermรถgensverhรคltnisse ermรถglicht, versuchte die Bundesregierung das Schlimmste abzuwenden. Laut Detlef Scheele hat das System standgehalten.
Drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf 2,7 Millionen Arbeitslose gestiegen. Ein Anstieg um etwa 429.000 (zwischenzeitig um 640.000), der durch sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit abgefedert wurde.
Nach Ansicht von Detlef Scheele hat sich der Arbeitsmarkt mittlerweile jedoch stabilisiert. Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur fรผr Arbeit sagte mit Blick auf die Statistik in einem Interview gegenรผber t-online, dass die Verlรคngerung des Lockdowns nur geringe Auswirkungen auf die Arbeitslosenzahlen habe. Bis zum Lockdown im Winter sei die Zahl der Arbeitnehmer in Kurzarbeit wieder gesunken, ohne dass gleichzeitig ein entsprechender Anstieg der Arbeitslosigkeit stattgefunden habe.
Bundesagentur rechnet nicht mit hoher Anzahl an Insolvenzen
Obwohl die Hรคlfte der kleineren und mittleren Unternehmen eine Insolvenz fรผrchten, die durch den anhaltend notwendigen Lockdown fรผr viele immer unausweichlicher wird, geht die Bundesagentur nicht davon aus, dass es insolvenzbedingt zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt. Allerdings fรผrchtet Scheel einen dauerhaften Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit, die aktuell um 30 Prozent auf 930.000 Fรคlle gestiegen ist. Hier mรผsse nach der Pandemie eine noch bessere Qualifizierung stattfinden, so der BA-Chef weiter: โDie Instrumente dafรผr haben wir, auch am Geld mangelt es nicht.โ
Das betreffe unter anderem auch Zuwanderer und Geflรผchtete. Gerade da durch den Lockdown eine starker Rรผckgang an Ausbildungsstellen zu beobachten sei. Scheele rechnet trotzdem nicht mit einem verschรคrften Fachkrรคftemangel. Es sei trotz der Corona-Folgen weiterhin eine konstante Zuwanderung von etwa 400.000 Arbeitskrรคften jรคhrlich notwendig, um die Leerstellen auf dem Arbeitsmarkt zu fรผllen, insbesondere in Pflege, IT und Logistik.
Scheele bedauert schlechtes Image von Hartz IV
Er fรผhle sich zwar falsch zitiert, dass der Regelsatz โgroรzรผgigโ sei. Dennoch hรคlt er die Grundsicherung fรผr solide. Zu etwaigen Reformen nahm er keine Stellung โ dies mรผssten andere entscheiden.
Unberรผcksichtig gelassen haben die t-online-Interviewer und Scheele jedoch den Umstand, dass in Deutschland derzeit 13 Millionen Menschen in Armut leben, denen das System Hartz IV kein Leben รผber dem Existenzminimum ermรถglicht. Dies liegt unter anderem daran, dass gerade die finanziell Schwรคchsten und schon vor der Krise von Hartz IV Betroffenen von den Maรnahmen der Regierung quasi unberรผcksichtigt geblieben sind.
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