13 Millionen leben in Armut: Armutsquote erreicht historischen Höchstwert

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Gestern hat der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen Armutsbericht für 2020 veröffentlicht. Die Armutsquote hat mit 15,9 Prozent den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht. Elf der 16 Bundesländer sind betroffen.

Armut nimmt in Deutschland flächendecken zu

Nach wie vor am stärksten betroffen ist Bremen, wo ein Viertel der Bevölkerung von Armut betroffen ist. Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Nordrhein-Westfalen folgen mit etwa 19 Prozent, Bayern und Baden-Württemberg weisen mit jeweils etwa 12 Prozent die geringste Armutsquote auf.

Bei Nordrhein-Westfalen handelt es sich um das Problembundesland. Es ist überproportinal von Armut betroffen. Außerdem steigt die Armutsquote zweieinhalbmal so schnell wie im Bundesvergleich. Insbesondere das Ruhrgebiet sticht mit 21,4 Prozent heraus.

Arbeitslose und Alleinerziehende besonders betroffen

Der Armutsbericht zeigt, dass es hinsichtlich der sozialen Gruppen, die besonders von Armut bedroht sind, keinerlei Veränderungen gab. Insbesondere Arbeitslose sind mit einer 58 prozentigen Wahrscheinlichkeit von Armut bedroht. Das Risiko beträgt 43 Prozent für Alleinerziehende, 31 Prozent für kinderreiche Familien, 42 Prozent für Menschen mit niedriger Qualifikation und 35 Prozent für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit.

„Was wir seitens der Bundesregierung erleben, ist nicht mehr nur armutspolitische Ignoranz, sondern bereits bewusste Verweigerung”, attestiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätische, mit Blick auf die Ergebnisse. Die gegenwärtige Krise lasse die strukturellen Probleme des deutschen Sozialsystems lediglich deutlicher zutage tregen. „Corona hat jahrelang verharmloste und verdrängte Probleme, von der Wohnraumversorgung einkommensschwacher Haushalte bis hin zur Bildungssegregation armer Kinder, ans Licht gezerrt. Eine zunehmende Zahl von Erwerbslosen stößt auf ein soziales Sicherungssystem, das bereits vor Corona nicht vor Armut schützte und dessen Schwächen nun noch deutlicher zutage treten.“

Die meisten Armen sind erwerbstätig oder in Rente

Die größte Zunahme des Armutsrisikos betrifft jedoch Rentner und Pensionäre. Seit 2006 ist die Armutsquote in dieser Gruppe um 66 Prozent gestiegen.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass die Gruppe der Erwerbslosen mit acht Prozent nur einen sehr kleinen Anteil an den von Armut betroffenen Menschen darstellt. Der mit 33 Prozent größte Anteil ist erwerbstätig oder mit 29,6 Prozent der von Armut betroffenen ist in Rente.

Der Paritätische Gesamtverband fordert daher erneut eine drastische, realitätsorientierte Anhebung der Hartz IV-Regelsätze und der Altersgrundsicherung auf mindestens 644 Euro. „Deutschland hätte es in der Hand, seine Einkommensarmut abzuschaffen und parallel für eine gute soziale Infrastruktur zu sorgen. Es klingt banal und wird bei vielen nicht gern gehört: Aber gegen Einkommensarmut, Existenzängste und mangelnde Teilhabe hilft Geld“, so Schneider. Quelle: Gegen Armut hilft Geld. Der Paritätische Armutsbericht 2020

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