Die Krankengeldzahlung setzt zwingend voraus, dass man durchgรคngig arbeitsunfรคhig geschrieben ist. Sobald eine Lรผcke zwischen zwei Krankschreibungen entsteht, lรคuft man Gefahr, dass die Krankenkasse fรผr diesen Zeitraum kein Krankengeld mehr zahlt.
Dies ist vielen Krankengeld-Beziehern bekannt โ doch die eigentlichen Probleme tauchen hรคufig erst auf, wenn das Krankengeld โausgesteuertโ, also beendet wird. Dann entsteht eine neue, mitunter sehr anspruchsvolle Situation: Man muss sich in der Regel bei der Arbeitsagentur melden und trifft dort auf zahlreiche bรผrokratische Hรผrden.
Was bedeutet die Aussteuerung des Krankengeldes konkret?
Unter โAussteuerungโ versteht man das Ende des Anspruchs auf Krankengeld. In der Praxis sind Betroffene oft รผber Monate oder sogar bis zu 78 Wochen wegen derselben Erkrankung krankgeschrieben.
Ist diese Zeit ausgeschรถpft, beendet die Krankenkasse die Zahlung โ die sogenannte Aussteuerung tritt ein.
Es folgt typischerweise der Gang zur Agentur fรผr Arbeit, wo man Arbeitslosengeld (ALG) beantragen kann. Doch genau hier beginnt eine rechtlich komplexe Phase, die auch in der Sozialberatung immer wieder zu Nachfragen fรผhrt.
Warum ist die Nahtlosigkeitsregelung wichtig?
Der Begriff โNahtlosigkeitsregelungโ findet sich zwar nicht ausdrรผcklich im Gesetz, hat sich jedoch als feststehender Begriff eingebรผrgert. Er beschreibt einen rechtlichen Mechanismus, der sicherstellen soll, dass Menschen, deren Krankengeld auslรคuft, nicht plรถtzlich ohne Einkommen dastehen โ insbesondere wenn sie auch weiterhin nicht arbeiten kรถnnen.
Vereinfacht gesagt: Die Nahtlosigkeitsregelung ermรถglicht den Bezug von Arbeitslosengeld, solange gesundheitlich unklar ist, ob eine Rรผckkehr in den Job zeitnah mรถglich ist oder eine Erwerbsminderungsrente in Betracht kommt.
Damit die Nahtlosigkeitsregelung greift, wird geprรผft, ob man innerhalb der nรคchsten sechs Monate fรผr mindestens 15 Stunden pro Woche arbeitsfรคhig sein wird.
Diese Einschรคtzung erfolgt nicht durch die Krankenkasse, sondern durch den รคrztlichen Dienst der Agentur fรผr Arbeit. Er prรผft nach Aktenlage, ob weitergehende Maรnahmen wie Rehabilitation oder gar eine Erwerbsminderungsrente angezeigt sind.
Lesen Sie auch:
–ย Krankengeld: Diese Dinge darf die Krankenkasse nicht fragen
Welche Konsequenzen hat die Nahtlosigkeitsregelung fรผr mich?
Wenn der รคrztliche Dienst der Arbeitsagentur zu dem Schluss kommt, dass man in den kommenden sechs Monaten nicht in der Lage ist, mindestens 15 Stunden wรถchentlich zu arbeiten, wird die Nahtlosigkeitsregelung angewandt.
In diesem Fall fordert die Agentur fรผr Arbeit in der Regel zur Stellung eines Reha-Antrags bei der Deutschen Rentenversicherung auf. Das ist ein wichtiger Schritt, denn damit soll geklรคrt werden, ob eine Erwerbsminderungsrente in Betracht kommt.
Wer den Reha-Antrag verweigert oder nicht rechtzeitig stellt, riskiert, dass die Agentur fรผr Arbeit die Zahlung des Arbeitslosengeldes einstellt.
Lรคuft dieser Reha-Antrag bereits oder hat man kรผrzlich eine Rehabilitation durchlaufen, kann das den Prozess beschleunigen.
Wรคhrend der Bearbeitungszeit des Reha-Antrags oder gegebenenfalls eines Antrags auf Erwerbsminderungsrente bekommt man dennoch Arbeitslosengeld. Man steht also nicht plรถtzlich ohne Einkommen da โ genau das ist Sinn und Zweck der Nahtlosigkeit.
Was gilt fรผr die Krankschreibung nach dem Ende des Krankengeldes?
Solange die Nahtlosigkeitsregelung Anwendung findet, ist es vรถllig unproblematisch, sich weiter krankschreiben zu lassen.
Denn in diesem Szenario ist bereits anerkannt, dass eine lรคngerfristige Arbeitsunfรคhigkeit besteht und eine zeitnahe Rรผckkehr in den Job voraussichtlich nicht mรถglich ist.
Die Frage einer Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tritt in diesen Fรคllen erst einmal in den Hintergrund, weil die gesundheitliche Situation Prioritรคt hat.
Anders sieht es jedoch aus, wenn die Nahtlosigkeitsregelung nicht greift.
Was passiert, wenn die Nahtlosigkeit nicht zur Anwendung kommt?
Kommt der รคrztliche Dienst der Arbeitsagentur zu dem Ergebnis, dass man zwar lange krank war, aber in den kommenden sechs Monaten voraussichtlich doch mindestens 15 Stunden pro Woche arbeiten kann, wird die Nahtlosigkeitsregelung nicht angewandt.
Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass man kein Arbeitslosengeld erhรคlt. Allerdings gilt nun eine andere Voraussetzung: Man muss sich dem Arbeitsmarkt offiziell โzur Verfรผgung stellenโ.
Wer also weiterhin finanzielle Leistungen benรถtigt, muss sich bei der Arbeitsagentur so darstellen, als kรถnne er arbeiten โ und zwar in Vollzeit. So absurd es auch klingen mag, diese Vorgehensweise ist fรผr viele der einzige Weg, Arbeitslosengeld I zu erhalten.
In der Praxis heiรt das, dass man gegenรผber der Arbeitsagentur eine grundsรคtzliche Arbeitsbereitschaft signalisiert.
Eine dauerhafte Vorlage weiterer Krankschreibungen kann dazu fรผhren, dass die Agentur fรผr Arbeit die Zahlung von Arbeitslosengeld einstellt, weil dann vermeintlich keine Vermittlungsfรคhigkeit besteht.
Diese Situation ist fรผr viele Betroffene paradox und nicht selten auch belastend. Alle Beteiligten wissen, dass eine sofortige Wiederaufnahme einer Erwerbstรคtigkeit gesundheitlich kaum realistisch ist.
Dennoch bleibt das Vorgehen oftmals, sich offiziell als arbeitsfรคhig zu melden und gleichzeitig auf eine geeignete Vermittlung zu hoffen โ auch wenn diese nicht realistisch ist.
Wie wird das Arbeitslosengeld nach Ende des Krankengeldes berechnet?
Hรคufig stellt sich dann die Frage nach der Hรถhe des Arbeitslosengeldes. Grundsรคtzlich gilt: Die Berechnung erfolgt nach dem zuvor erzielten Einkommen aus der Beschรคftigung.
Trotz lรคngerer Krankheitsphasen bleibt also das vormals erzielte Entgelt die maรgebliche Grundlage. Auch hier kann es jedoch zu Einzelfragen und Abweichungen kommen, die man im Zweifel am besten direkt mit der Agentur fรผr Arbeit oder mithilfe einer fachkundigen Beratung klรคrt.
Fazit
Die Zeit nach dem Ende des Krankengeldes ist fรผr viele Betroffene eine der kompliziertesten Phasen im Sozialrecht. Wรคhrend man medizinisch noch auf dem Weg der Genesung ist oder gegebenenfalls sogar รผber eine Erwerbsminderungsrente nachdenken muss, stellen sich anspruchsvolle bรผrokratische Herausforderungen.
- Nahtlosigkeit oder nicht?
Ob die Nahtlosigkeitsregelung greift, entscheidet letztlich รผber den weiteren Verlauf. Im Idealfall prรผft der รคrztliche Dienst, ob ein Reha-Antrag gestellt werden soll und gewรคhrt nahtlos Arbeitslosengeld. - Krankschreibung ja oder nein?
Nur wenn die Nahtlosigkeitsregelung feststeht, ist eine fortlaufende Krankschreibung unproblematisch. Greift sie nicht, muss man sich offiziell arbeitsfรคhig zeigen, um Leistungen zu beziehen.
Dennoch muss niemand vรถllig unvorbereitet in diese Situation gehen: Beratungsstellen, der Sozialverband (SoVD), Fachanwรคlte und auch die Agentur fรผr Arbeit selbst bieten Hilfestellungen.
Es lohnt sich, frรผhzeitig Informationen einzuholen, um sich einen nahtlosen รbergang in die passende Leistung zu sichern โ sei es durch die Arbeitsagentur, eine Rehabilitation oder sogar eine Erwerbsminderungsrente.
Der Weg mag kompliziert erscheinen, doch mit einer sorgfรคltigen Planung und rechtzeitiger Klรคrung vieler Details bleibt man nicht ohne finanzielle Absicherung.