Hartz IV Betroffene werden in den Tafeln abgespeist

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Immer mehr Menschen müssen die Tafeln in Anspruch nehmen

In Deutschland müssen immer mehr Menschen die Tafeln in Anspruch nehmen, um überleben zu können. Nach Auswertungen der Tafel ist die Zahl der Menschen, die sich dort regelmäßig mit „Lebensmitteln“ versorgen, im letzten Jahr um 10 % auf 1,65 Millionen Personen angestiegen.

50.000 Kinder sind auf Tafel-Lebensmittel angewiesen

Besonders beschämend an dieser Zahl ist, dass auch 50.000 mehr Kinder und Jugendliche, als im letzten Jahr zu den „Tafelkunden“ gehören. Existierten im Jahr 1997 nur 90 Tafeln, sind es mittlerweile über 940. Allein aus dieser Zahl lässt sich ableiten, dass die Armut in Deutschland durch die Agenda 2010 rapide zugenommen hat.

Jürgen Steinhof, Mitglied im SprecherInnenrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Hartz IV, der Partei DIE LINKE sagt dazu: „Ich empfinde es als eine Schande, dass es in diesem reichen Land Menschen gibt, die sich bei den Tafeln entwürdigen, und den Abfall unserer Wohlstandsgesellschaft entsorgen müssen, um auch nur halbwegs über die Runden zu kommen.

Keine unbeschwerte Kindheit

Besonders erschreckend hierbei ist, dass 56 % der Menschen, die die Tafel in Anspruch nehmen, Kinder und Jugendliche und Rentner und Rentnerinnen sind. Die Einen sollten eine unbeschwerte Kindheit genießen, und die Anderen sollten sich an ihrem Lebensabend nicht entwürdigend müssen.“

Das Konzept der Tafeln, und der damit verbundenen Privatisierung des Armutsrisikos stammt von der Firma McKinsey. Diese Firma war unter anderem auch an der Konzeption von Hartz IV beteiligt, hat Konzepte für die Arbeitsweisen der Jobcenter entwickelt und somit an der „Reform“ der Sozialversicherungen massiv mitgewirkt, um ihr ihren neoliberalen Stempel aufgedrückt.

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Auch hat McKinsey kostenlos für den Bundesverband der Tafeln einen Leitfaden und ein Handbuch zum Aufbau und Betrieb der Tafeln verfasst, der eine bindende Lektüre für jedes Mitglied der Tafel Deutschland e. V. darstellt.

Robert Schwedt, Mitglied im SprecherInnenrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Hartz IV, der Partei DIE LINKE meint dazu: „Hier wurde ein Kreislauf geschlossen, der die Menschen erst durch Hartz IV und die Senkung der Rentenhöhe arm macht, um sie danach billig mit der Überproduktion der Wirtschaft abzuspeisen und sie somit ruhig zu stellen.
Dieses System erzeugt eine win-win-win Situation da einerseits von Ihm die Wirtschaft doppelt profitiert, da sie ihren Abfall nicht teuer selbst entsorgen muss und einen zusätzlichen Imagegewinn wegen ihrer „Wohltätigkeit“ verbucht und andererseits dem Staat der sich mit diesem System billig aus seiner sozialen Verantwortung schleicht.“

Der Kapitalismus basiert auf der seltsamen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen mit widerwärtigen Motiven irgendwie für das Gemeinwohl sorgen werden.

An System Hartz IV und am System der Tafeln lässt sich sehr anschaulich darstellen, dass das Zitat von dem britischen Ökonom John Maynard Keynes auch heute noch vollkommen zutreffend ist.

Ist das Bürgergeld besser als Hartz IV?

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