Erwerbsminderungsrente bei psychischer Erkrankung – es kommt darauf an

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Die hรคufigste Ursache einer Erwerbsminderung ist heute eine psychische Erkrankung. Nervenprobleme, Burn Out, Angststรถrungen oder Depressionen fรผhren immer hรคufiger zu einer Erwerbsminderungsrente.

Von jedem vierten bis zu fast jedem zweiten

Die Deutsche Rentenversicherung gab an, dass im Jahr 2000 rund 24,2 Prozent aller erstmals gezahlten Erwerbsminderungsrenten auf psychische Leiden entfielen, 2020 waren es bereits 41,5 Prozent, und diese Tendenz hรคlt bis heute an.

Werden psychische Erkrankungen hรคufiger?

Die Grรผnde fรผr diesen zunehmenden Bezug einer Erwerbsminderungsrente aufgrund psychischer Erkrankungen sind umstritten. Ein Erklรคrungsansatz wรคre, dass psychische Stรถrungen immer mehr zunehmen.

รœberforderung am Arbeitsplatz, zunehmender Stress durch Jobunsicherheit und permanente Forderungen, immer Neues zu lernen, und das bei gleichzeitiger Unsicherheit, die Tรคtigkeit zu behalten?

Diese Bedingungen fรถrdern Erkrankungen wie das Burn Out Syndrom, Depressionen, somatische Erkrankungen, und mรถglicherweise auch Borderline-Stรถrungen.

Offenbaren Erkrankte sich hรคufiger?

Reha-Zentren und die Deutsche Rentenversicherung betonen hingegen, dass Betroffene inzwischen gesellschaftlich weniger stigmatisiert werden. Es gebe heute eine grรถรŸere Sensibilitรคt fรผr diese Leiden in der ร–ffentlichkeit, und deshalb wรผrden Betroffene sich schneller offenbaren statt ihre Krankheit geheim zu halten.

Reha statt Rente

Fรผr die Deutsche Rentenversicherung gilt der Grundsatz โ€žReha statt Renteโ€œ. Zum einen soll die Reha den Betroffenen ermรถglichen, ein Erwerbsleben fรผhren zu kรถnnen, und zum anderen spart die Rentenkasse auf diese Art Geld.

Laut der Rentenversicherungen sind Rehabilitierungen bei psychischen Erkrankungen tendenziell erfolgreich. So wรผrden auch zwei Jahre nach der Reha lediglich 17 Prozent der Betroffenen eine Erwerbsminderungs- oder Altersrente beziehen. Die Reha wรผrde zudem zu einer hรถheren Lebensqualitรคt fรผhren.

Die Rentenkasse betont, dass sie das Problem der psychischen Erkrankungen fรผr die Erwerbstรคtigkeit ernst nimmt und deshalb verstรคrkt medizinische Rehabilitationen fรผr genau diese Fรคlle anbietet.

Ist eine spezifische psychische Erkrankung Voraussetzung fรผr Erwerbsminderung?

Ganz klar Nein. Schubladen wie โ€žbei einer bipolaren Erkrankung gibt es Erwerbsminderungsrente, bei einer Depression nicht, oder umgekehrtโ€œ, existieren nicht und wรคren auch Unsinn.

Es kommt fรผr die Erwerbsunfรคhigkeit nicht auf die Art der psychischen Erkrankung an, sondern auf die Einschrรคnkung durch die Symptome bei der Erwerbsarbeit.

Wenn die psychische Erkrankung im Einzelfall dazu fรผhrt, dass die Betroffenen nur weniger als sechs Stunden am Tag arbeiten kรถnnen, dann liegt eine teilweise oder halbe Erwerbsminderung vor. Kรถnnen Sie sogar nur weniger als drei Stunden pro Tag arbeiten, dann handelt es sich um eine volle Erwerbsminderung.

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Welche psychischen Erkrankungen fรผhren zu Erwerbsminderung?

Jede psychische Erkrankung kann im Einzelfall bei entsprechenden Auswirkungen zu einer teilweisen oder vollen Erwerbsminderung fรผhren.

Zu Erkrankungen, wegen denen eine Erwerbsminderung anerkannt wird, gehรถren zum Beispiel Depressionen, Angststรถrungen, psychosomatische Erkrankungen, bipolare Stรถrungen, verschiedene affektive Persรถnlichkeitsstรถrungen, Schizophrenie, Psychosen, Posttraumatische Belastungsstรถrungen, das Borderline-Syndrom, Burn Out, Neurosen und Zwangsstรถrungen.

Wann besteht Verdacht auf Erwerbsminderung?

Betroffene sollten auf folgende Punkte achten, die wahrscheinlich eine Erwerbsminderung bedeuten. Sind Sie besonders oft wegen ihrer Erkrankung arbeitsunfรคhig / krank geschrieben?

Ist ihre psychische Erkrankung so schwer, dass Sie deshalb einen anerkannten Grad der Behinderung haben? Liegen bereits รคrztliche und psychotherapeutische Gutachten auf die Belastung am Arbeitsplatz durch die Krankheit vor? Gab es bereits Kรผndigungen und Arbeitsunfรคhigkeiten aufgrund ihrer Erkrankung?

Dann ist eine Prรผfung wegen Erwerbsminderung sinnvoll. Ihre Ansprechpartner sind ihre behandelnden ร„rzte, die den Krankheitsverlauf kennen und bestรคtigen kรถnnen, was ihre gesundheitlichen Einschrรคnkungen bedeuten.