In Deutschland schรผtzt das System der gesetzlichen Rentenversicherung Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht mehr oder nur eingeschrรคnkt arbeiten kรถnnen, durch die sogenannte Erwerbsminderungsrente.
Doch nicht immer bedeutet ein positives Gutachten, dass automatisch eine Rente gewรคhrt wird.
In einigen Fรคllen scheitert die Bewilligung an den versicherungsrechtlichen Voraussetzungen. Was kรถnnen Betroffene in solch einer Lage tun? Wir geben Antworten.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet es, wenn ein Gutachten bescheinigt, dass man weniger als drei Stunden tรคglich arbeiten kann?
Eine wesentliche Grundlage fรผr die Bewilligung der Erwerbsminderungsrente ist das medizinische Gutachten der Deutschen Rentenversicherung.
Dieses Gutachten stellt fest, inwieweit eine Person aufgrund gesundheitlicher Einschrรคnkungen in der Lage ist, am Arbeitsleben teilzunehmen. Eine zentrale Schwelle ist dabei die Fรคhigkeit, mindestens drei Stunden tรคglich arbeiten zu kรถnnen.
Wird im Gutachten festgestellt, dass dies nicht der Fall ist, gilt die betroffene Person grundsรคtzlich als erwerbsgemindert. Doch ein positives Gutachten allein reicht nicht aus, um eine Rente zu erhalten.
Warum wird trotz positiver Erwerbsminderung keine Rente gezahlt?
Obwohl die gesundheitliche Voraussetzung fรผr eine Erwerbsminderungsrente erfรผllt ist, kann es vorkommen, dass die Rentenzahlung verweigert wird.
Der Grund hierfรผr liegt in den versicherungsrechtlichen Voraussetzungen, die in Deutschland fรผr den Bezug der Erwerbsminderungsrente notwendig sind. Ein zentraler Punkt ist dabei die sogenannte โ5-5-3-Regelโ.
Was besagt die 5-5-3-Regel?
Die 5-5-3-Regel ist eine gesetzliche Voraussetzung fรผr den Bezug der Erwerbsminderungsrente. Sie besagt:
- Fรผnf Jahre Versicherungszeit: Die betroffene Person muss mindestens fรผnf Jahre Mitglied in der gesetzlichen Rentenversicherung gewesen sein.
- Drei Jahre Pflichtbeitrรคge: Innerhalb der letzten fรผnf Jahre vor dem Eintritt der Erwerbsminderung mรผssen mindestens 36 Monate Pflichtbeitrรคge zur Rentenversicherung gezahlt worden sein.
Diese Regelung stellt sicher, dass nur diejenigen eine Rente erhalten, die ausreichend in das System eingezahlt haben.
In vielen Fรคllen erfรผllen Personen diese Voraussetzung, wenn sie vor ihrer Erkrankung gearbeitet und somit Beitrรคge zur Rentenversicherung geleistet haben. Auch Krankengeldzeiten kรถnnen angerechnet werden.
Was passiert, wenn die 5-5-3-Regel nicht erfรผllt ist?
Wenn die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen, insbesondere die 5-5-3-Regel, nicht erfรผllt sind, wird die Erwerbsminderungsrente verweigert, selbst wenn die medizinischen Voraussetzungen vorliegen.
Dies stellt viele Betroffene vor ein erhebliches finanzielles Problem, da sie trotz Erwerbsminderung keine finanzielle Unterstรผtzung aus der Rentenversicherung erhalten.
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Welche Alternativen zur Erwerbsminderungsrente gibt es?
Fรผr Personen, die die Voraussetzungen fรผr die Erwerbsminderungsrente nicht erfรผllen, gibt es leider nur wenige Alternativen:
- Krankengeld: Das Krankengeld wird von der Krankenkasse gezahlt, solange eine Arbeitsunfรคhigkeit besteht. Allerdings endet diese Leistung spรคtestens nach 78 Wochen.
- Grundsicherung: Wenn weder eine Erwerbsminderungsrente noch Krankengeld in Frage kommen, bleibt oft nur noch der Weg zur Grundsicherung. Die Leistung wird รผbers Sozialamt gewรคhrt und soll das Existenzminimum sichern. Sie wird jedoch nur bei Bedรผrftigkeit gezahlt, was bedeutet, dass vorab eine Vermรถgensprรผfung erfolgt.
Und jetzt wird die Grundsicherung gezahlt?
Die Grundsicherung kรถnnen Betroffene beziehen, die dauerhaft nicht erwerbsfรคhig sind und deren Einkommen und Vermรถgen nicht ausreicht, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Die Grundsicherung ist รคhnlich wie das Bรผrgergeld und richtet sich an Rentner und Schwerkranke, die keine ausreichende Altersrente oder Erwerbsminderungsrente beziehen.
Ein hรคufiges Missverstรคndnis besteht darin, dass die Grundsicherung mit der neuen Grundrente verwechselt wird.
Die Grundrente ist jedoch eine Sozialleistung, die zusรคtzlich zur regulรคren Altersrente gezahlt wird und keine Grundsicherungsleistung im engeren Sinne darstellt.
Was kรถnnen Betroffene tun, wenn sie keine Rente erhalten?
Wenn die Erwerbsminderungsrente verweigert wird, ist es ratsam, sich umfassend beraten zu lassen.
Beispielsweise bietet der Sozialverband Deutschland (SoVD) und andere Sozialverbรคnde Beratungen an, die helfen kรถnnen, eventuelle Lรผcken im Versicherungsverlauf zu identifizieren oder alternative Leistungen zu beantragen.
In manchen Fรคllen gibt es Sonderregelungen oder Mรถglichkeiten, wie doch noch eine Leistung gewรคhrt werden kann.