Das Hartz IV Wort zum Sonntag

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Das (Hartz IV) Wort zum Sonntag

Aufreger in dieser Woche war eine drittklassige DokuSoap auf SAT 1. Am vergangenen Mittwoch ging zum ersten Mal das 2 köpfige A-Team des Kreishauses Offenbach auf Sozialschmarotzer Jagd. Das Team, bestehend aus der smarten aber Nikotinsüchtigen Helena Fürst, eine Mischung aus Emma Peel und Lia Wöhr sowie der durch schnittfeste Handschuhe und mitleidserregendem Gesichtsausdruck geschützte Helge Hofmeister, den man, würde er Rüdiger heißen, glatt für den Sohn von Bodo Bach halten könnte, besticht durch tiefgehende Dialoge etwa über die Notwendigkeit von Blitzgeräten oder die eigene Definition von Bedarfsgemeinschaften

Die Sendung zeigt, dass ein Rechtsstaat mit Gewaltenteilung und Unschuldsvermutung völliger Quatsch ist. Wer braucht eine Justiz oder einen Richter wenn er Helena und Helge mit der Lizenz zum Leistungsentzug hat? Ein uralter LKW mit Schrott, der auf einen Hilfeempfänger zugelassen ist, ist doch Beweis genug für Schwartarbeit. Oder ein "dicker fetter" BMW, der nicht auf einen Leistungsempfänger zugelassen ist, von diesem aber gefahren wird, beweist doch mehr als jeder Fahrzeugbrief, dass er diesem auch gehört. Und wenn dann noch ein Bild mit einem türkischen Haus auftaucht, dann weiß Frau Fürst sofort, dass dies eine dreistöckige Villa ist und völlig zweifelsfrei einem Hartz IV Empfänger gehört.

Aber auch in der Familienberatung schlägt Frau Fürst Pro Familia um Längen. Wenn eine Frau von Ihrem Mann verlassen wurde, hat der sie selbstverständlich auch geschlagen und das ganze viele Geld vom Sozialamt durchgebracht. Käme bloß keiner auf die Idee, unsere schöne Helena würde da vielleicht eigenen erlebten Frust mit Männern verarbeiten. Der bekommt sofort Leistungsentzug. Oder wird mit schnittfesten Handschuhen erwürgt.

Und in der nächsten Woche beweist uns das Offenbacher A-Team, dass derjenige der mit deutschen Sozialschmarotzern fertig wird auch die italienische Mafia nicht fürchten muss.

Es sei denn die Offenbacher Staatsanwaltschaft erinnert sich daran, dass es so etwas wie Datenschutz gibt und der Steuerzahler Sozialämter nicht dafür bezahlt personenbezogene Informationen ,die eine Behörde für ihre Arbeit benötigt, an einen kommerziellen Sender zu verkaufen oder zu verschenken.

Sonst erleben Sie vielleicht demnächst wie Ihre Krankenkasse Ihre komplette Krankengeschichte bei SAT 1 als Doku-Soap sendet. (Dietmar Brach, Wiesbaden, 24.08.2008)