2000 Euro steuerfreie Rente: Keine Doppelbesteuerung von gesetzlichen Renten?

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Das Land Brandenburg hat รผber den Bundesrat einen Antrag eingebracht, der eine Steuerfreistellung von monatlich 2.000 Euro Rente vorsieht. Insbesondere wird dieser VorstoรŸ von der BSW-Landtagsfraktion.

Die Idee: Rentnerinnen und Rentner, die weniger als 2.000 Euro monatlich an gesetzlicher Rente erhalten, sollen keine Einkommensteuer mehr zahlen mรผssen. Dies soll vielen Menschen im Ruhestand deutlich mehr finanzielle Sicherheit bieten.

Aktuell ist jedoch vollkommen offen, ob und wann dieser Vorschlag tatsรคchlich umgesetzt wird. In der Regel befasst sich zunรคchst der Bundesrat damit, anschlieรŸend wรคre die Bundesregierung am Zug. Dort mรผsste ein entsprechender Gesetzesentwurf erarbeitet werden, bevor er den Bundestag zur Beschlussfassung passiert.

Wie kam es zur nachgelagerten Rentenbesteuerung?

Die heutige Rentenbesteuerung geht auf das Jahr 2005 zurรผck. Damals wurde das Prinzip der nachgelagerten Besteuerung eingefรผhrt. Dieses sieht vor, dass Beitrรคge zur gesetzlichen Rentenversicherung wรคhrend des Erwerbslebens schrittweise von der Steuer abgesetzt werden kรถnnen. Im Gegenzug wird die Rente im Alter besteuert.

Steigende Steueranteile: Wer zum Beispiel 2005 in Rente ging, musste lediglich einen bestimmten Teil der Rente versteuern. Bei Rentenbeginn 2024 wird hingegen schon ein deutlich hรถherer Prozentsatz fรคllig.

Fortschreitende Steuerbelastung: Ab dem Jahr 2040 sollen Renten sogar zu 100 Prozent besteuert werden, was die ohnehin angespannte Situation fรผr viele Ruhestรคndler verschรคrfen kรถnnte.

Diese Regelung basierte auf einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts und sollte mehr Gerechtigkeit schaffen. Kritikerinnen und Kritiker bemรคngeln jedoch, dass es dadurch bei bestimmten Konstellationen zu einer Doppelbesteuerung kommen kรถnnte. Dabei wรผrden Teile des Einkommens sowohl wรคhrend des Erwerbslebens als auch im Alter nochmals versteuert.

Was bedeutet der 2.000-Euro-Vorschlag konkret fรผr Rentnerinnen und Rentner?

Der Vorschlag aus Brandenburg sieht vor, dass die ersten 2.000 Euro der gesetzlichen Altersrente von der Einkommensteuer freigestellt werden. Rentenberaterinnen und Rentenberater, wie etwa Rechtsanwalt Peter Knรถppel von Rentenbescheid24.de, verweisen darauf, dass dies vielen Ruhestรคndlerinnen und Ruhestรคndlern spรผrbar zugutekรคme.

Im Raum steht eine steuerliche Entlastung, die folgende Auswirkungen hรคtte:

Entfall der Doppelbesteuerung: Wer grundsรคtzlich nur eine Rente bis 2.000 Euro bezieht, mรผsste sich kรผnftig keine Gedanken mehr um eine potenzielle Doppelbesteuerung machen.

Mehr Netto vom Brutto: Viele Rentnerinnen und Rentner wรผrden einen hรถheren Netto-Auszahlungsbetrag erhalten, was den finanziellen Spielraum im Alltag vergrรถรŸern kรถnnte.

Allerdings ist offen, wie hoch die Kosten fรผr den Bundeshaushalt wรคren und wer letztendlich fรผr die Einnahmeausfรคlle aufkommen mรผsste.

Warum ist das Thema Doppelbesteuerung so umstritten?

Durch die nachgelagerte Besteuerung sollten eigentlich alle Beitragszahlungen wรคhrend des Erwerbslebens steuerlich begรผnstigt werden. Allerdings kam es in der Praxis zu Fรคllen, bei denen Teile der Beitrรคge im Arbeitsleben bereits besteuert wurden โ€“ und im Rentenalter nochmals eine Besteuerung derselben Betrรคge fรคllig wird.

Fachleute und einige Gerichte kritisieren diese Situation als verfassungsrechtlich bedenklich. Zwar hat der Bundesfinanzhof in mehreren Urteilen betont, dass die Grenzen zur Doppelbesteuerung teils eng gezogen sind. Doch die Unsicherheit unter Rentnerinnen und Rentnern bleibt groรŸ โ€“ zumal die Steueranteile immer weiter steigen.

Welche Rolle spielt die Vermรถgensteuer in der Finanzierung?

Ein zentraler Knackpunkt der 2.000-Euro-Steuerfreistellung ist die Finanzierung. Befรผrworterinnen wie Sahra Wagenknecht schlagen zur Gegenfinanzierung unter anderem eine Wiedereinfรผhrung der Vermรถgensteuer vor. Diese Idee findet bislang allerdings kaum Mehrheiten in Bund und Lรคndern.

Hintergrund ist die Sorge um Abwanderung von Kapital und die bรผrokratische Komplexitรคt, die mit der Erhebung einer Vermรถgensteuer verbunden wรคre. Gleichzeitig argumentieren Anhรคnger, dass eine gerechte Beteiligung groรŸer Vermรถgen zur Stabilisierung des Rentensystems beitragen kรถnnte. Ob dies politisch durchsetzbar ist, ist allerdings fraglich.

Was plant die CDU mit der โ€žAktivrenteโ€œ?

Mit Blick auf die anstehenden Wahlen kรถnnte sich die politische Konstellation in Berlin รคndern. Nach aktuellen Umfragen ist eine von der CDU gefรผhrte Bundesregierung denkbar, mรถglicherweise in Koalition mit der SPD. In diesem Zusammenhang hat die CDU das Konzept der Aktivrente ins Spiel gebracht.

Das Modell sieht vor, dass Rentnerinnen und Rentner, die รผber das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten, bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen dรผrfen. Ziel ist es, den Fachkrรคftemangel abzumildern und den Anreiz zu erhรถhen, lรคnger am Arbeitsleben teilzunehmen.

Allerdings wirft dieses Vorhaben Fragen der Gleichbehandlung auf. Warum sollten รคltere Beschรคftigte steuerlich anders gestellt werden als Jรผngere ohne Rente? Der verfassungsrechtliche Bestand eines solchen Modells wรคre in jedem Fall zu prรผfen.

Wie realistisch ist eine Steuerfreistellung von 2.000 Euro Rente?

Ob Brandenburgs Vorschlag jemals in die Praxis umgesetzt wird, hรคngt von zahlreichen Faktoren ab: der politischen Mehrheit im Bundesrat, den finanzpolitischen Prioritรคten der Bundesregierung und letztlich vom Votum des Bundestages. Die aktuelle Bundesregierung hat bislang keine klaren Anzeichen dafรผr gegeben, die Rentenbesteuerung grundlegend zu รคndern.

Zudem ist die Frage nach der Finanzierung entscheidend. Ohne ein tragfรคhiges Konzept dรผrfte eine Steuerfreistellung von 2.000 Euro Rente pro Person in den Parlamenten kaum Mehrheiten finden. Es bleibt abzuwarten, ob sich Parteien in nรคherer Zukunft zu einem solchen Paradigmenwechsel durchringen kรถnnen.

Steht die Doppelbesteuerung von Renten vor dem Aus?

Die Diskussion um eine mรถgliche Steuerfreistellung von 2.000 Euro Rente zeigt, wie groรŸ der Handlungsdruck bei der Rentenbesteuerung ist. Viele Rentnerinnen und Rentner empfinden die aktuelle Lage als ungerecht und wรผnschen sich finanzielle Entlastung. Dennoch bleibt die Umsetzung in der Bundesrepublik ein steiniger Weg.

Einerseits ist das politische Interesse vorhanden, Renten zu entlasten. Andererseits scheitern solche Vorhaben oftmals an der Frage nach Kosten und Gerechtigkeit gegenรผber anderen Einkommensgruppen.

Fest steht aber: Der Ausgang der nรคchsten Bundestagswahl und mรถgliche Koalitionsvereinbarungen werden entscheidenden Einfluss darauf haben, ob das Modell einer steuerfreien Rente bis 2.000 Euro nรคher rรผckt โ€“ oder ob lediglich vereinzelte Reformansรคtze wie die Aktivrente zur Debatte stehen. Fรผr Rentnerinnen und Rentner bleibt das Thema heiรŸ und wird die Politik auch in den kommenden Jahren intensiv beschรคftigen.