Rente: Welche Rentenart bringt am meisten Geld?

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Welche Rente die bestmรถgliche ist, das fragen immer wieder viele Leserinnen und Leser. Im ersten Moment liegt die Vermutung nahe, dass jene, die bis zum Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters arbeiten und somit am lรคngsten in die Rentenversicherung einzahlen, auch die hรถchsten monatlichen Auszahlungen erhalten.

รœberraschenderweise zeigen Statistiken der Deutschen Rentenversicherung jedoch ein anderes Bild: Im Durchschnitt fรคllt die Regelaltersrente, also jene Rente, die man mit Erreichen des gesetzlichen Rentenalters erhรคlt, sogar am niedrigsten aus.

Warum ist die Regelaltersrente im Durchschnitt am niedrigsten?

Die Regelaltersrente steht jedem Menschen in Deutschland offen, der mindestens fรผnf Jahre lang Beitrรคge in die Gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.

Dieser vergleichsweise niedrige Mindestzeitraum fรผhrt dazu, dass in dieser Gruppe Menschen zusammengefasst sind, die teils nur wenige Jahre versicherungspflichtig gearbeitet haben. Oftmals handelt es sich um Personen, die lange Teilzeitjobs ausgeรผbt haben, lรคngere Zeiten ohne Erwerbstรคtigkeit waren oder anderweitig nur in geringem Umfang in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Dass man bei Erreichen des gesetzlichen Rentenalters so lange wie mรถglich gearbeitet hat, ist also in der statistischen Gesamtheit nicht die Regel. Hinzu kommt, dass wer die Voraussetzungen fรผr eine vorgezogene Rente (mit oder ohne Abschlรคge) nicht erfรผllt, zwangslรคufig bis zur Regelaltersrente warten muss. Dadurch ergibt sich in dieser Gruppe eine groรŸe Bandbreite an Erwerbsbiografien โ€“ und im Durchschnitt niedrigere Renten.

Was unterscheidet die einzelnen Rentenarten?

Neben der Regelaltersrente gibt es mehrere Formen der vorgezogenen Rente. Insbesondere drei Varianten stechen heraus:

Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte: Voraussetzung sind in der Regel 45 Beitragsjahre.
Diese Beitragsjahre kรถnnen neben regulรคrer Erwerbstรคtigkeit auch Kindererziehungszeiten, Zeiten der Arbeitsunfรคhigkeit oder Pflegezeiten umfassen.

Wer diese Wartezeit erfรผllt, kann hรคufig frรผher in Rente gehen โ€“ und laut Statistik fรคllt die durchschnittliche monatliche Auszahlung hier am hรถchsten aus.

Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte: Voraussetzung sind mindestens 35 Versicherungsjahre.
Mit 63 ist ein Rentenbeginn hier mรถglich, allerdings in vielen Fรคllen mit Abschlรคgen. Trotzdem liegt das durchschnittliche Rentenniveau noch immer รผber dem der Regelaltersrente.

Altersrente fรผr schwerbehinderte Menschen: Ebenfalls 35 Beitragsjahre erforderlich.
Zusรคtzlich muss eine Schwerbehinderung vorliegen. Je nach Geburtsjahr kรถnnen hier unterschiedliche Altersgrenzen gelten, teils mit Abschlรคgen. Auch diese Rentenart liegt im Durchschnitt รผber dem Wert der Regelaltersrente.

Wie kommt es zu den deutlichen Unterschieden in der Rentenhรถhe?

Die hauptsรคchliche Erklรคrung liegt darin, dass Menschen, die frรผhzeitig und kontinuierlich gearbeitet oder Kinder erzogen haben, automatisch mehr Beitragsjahre ansammeln und dadurch im Schnitt hรถhere Entgeltpunkte erzielen.

Wer beispielsweise die 45 Beitragsjahre fรผr die โ€žAltersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherteโ€œ erreicht, hat eine relativ geschlossene Erwerbsbiografie und verfรผgt meist รผber hohe oder zumindest stabile Einzahlungen.

Demgegenรผber stehen Bezieherinnen und Bezieher der Regelaltersrente, die:

Hรคufig nicht die geforderten 35 oder 45 Jahre in vollem Umfang erreichen konnten.

Teilweise nur sporadisch oder zu niedrigen Beitrรคgen gearbeitet haben.
Weder die speziellen Voraussetzungen fรผr eine Schwerbehindertenrente noch fรผr die anderen Rentenarten erfรผllen.

In der Statistik fรผhrt dies zu einem deutlich geringeren durchschnittlichen Rentenwert bei der Regelaltersrente.

Was bedeutet das fรผr meine eigene Rentenplanung?

Entscheidend ist stets die individuelle Biografie. Niemand sollte sich ausschlieรŸlich auf Durchschnittswerte verlassen, denn persรถnliche Faktoren wie lange Krankheitsphasen, Kindererziehungszeiten oder niedrig entlohnte Beschรคftigungen kรถnnen die eigene Rente stark beeinflussen. Dennoch lassen sich folgende รœberlegungen festhalten:

Wer mรถglichst lรผckenlos sozialversicherungspflichtig beschรคftigt war oder lange Kindererziehungs- und Pflegezeiten angerechnet bekommt, profitiert meist stรคrker von der Rente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte.

Personen, die รผber 35 Jahre, aber weniger als 45 Jahre beitragen konnten, haben oft die Option der Altersrente fรผr langjรคhrig Versicherte โ€“ jedoch oftmals mit Abschlรคgen. Hier gilt es, genau abzuwรคgen, ob ein frรผher Rentenbeginn wirtschaftlich sinnvoll ist.

Wer schwerbehindert ist, kann zwar frรผhzeitiger in Rente, sollte jedoch die konkreten Abschlรคge und Voraussetzungen prรผfen lassen.

Lohnt es sich, lรคnger zu arbeiten?

In vielen Fรคllen kann es sich finanziell lohnen, lรคnger im Erwerbsleben zu bleiben. Jeder weitere Monat, in dem Beitrรคge eingezahlt werden, erhรถht die individuellen Rentenansprรผche. Zudem entfallen mรถgliche Abschlรคge, wenn man bis zur regulรคren Altersgrenze arbeitet. Allerdings ist nicht jedem dieses lรคngere Arbeiten mรถglich oder gesundheitlich zumutbar.

Ein Beispiel aus der Praxis

Frau Meier ist 63 Jahre alt und hat 38 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung angesammelt. Sie arbeitete lange in Vollzeit, hatte jedoch Zeiten der Kindererziehung (drei Kinder) und versorgte zusรคtzlich ihre pflegebedรผrftige Mutter. Wรคhrend dieser Jahre war sie teilweise in Teilzeit tรคtig.

Da Frau Meier die 35-jรคhrige Wartezeit รผbertrifft, kann sie bereits jetzt in die โ€žAltersrente fรผr langjรคhrig Versicherteโ€œ gehen. Hier mรผsste sie allerdings Abschlรคge hinnehmen, weil sie vor dem regulรคren Rentenalter ausscheidet.
Sie erfรผllt nicht die 45 Jahre fรผr die โ€žAltersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherteโ€œ und kann daher nicht ohne Abzรผge in Rente gehen.

Wรผrde sie bis zur Regelaltersgrenze weiterarbeiten, entfielen sรคmtliche Abschlรคge. Zusรคtzlich wรผrde sich jeder weitere Beitragsmonat positiv auf ihre Rentenhรถhe auswirken.

In einer Rentenberatung erfรคhrt Frau Meier, mit welchen monatlichen Kรผrzungen sie rechnen mรผsste und wie hoch ihre Rente ausfiele, wenn sie noch ein oder zwei Jahre lรคnger bleibt.

Fรผr wen lohnt sich eine lรคngere Erwerbsphase?

Ein lรคngeres Verbleiben im Arbeitsleben kann sich fรผr viele Menschen lohnen. Jeder zusรคtzlich gezahlte Beitrag erhรถht den spรคteren Rentenanspruch und verringert oder verhindert Abschlรคge. Allerdings kann es gesundheitliche oder persรถnliche Grรผnde geben, die einen frรผheren Austritt aus dem Berufsleben sinnvoll machen. Hier ist eine individuelle Abwรคgung erforderlich.

Welche Rentenvariante ist sinnvoll fรผr wen?

Wer die Voraussetzungen erfรผllt, profitiert statistisch gesehen am stรคrksten von der Altersrente fรผr besonders langjรคhrig Versicherte, weil hier die Erwerbsbiografie meistens durchgรคngig ist.

Die Regelaltersrente weist im Durchschnitt die niedrigste Rentenhรถhe auf, da sie auch all jene einschlieรŸt, die nur unregelmรครŸig oder wenige Jahre Beitrรคge geleistet haben. Letztlich ist aber immer der eigene Lebenslauf entscheidend.

Es empfiehlt sich, eine individuelle Rentenberatung in Anspruch zu nehmen. Organisationen wie der Sozialverband (SoVD) in Schleswig-Holstein sind kompetente Ansprechpartner fรผr alle Fragen rund um die persรถnliche Rentenplanung.

Mit einer ausfรผhrlichen Prรผfung der eigenen Versicherungsbiografie lassen sich rechtzeitig Strategien entwickeln, um das Bestmรถgliche aus den vorhandenen Optionen herauszuholen.

Wer sich weitergehend informieren mรถchte, sollte nicht nur Zahlen und Statistiken heranziehen, sondern die eigene Erwerbshistorie, gesundheitliche Aspekte und persรถnliche Lebensplรคne einbeziehen. So lรคsst sich die Entscheidung fรผr oder gegen einen vorgezogenen Rentenbeginn fundiert treffen โ€“ und die letztendlich bezogene Rente bestmรถglich gestalten.