Immer mehr Einkommen konzentriert sich auf einzelne Spitzenverdiener
06.05.2014
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft seit der Finanzkrise noch weiter auseinander. Das ergab eine Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach verdienten die wohlhabendsten zehn Prozent der Menschen in den OECD-Ländern im Jahr 2010 im Durchschnitt das 9,5-Fache dessen, was die ärmsten zehn Prozent erhielten. Auch in Deutschland wird die Kluft der Ungleichheit immer größer.
Ungleichheit ist in Entwicklungs- und Schwellenländern am ausgeprägtesten
Vom wirtschaftlichen Wachstum profitieren meist nur die Reichen, so das Ergebnis einer Auswertung der OECD. Seit der Finanzkrise machten sich die Unterschiede zwischen Arm und Reich noch deutlich bemerkbar. Das liege insbesondere daran, dass Kapitaleinnahmen wie Zinsen und Dividenden vor allem die Konten der Reichen füllten, die Armen profitierten kaum davon.
Im Jahr 2010 erhielten die zehn reichsten Prozent das 9,5-Fache das Gehalts der ärmsten zehn Prozent der Menschen in den OECD-Ländern. 25 Jahre zuvor waren es noch sieben Prozent. Diese besorgniserregende Entwicklung macht sich auch in Ländern wie Deutschland, Schweden und Dänemark bemerkbar, in denen traditionell geringere Einkommensunterschiede als im OECD-Durchschnitt auftreten. Während die wohlhabendsten zehn Prozent in den 1980er Jahren hier noch das Fünffache der ärmsten zehn Prozent verdienten, ist es mittlerweile bereits mehr als das Sechsfache.
Noch gravierender sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Die traurige Spitzenposition belegt Südafrika, wo die Reichsten 100mal so viel wie die Ärmsten verdienen. In Brasilien verfügen die Wohlhabenden über das 50-Fache der Durchschnittsgehälter der Armen, in Chile und Mexiko über das 27-Fache.
Einkommen müssen gerechter verteilt sein
Der OECD zufolge konzentriert sich zudem immer mehr Einkommen auf die Spitzenverdiener. Das zeige sich insbesondere in den angelsächsischen Staaten. Knapp die Hälfte des Einkommenszuwachses zwischen 1978 und 2007 in den USA erzielte das reichste Prozent der Bevölkerung. In Kanada traf das auf 37 Prozent und in Australien und Großbritannien auf 20 Prozent des Einkommensanstiegs zu.
„Ungleichheit schwächt unsere Gesellschaften und unsere Volkswirtschaften", erklärte OECD-Generalsekretär Angel Gurria bei der Vorstellung des Berichts „All on Board: Making Inclusive Growth Happen". „Es reicht nicht, Maßnahmen für ökonomisches Wachstum zu ergreifen, wir müssen auch sicherstellen, dass die Früchte dieses Wachstums jedermann zugutekommen." In dem Bericht weisen die Autoren daraufhin, dass die große Kluft zwischen Arm und Reich nicht nur durch eine gerechtere Einkommensverteilung geschlossen werden kann. Auch der Zugang zu Bildung und öffentlichen Infrastrukturen sowie die Schaffung funktionierender Gesundheitssysteme sei im Rahmen politischer Maßnahmen unerlässlich. (ag)
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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