Über eine Million Minijobber stehen vor Altersarmut

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Mit der Einführung von Hartz IV im Jahre 2005 wurde unter dem Motto „Hauptsache raus aus der Arbeitslosenstatistik“ der prekäre Niedriglohnsektor massiv erweitert. Arbeitnehmer in sogenannten Minijobs bis 450 Euro monatlichem Einkommen zahlen keine Sozialabgaben und haben damit keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I und kaum Rentenansprüche. Fast 1,2 Millionen Minijobbern sind daher akut von Altersarmut betroffen.

Fehlende Rentenansprüche wegen Minijobs

In Deutschland arbeiten 2,3 Millionen Menschen zwischen 25 und 65 in Minijobs und Zahlen nicht in die Rentenkasse ein. Sind sind akut von Altersarmut bedrohnt und bei renteneintritt auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Das Ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Insgesamt arbeiten in Deutschland 7,3 Millionen Menschen in Minijobs.

Insbesondere Frauen und Ausländer sowie Bundesbürger mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich oft in Minijobs tätig und von Altersarmut betroffen. Sie sind aufgrund von mangelnden Sprachkenntnissen, Diskriminierung oder fehlender Qualifikationsmöglichkeiten von Minijobs abhängig. Insgesamt üben 874.000 Menschen Minijobs unterhalb ihres Qualifikationsniveaus aus. Ein klares zeichen für das Scheitern einer nachhaltigen Arbeitsvermittlung durch die Jobcenter.

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Minijobs abschaffen – soziale Absicherung für alle Arbeitsverhältnisse schaffen

Mit fast 60 Prozent liegt der Anteil an Frauen, die einen Minijob ausüben, deutlich höher als der der Männer. Dies liegt unter anderem daran, dass nach wie vor überwiegend Frauen unbezahlte Care-Arbeit leisten und daher keine Vollzeitanstellung wahrnehmen können.

Die Corona-Krise hatte Minijobber als erste hart getroffen. Der DGB forderte nicht nur deshalb kürzlich eine soziale Absicherung für Arbeitnehmer in allen Arbeitsverhältnissen. Die Folgen der aktuellen Arbeitsmarktpolitik schlagen sich im Alter nieder: Wer für geringen Lohn hart gearbeitet hat, bekommt wenig Rente und hat eine geringere Alterserwartung.

„Keine Stunde Arbeit ohne soziale Absicherung – das muss die Lehre aus der Corona-Krise sein. Die Pandemie hat den prekären Charakter und den fehlenden sozialen Schutz von Minijobs schonungslos offenbart“, sagte Linken-Fraktionsvize Susanne Ferschl. Es könne nicht angehen, dass Rentner im Alter darauf angewiesen seien, ihre mikrige Rente mit Minijobs aufzubessern, um über die Rundne zu kommen. Von Minijobs würden am Ende des Tages lediglich die Arbeitgeber profitieren.

Bild: Stephanie Eichler / AdobeStock

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