Menschen mit Behinderung benötigen oft eine Umgebung, die individuell auf ihre speziellen Bedürfnisse angepasst ist. Dies umfasst nicht nur alltägliche Hilfsmittel, sondern auch umfangreiche bauliche Anpassungen oder den Einsatz persönlicher Assistenz.
Solche Maßnahmen sind oft mit erheblichen Kosten verbunden. Für solche Fälle gibt es einige staatliche Förderungen und Zuschüsse. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt und unter welchen Voraussetzungen Sie diese bekommen können.
Förderbereiche im Überblick
Die finanzielle Unterstützung für Menschen mit Behinderung lässt sich in folgende Bereiche unterteilen:
- Barrierefreier Umbau von Wohnraum
- Integration ins Arbeitsleben
- Medizinische Rehabilitation
- Steuerliche Erleichterungen
Finanzielle Unterstützung beim barrierefreien Umbau
Ein barrierefreier Umbau des Wohnraums ermöglicht es Menschen mit Behinderung, so selbstständig wie möglich zu leben. Zu den typischen Maßnahmen zählen der Einbau von Rampen, Treppenliften oder die behindertengerechte Gestaltung des Badezimmers.
Die Kosten für diese Umbauten können bezuschusst werden. Eine Übersicht über Institutionen und deren Förderungen haben wir hier zusammengefasst:
Förderinstitution | Art der Förderung | Bedingungen |
KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) | Kreditprogramm 159 (für barrierefreien Umbau) oder Zuschussprogramm 455 |
Fördert Maßnahmen zur Barrierereduzierung, z. B. Umbau von Bad oder Zugängen.
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Pflegeversicherung | Zuschuss bis zu 4.000 Euro |
Pflegegrad muss vorliegen, Antrag vor Baubeginn erforderlich.
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Landesförderungen | Regionale Förderungen für Neubau oder Umbau |
Bedingungen variieren je nach Bundesland, abhängig von Einkommen und Behinderungsgrad.
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Eigenheimrente (“Wohn-Riester”) | Staatliche Förderung für altersgerechten Umbau |
Nutzung für eigene Immobilie, zusätzliche Altersvorsorge.
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Es ist möglich, die verschiedenen Förderungen miteinander zu kombinieren. Eine detaillierte Beratung durch Förderinstitutionen wie die KfW oder durch die Pflegekasse hilft Ihnen, das richtige Programm und die richtige Kombination zu finden.
Berufliche Integration und finanzielle Hilfen
Eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist für Menschen mit Behinderung die Integration ins Arbeitsleben. Sie haben Anspruch auf eine Vielzahl an Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation. Diese Unterstützung ermöglicht es Ihnen unter anderem, Zugang zu Qualifizierungsangeboten zu erhalten.
Unterstützungsmöglichkeit | Institution | Details |
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben | Träger der gesetzlichen Rentenversicherung |
Nach mindestens 15 Jahren Versicherungszeit oder bei Erwerbsminderung.
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Arbeitsagentur | Bundesagentur für Arbeit |
Bei weniger als 15 Jahren Versicherungszeit, Beratung und Reha-Teams.
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Sozialhilfe | Sozialhilfeträger, z. B. Landeswohlverbände |
Für Menschen, die nicht durch andere Träger abgesichert sind.
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Jobcenter | Jobcenter |
Für Empfänger von Arbeitslosengeld II, zusätzliche Wohn- und Sozialgeldhilfe.
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Integrationsamt | Integrationsamt |
Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Integration und Arbeitsplatzanpassung.
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Für Menschen mit Schwerbehinderung bietet das Integrationsamt spezielle Hilfen an. Diese beinhalten unter anderem Zuschüsse zur Arbeitsplatzgestaltung, Zuschüsse für technische Hilfsmittel oder die Gewährung von Weiterbildungskosten. Zusätzlich kann auch das Jobcenter durch spezielle Förderungen die Eingliederung unterstützen.
Medizinische Rehabilitation
Medizinische Rehabilitationsmaßnahmen helfen Menschen mit Behinderung dabei, ihre Selbstständigkeit zu bewahren und ihre gesundheitliche Situation zu verbessern. In Deutschland werden Reha-Maßnahmen durch verschiedene Institutionen bezuschusst:
- Gesetzliche Krankenkassen: Sind für die Kostenübernahme verantwortlich, wenn eine Verbesserung des Gesundheitszustands angestrebt wird.
- Rentenversicherungsträger: Zuständig für medizinische Rehabilitation, insbesondere wenn die Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt werden soll.
- Unfallversicherung: Kommt bei gesundheitlichen Schäden nach Unfällen für Reha-Maßnahmen auf.
Neben den direkten Zuschüssen gibt es auch die Möglichkeit, finanzielle Leistungen wie Übergangsgeld oder Krankengeld während einer Reha-Maßnahme zu erhalten.
Steuerliche Vorteile für Menschen mit Behinderung
Menschen mit Behinderung können steuerliche Vorteile nutzen, um die mit ihrer Behinderung verbundenen Mehrkosten auszugleichen. Nach § 33b Einkommensteuergesetz (EStG) gibt es Pauschbeträge, die je nach Grad der Behinderung (GdB) variieren. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:
Grad der Behinderung (GdB) | Pauschbetrag pro Jahr |
25 bis 30 | 310 Euro |
35 bis 40 | 430 Euro |
45 bis 50 | 570 Euro |
55 bis 60 | 720 Euro |
65 bis 70 | 890 Euro |
75 bis 80 | 1.060 Euro |
85 bis 90 | 1.230 Euro |
95 bis 100 | 1.420 Euro |
Blinde oder auf Hilfe Angewiesene | 3.700 Euro |
Diese Pauschbeträge können in der Steuererklärung geltend gemacht werden und sollen helfen, die finanziellen Belastungen durch die Behinderung zu kompensieren. Zusätzlich können auch sogenannte “außergewöhnliche Belastungen” steuerlich abgesetzt werden, wenn die tatsächlichen Kosten die Pauschbeträge übersteigen.
Vorteile des Schwerbehindertenausweises
Ein Schwerbehindertenausweis bietet viele Vorteile, die Menschen mit Behinderung den Alltag erleichtern. Dazu gehören:
- Kündigungsschutz: Schwerbehinderte Menschen haben einen besonderen Kündigungsschutz.
- Zusatzurlaub: Ab einem Grad der Behinderung von 50 haben Beschäftigte Anspruch auf zusätzliche Urlaubstage.
- Steuerliche Erleichterungen: Schwerbehinderte können weitere steuerliche Vergünstigungen in Anspruch nehmen.
- Parkerleichterungen: Der Schwerbehindertenausweis ermöglicht es, spezielle Behindertenparkplätze zu nutzen.
- Preisnachlässe: Viele Kultur- und Freizeiteinrichtungen bieten ermäßigte Eintrittspreise für Menschen mit Behinderung an.
Der Schwerbehindertenausweis kann beim zuständigen Versorgungsamt beantragt werden und ist ab einem Behinderungsgrad von 50 erhältlich. Er erleichtert den Zugang zu vielen sozialen und finanziellen Vorteilen, die die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fördern.
- Über den Autor
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.