In den letzten Jahren ist ein Trend zu beobachten: Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen auf ihre Rente Steuern zahlen. Diese Entwicklung wurde kürzlich durch Daten des Bundesfinanzministeriums bestätigt, die auf Anfrage der Gruppe Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) veröffentlicht wurden. Rechtsanwalt und Rentenberater Peter Knöppel aus Halle bringt es auf den Punkt: Die steuerliche Belastung der Renten steigt kontinuierlich.
Seit 2015 immer höhere Steuern auf Renten
Ein direkter Vergleich der Besteuerung von Renten zeigt eine deutliche Verschärfung der Situation. Während Rentner, die 2015 in den Ruhestand traten, bei einer monatlichen Nettorente von 1300 Euro keine Steuern zahlen mussten, sieht dies für Neurentner im Jahr 2023 ganz anders aus.
Sie müssen bereits bei gleichem Nettobetrag jährlich 127 Euro an Steuern entrichten. Und die Steuerlast steigt mit der Rentenhöhe: Bei einer Nettorente von 1500 Euro fallen über 460 Euro an Steuern an; bei 1800 Euro sogar mehr als 1000 Euro. Das ergab eine kleine Anfrage der Gruppe BSW im Bundestag.
Nachgelagerte Besteuerung als Ursache
Seit der Einführung der sogenannten nachgelagerten Besteuerung im Jahr 2004 hat sich die steuerliche Belastung von Renten schrittweise erhöht. Ziel dieser Maßnahme war es, die Besteuerung von Renten und Pensionen gerechter zu gestalten und die Rentenversicherung langfristig finanzierbar zu halten.
Doch die aktuellen Ergebnisse der kleinen Anfrage werfen Fragen nach der sozialen Gerechtigkeit dieser Besteuerung auf.
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124 Milliarden Steuern und Sozialabgaben allein aus den Renten
Für 2024 wird erwartet, dass Rentnerinnen und Rentner insgesamt rund 124 Milliarden Euro an Steuern und Sozialabgaben allein aus ihren Renten an den Staat zahlen werden. Diese Summe zeigt die erhebliche finanzielle Belastung, die auf den Schultern der älteren Generation lastet.
Insbesondere die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung haben einen bedeutenden Anteil an dieser Belastung, mit über 50 Milliarden Euro, die aus den Renten für Krankenversicherungsbeiträge und über 11 Milliarden Euro für Pflegebeiträge gezahlt werden.
Rentenbescheide und Steuerbescheide immer eingehend prüfen lassen
Angesichts dieser Entwicklungen rät der Rentenexperte allen, die in diesem Jahr in Rente gehen und eine Nettorente von über 1300 Euro erhalten, dringend zur Abgabe einer Steuererklärung.
Zwar liegt die steuerfreie Grenze für Renten, die 2023 beginnen, bei einer Nettorente von 1200 Euro (entsprechend einer Bruttorente von etwa 1470 Euro), doch zur Sicherheit sollten Rentnerinnen und Rentner ihre individuelle Situation genau prüfen lassen.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik und Sportmedizin studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention und im Reha-Sport für Menschen mit Schwerbehinderungen tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht und Gesundheitsprävention. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und Behindertenberatung.