In der Schweiz können Bürgerinnen und Bürger direkt per Volksentscheid im Rahmen einer Volksinitiative über bestimmte Vorhaben abstimmen. Eben eine solche Initiative hat nun dazu geführt, dass die 13. Rente eingeführt wird. Wir berichteten.
Warum führt die Schweiz eine 13. Monatsrente ein?
Die Einführung der 13. Monatsrente in der Schweiz ist das Ergebnis einer erfolgreichen Volksinitiative.
Viele Schweizer Rentnerinnen und Rentner sehen sich nämlich trotz vergleichsweise hoher Renten mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.
Altersarmut ist auch in der Schweiz ein wachsendes Problem, und die zusätzliche Rente soll nun dazu beitragen, die wirtschaftliche Situation der älteren Bevölkerung zu verbessern.
Hohe Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind hoch – wesentlich höher als in Deutschland. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen des Landes liegt pro Monat bei 9.788 Franken. Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten belaufen sich auf rund 7.535 Franken im Monat. 1,05 Euro sind derzeit ein Franken.
Schweizer verdienen also im Schnitt doppelt so viel wie Deutsche, müssen allerdings auch rund doppelt so viel ausgeben.
Wie wurde die Entscheidung getroffen?
In der Schweiz existieren Modelle der direkte Demokratie. Durch Volksinitiativen können Bürgerinnen und Bürger unmittelbar Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen. Die Initiative für die 13. Monatsrente fand genügend Unterstützung, um ein Gesetzgebungsverfahren in Gang zu setzen.
Letztendlich musste der Schweizer Bundesrat dem Volkswillen entsprechen und die Einführung der zusätzlichen Rente beschließen.
Wie wird in der Schweiz die 13. Monatsrente finanziert?
Die Finanzierung der zusätzlichen Rentenzahlung erfolgt durch eine Kombination aus erhöhten Lohnbeiträgen und einer Anhebung der Mehrwertsteuer.
Konkret werden die Lohnbeiträge um 0,8 Prozentpunkte erhöht, während die Mehrwertsteuer um 0,4 Prozentpunkte steigt. So soll sichergestellt werden, dass die Finanzierung nachhaltig und ohne zusätzliche Verschuldung erfolgt.
Welche Kosten entstehen durch die 13. Monatsrente?
Die Einführung der 13. Monatsrente wird die Schweizer Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) im ersten Jahr rund 4,2 Milliarden Franken kosten.
Innerhalb von fünf Jahren sollen die Kosten auf etwa 5 Milliarden Franken ansteigen. Ohne die genannten Finanzierungsmaßnahmen würden die Finanzen der AHV schnell in Schieflage geraten.
Wie ist die aktuelle Rentensituation in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland?
Obwohl die Renten in der Schweiz höher sind als in Deutschland, haben viele Schweizer Rentnerinnen und Rentner Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Hohe Lebenshaltungskosten und steigende Gesundheitsausgaben belasten das Budget der älteren Bevölkerung.
In Deutschland ist Altersarmut ebenfalls ein drängendes Problem, und die Renten sind im europäischen Vergleich eher niedrig.
Könnte Deutschland von der Schweizer Lösung profitieren?
Die Einführung einer 13. Monatsrente könnte auch in Deutschland ein Ansatz sein, um Altersarmut zu bekämpfen, sagt beispielsweise der Rentenexperte und Anwalt Peter Knöppel. Allerdings gibt es Unterschiede im Rentensystem und in der Finanzierung sozialer Leistungen.
Während die Schweiz auf direkte Demokratie setzt, sind solche Entscheidungen in Deutschland dem parlamentarischen Prozess vorbehalten.
Was bedeutet die Entscheidung für die Zukunft der Rentensysteme?
Die Einführung der 13. Monatsrente in der Schweiz könnte als Modell für andere Länder dienen, sagt auch der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt. “Sie zeigt , dass es möglich ist, durch gesellschaftlichen Konsens und entsprechende Finanzierungsmaßnahmen die Situation der Rentnerinnen und Rentner zu verbessern”, so Anhalt weiter.
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Carolin-Jana Klose ist seit 2023 Autorin bei Gegen-Hartz.de. Carolin hat Pädagogik studiert und ist hauptberuflich in der Gesundheitsprävention tätig. Ihre Expertise liegt im Sozialrecht, Gesundheitsprävention sowie bei gesellschaftspolitischen Themen. Sie ist aktiv in der Erwerbslosenberatung und engagiert sich politisch für Armutsbetroffene.