Der Rentenexperte und Rechtsanwalt Peter Knöppel fragt: “Ist die gesetzliche Rente in Gefahr?
Babyboomer stürmen die Rente, ein Antragsrekord jagt 2024 den anderen, werden wir 1 Million und mehr Rentenanträge für Altersrente im Jahr 2024 sehen. Die ersten Zahlen deuten es schon an, dass 2024 ein Rekordjahr für Rentenzugänge bei Altersrente wird.
Laut jüngsten Zahlen der Rentenversicherung gibt es einen Einnahmerekord bei den Rentenbeiträgen, der Bundeszuschuss wird gezahlt.”
Große Aufgaben stehen an
Auch das Demografie-Portal informiert: “Die demografische Entwicklung wird die Alterssicherungssysteme ab dem Jahr 2025 vor große Aufgaben stellen, wenn die Generation der sogenannten Babyboomer – also die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre – in Rente geht.”
Die Folgen der Demografie
Knöppel führt aus: “Was in der Zukunft ist, können wir nicht sagen, aber eines dürfte sicher sein, die Folgen der Demografie werden auch nicht spurlos bei der gesetzlichen Rente vorübergehen.”
Geburtenrate sinkt und Lebenserwartung steigt
Worauf bezieht sich der Rentenanwalt, wenn er von “Folgen der Demografie” spricht? In allen westlichen Staaten führte der Wohlstand nach 1945 zu einem Sinken der Geburtenraten, während gleichzeitig die Lebenserwartung dramatisch anstieg.
“Wir leben länger und beziehen länger Rente”
Das bedeutete ein längeres und gesünderes Leben im Wohlstand. Es bedeutet aber auch, dass der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung sinkt.
Das Demografie Portal führt aus: “Wir leben länger und beziehen immer länger Rente. Gleichzeitig liegt die Geburtenrate seit Jahrzehnten auf einem niedrigen Niveau. Das System unserer Alterssicherung muss immer wieder an diese veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden.”
In Japan ist jeder Dritte ein Rentner
In Japan war 1960 jeder zehnte Bürger ein Rentner, heute ist es jeder Dritte. In Deutschland, den USA und Deutschland ist der Anstieg nicht ganz so extrem, liegt aber immer noch bei rund zehn bis 15 Prozent mehr Rentnern als vor fünf Jahrzehnten.
In Deutschland gab es im Jahr 2023 rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner, darunter ungefährt 4,1 Millionen Menschen, die eine eigene und eine Hinterbliebenenrente beziehen. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt 83 Millionen.
Die längere Lebenserwartung führt auch zu einer größeren Häufigkeit von chronischen Alterserkrankungen wie Arthritis, Parkinson, Demenz oder Daibetes.
Der Generationenvertrag
Das deutsche Rentensystem besteht im Kern daraus, dass versicherte Erwerbstätige, die Renten derer mit ihren Beiträgen bezahlen, die nicht mehr erwerbstätig sind, aber zuvor Beiträge leisteten. Allerdings schließt der Fiskus die Lücken, wenn die Beiträge nicht ausreichen.
1962 gab es noch sechs Beitragszahler pro Rentner, 2022 waren es nur noch zwei Erwerbstätige, die pro Rentner in die Rente einzahlten, also ein Drittel.
Der Unterschied wäre noch größer, wenn nicht die Zahl der Beitragszahler ebenfalls kontinuierlich zugenommen hätte, besonders durch Zuwanderung. So erklärt das Demografie-Portal: “Schon 1973 mussten vier Beitragszahler eine Rente finanzieren und 1988 drei Beitragszahler. Heute stehen einem Altersrentner nur noch rund zwei Beitragszahler gegenüber.
Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist, dass die Zahl der Beitragszahler im Trend kontinuierlich zugenommen hat und zuletzt 39,9 Millionen aktiv Versicherte umfasste. Gleichzeitig ist die Zahl der Rentenempfänger aber noch stärker gewachsen und betrug 2022 rund 18,6 Millionen Altersrentner.”
Ein gesamtgesellschaftliches Thema
Das Demografie-Portal führt aus: “Als Umlageverfahren durch Beiträge der Erwerbstätigen und über den Bundeszuschuss teilweise durch Steuermittel finanziert, fußt die gesetzliche Rentenversicherung auf dem Generationenvertrag. Das macht die gesetzliche Rente zu einem generationenübergreifenden und gesamtgesellschaftlichen Thema.”
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.