Wer sein Girokonto wegen laufender Vollstreckungsmaรnahmen in ein Pfรคndungsschutzkonto (P-Konto) umwandelt, hat damit in erster Linie den Lebensunterhalt gesichert.
Der monatliche Freibetrag schรผtzt die Existenz und verhindert, dass das Konto am Monatsanfang sofort leergerรคumt wird.
Fรผr viele Betroffene stellt sich jedoch rasch eine zweite Frage: Kann man unter diesen Bedingungen รผberhaupt Rรผcklagen bilden, um grรถรere Anschaffungen oder unvorhergesehene Ausgaben zu stemmen? Die Antwort lautet ja โ aber nur innerhalb klarer gesetzlicher Leitplanken und mit einem guten Zeitmanagement.
Inhaltsverzeichnis
Rechtsgrundlagen des Ansparens
Die Mรถglichkeit, nicht verbrauchtes Guthaben auf dem P-Konto zu behalten, ist seit der Reform des Kontopfรคndungsschutzes im Dezember 2021 in ยง 899 der Zivilprozessordnung verankert.
Statt wie frรผher nur in den Folgemonat lรคsst sich ungenutztes Guthaben nun in die drei nรคchsten Kalendermonate รผbertragen.
Damit erhalten Schuldnerinnen und Schuldner mehr Flexibilitรคt und kรถnnen kleinere Reservebetrรคge aufbauen, ohne eine sofortige Pfรคndung befรผrchten zu mรผssen.
Die Rechtsprechung hat diese Regelung untermauert. Der Bundesgerichtshof stellte 2017 im Verfahren IX ZR 3/17 klar, dass Ausgaben stets zunรคchst mit dem รคltesten geschรผtzten Guthaben verrechnet werden. Das sogenannte First-In-First-Out-Prinzip (FIFO) gibt den Banken eine eindeutige Rechenregel vor und schafft Rechtssicherheit fรผr Betroffene.
Der Grundfreibetrag 2025 im รberblick
Aktuell liegt der pfรคndungsfreie Grundbetrag, der jeder volljรคhrigen Person auf dem P-Konto zusteht, bei 1 559,99 Euro pro Monat. Die Summe ergibt sich aus der Pfรคndungsfreigrenzen-Bekanntmachung des Bundesjustizministeriums und gilt seit 1. Juli 2025. Wegen der vorgeschriebenen kaufmรคnnischen Rundung wird allgemein von 1 560 Euro gesprochen.
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Drei Monate Spielraum โ so funktioniert das รbertragen
Das Gesetz sieht vor, dass nicht verbrauchtes Guthaben unterhalb des Freibetrags bis zum Ende des dritten darauffolgenden Monats zusรคtzlich geschรผtzt bleibt. Wer also im Januar nur 1 000 Euro des Freibetrags benรถtigt, รผbertrรคgt 560 Euro in den Februar, Mรคrz und April. Lรคuft der April ab, fรคllt der Schutztopf aus Januar weg.
Mit jedem weiteren Monat verschiebt sich die Kette um einen Platz, sodass stets hรถchstens vier Monatsfreibetrรคge gleichzeitig unpfรคndbar sind โ der laufende Monat plus die drei Vormonate.
Das FIFO-Prinzip in der Praxis
Die FIFO-Logik klingt abstrakt, ist aber leicht nachzuvollziehen, wenn man die monatlichen Buchungen beobachtet. Angenommen, Julia verfรผgt รผber den Grundfreibetrag und gibt in den ersten vier Monaten jeweils weniger aus als ihr zusteht. Ihr Bankprogramm rechnet jede Abbuchung zunรคchst gegen den รคltesten รbertragungsrest.
Erst wenn dieser Rest aufgebraucht ist, wird der aktuelle Monatsfreibetrag angetastet. Auf diese Weise kรถnnen sich im Laufe der Zeit beachtliche Rรผcklagen bilden โ solange Julia ihre Ausgaben im Blick behรคlt und keine Buchung den Rahmen รผberschreitet.
Wie viel lรคsst sich realistisch ansparen?
Rechnerisch ist es mรถglich, den vierfachen Freibetrag auf dem Konto zu halten, ohne dass die Glรคubiger zugreifen kรถnnen. Beim derzeitigen Grundfreibetrag entspricht das 6 240 Euro: 1 560 Euro gelten fรผr den aktuellen Monat, weitere 4 680 Euro stammen aus den drei Vormonaten.
Ein solches Szenario setzt allerdings voraus, dass wรคhrend der gesamten Zeit keine Abbuchungen erfolgen โ in der Praxis kaum realisierbar. Dennoch zeigt die Rechnung, welches Potenzial das Drei-Monats-Fenster bietet, um fรผr dringende Ausgaben vorzusorgen.
Erhรถhungsbetrรคge fรผr Unterhaltspflichtige
Der Gesetzgeber hat den Schutz nicht auf den Grundfreibetrag beschrรคnkt. Wer gesetzlich unterhaltspflichtig ist, kann zusรคtzliche Freibetrรคge eintragen lassen. Alleinerziehende mit einem Kind verfรผgen beispielweise รผber knapp 2 150 Euro pro Monat. Auch diese erhรถhten Betrรคge lassen sich drei Monate lang รผbertragen, sodass das maximal geschรผtzte Sparpolster entsprechend steigt.
Wann spart man besser auรerhalb des P-Kontos?
Ein P-Konto bleibt ein Girokonto, kein Sparkonto. Das Geld ist weder verzinst noch gegen Fehler der Bank gefeit. Zwar verpflichtet die FIFO-Regel die Kreditinstitute zu korrekter Verrechnung, doch in der Praxis kommt es gelegentlich zu Software-Pannen oder Fehlinterpretationen.
Wer die Monatsgrenzen verpasst oder irrtรผmlich den Freibetrag รผberschreitet, riskiert eine automatische Auskehr an den pfรคndenden Glรคubiger. Viele Schuldnerberatungen raten daher, grรถรere Betrรคge zรผgig abzuheben und bar oder auf einem separaten Sparkonto zu verwahren โ sofern Letzteres nicht ebenfalls gepfรคndet werden kann.
Praktische Hinweise und Fallstricke
Erfolgreiches Ansparen setzt ein konsequentes Haushaltsbuch voraus. Nur wer Einnahmen, Abbuchungen und รbertragsreste lรผckenlos dokumentiert, kann den Ablauf der Drei-Monats-Frist nachvollziehen.
Wichtig ist auรerdem, dass Freibetragserhรถhungen rechtzeitig bei der Bank eingereicht werden; rรผckwirkend lรคsst sich der Schutz nicht herstellen. Ratsam ist es, Kontoauszรผge monatlich zu prรผfen und Unstimmigkeiten sofort schriftlich zu reklamieren.
Bei komplizierten Sachverhalten hilft die Schuldnerberatung, denn im Zweifel trรคgt die kontofรผhrende Bank die Darlegungs- und Beweislast fรผr eine fehlerhafte Berechnung, nicht der Schuldner.
Fazit
Das P-Konto schlieรt das Sparen nicht aus, es macht es nur komplexer. Bis zu vier Monatsfreibetrรคge lassen sich im Idealfall pfรคndungssicher ansammeln, wenn die Vorgaben des ยง 899 ZPO und die FIFO-Rechnung strikt beachtet werden.
Wer diese Regeln kennt und konsequent anwendet, kann trotz Pfรคndung auf grรถรere Ausgaben hinarbeiten. Gleichzeitig bleibt das Risiko technischer oder organisatorischer Fehler.
Deshalb sollte das P-Konto als kurzfristige Zwischenlรถsung verstanden werden, nicht als Dauerdepรดt fรผr Ersparnisse. Wer langfristig Vermรถgen aufbauen will, sollte bei nรคchster Gelegenheit auf ein unpfรคndbares Sparkonstrukt umsteigen oder das Geld nach Abhebung sicher verwahren.