Kinder- und Jugend-Monitor: Corona-Aufholpaket viel zu wenig

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Der Kinder- und Jugend-Monitor 2021 zeigt, dass Kinder in Hartz IV oder Grundsicherung am stärksten unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden haben. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) kritisiert das Corona-Aufholpaket der Regierung daher als unzureichend.

Millionen Kinder und Jugendliche in Hartz IV-Armut gefangen

In Deutschland leben 13,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Knapp 1,8 Millionen von ihnen wachsen in Hartz IV auf. Ihre Aufstiegsschancen sind in Deutschland sehr gering – eine Folge des Hartz IV-Systems. Die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene auch in den nächsten fünf Jahren von Armut betroffen sind, liegt bei 70 Prozent.

Insbesondere Kinder in Armut haben damit defacto kaum Chancengleichheit in Bildung, Ausbildung und Beruf. In keinem anderen europäischen Land hängt der Bildungserfolg so stark an der sozialen Herkunft wie in Deutschland – und das trotz des stetig beschworenen Fachkräftemangels. Nur jeder 12. schafft es, im Erwachsenenalter der Jugendarmut zu entkommen.

Junge Menschen in Grundsicherung völlig isoliert und vernachlässigt

In Deutschland leben 1,5 Millionen Junge Menschen unter 25 Jahren mit Behinderung, davon 320.000 Menschen mit einer schweren Behinderung. Sie waren durch die Schließung von Wekstätten und Therapieangeboten völlig isoliert. Zusätzlich zu den gleichen Belastungen ihrer Altersgenossen fehlten ihnen häufig benutzergerechte IT-Technik, mit der wenigstens ein digitaler Kontakt hätte aufrecht erhalten werden können.

Kinder leben wegen systemischer Benachteiligung in Zukunftsangst

Durch die Folgen der Corona-Pandemie auf soziale und persönliche Entwicklung und Schulbildung verschlimmert sich die Situation noch weiter. Während die Regelsätze und das Lohnniveau gleich blieben, ist die finanzielle Belastung durch Preissteigerung, Inflation, Mehrkosten durch Energieverbrauch, Ausfall von Kita- und Schulessen, geschlossene Tafeln und Hygienebedarf angestiegen. Außerdem ist arbeiten im Homeoffice für arbeitstätige Hartz IV-Aufstocker in der Regel keine Option, wodurch zusätzlicher Betreuungsbedarf für Kinder im Homeschooling entstanden ist, der oftmals nicht gedeckt werden konnte.

Gleichzeitig werden die Jugendlichen von der Politik fast ausschließlich als Schüler wahrgenommen, die sozialen und psychischen Folgen der Kontaktbeschränkungen bleiben im Diskurs meistens außen vor. Die AGJ fürchtet, dass 100.000 Schüler ihre Schullaufbahn wegen Corona ohne Abschluss beenden werden.

Kein Wunder also, dass 45 Prozent der Jugendlichen Angst vor der Zukunft haben.

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Zwei Milliarden Euro Corona-Aufholpaket steht in keinem Verhältnis

Der Bund hat 2020 und 2021 500 Milliarden Euro ausgegeben, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Davon sind lediglich 1,6 Milliarden Euro an Sozialleistungsempfänger geflossen. Für Kinder und Jugendliche gab es 2020 und 2021 insgesamt 450 Euro Corona-Zuschläge.

Ein bisschen Nachhilfe werde die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche nicht beheben, so Kristina Böllert, Vorsitzende der AGJ das Corona-Aufholpaket der Bundesregierung. Im aktuellen Kinder- und Jugendhilfe-Monitor wird ein umfangreiches Paket an Maßnahmen zur generellen Situation von Kindern und Jugendlichen und für solche in Armut formuliert. Dazu gehört unter anderem eine stärkere finanzielle Förderung, mehr Wertschätzung für Kinder und Jugendliche und ein Sonderurlaub für Kinder, Jugendliche und deren Eltern gefordert, der etwas Entlastung schaffen und Kraft für die nächsten Monate geben soll.

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