Hartz IV: Jobcenter wollen ihr schlechtes Image aufbessern

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Um das schlechte Bild der kommunalen Jobcenter in der Öffentlichkeit aufzubessern, haben der Deutsche Städtetag und der Deutsche Landkreistag die Kampagne „Stark. Sozial. Vor Ort.“ gestartet. Wenig überraschend geht die inhaltlich völlig an der Realität vorbei.

Kampagne soll Image der kommunalen Jobcenter aufbessern

Laut der Pressemitteilung sei der Kern der Jobcenter „die Unterstützung aus einer Hand und das Ziel, den Menschen passgenau und nachhaltig dabei zu helfen, schwierige Phasen zu überwinden und wieder Fuß zu fassen.“ Gerahmt wird diese Behauptung mit Videoclips erfolgreich vermittelter Menschen, die sich freuen, sich endlich wieder beweisen zu dürfen.

Dabei gehe es darum, dass Betroffene von Hartz IV trotz „Herausforderungen, Schicksalsschlägen, schwierigen Umständen, verlorenen Jobs und familiären Hürden“ am Ende alles meistern könnten. schließlich würden jedes Jahr eine Viertelmillion Menschen durch die Jobcenter in Arbeit gebracht. Außerdem sollen künftig Zugangshürden durch Digitalisierung, Innovationskultur und Kultursensibilität abgebaut werden.

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Haben die Jobcenter den bezug zur Realität verloren?

Wer diese Werbephrasen liest, muss unweigerlich zu dem Eindruck gelangen, dass die Jobcenter jeden Bezug zur Realität verloren haben. Entgegen der bunten Phrasen der Städte- und Landkreistage zeigen die Zahlen der letzten Jahre, dass das schlechte Image berechtigt ist. Zwar ist beispielsweise die Zahl der Sanktionen gegen Menschen in Hartz IV zurückgegangen, doch liegt dies an dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2019. Gleichzeitig gelangen lediglich zwei Prozent der Betroffenen in der „Weiterbildungsrepublik“ in den Genuß einer beruflichen Qualifizierungs- oder Weiterbildungsmaßnahme. Insbesondere die kommunalen Jobcenter haben ihre Angebote zurückgefahren. Zudem wird nur etwa ein Zehntel jener, die einen Arbeitsplatz finden, tatsächlich von den Jobcentern vermittelt.

Anstatt ein bankrottes System mit blumigem PR-Sprech zu überdecken, wäre es so viel nötiger, einen grundlegenden strukturellen Wandel der Förderung und Vermittlung anzupacken – und das System Hartz IV endlich zu begraben.

Bild: bluedesign / AdobeStock

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