Wer auf Hartz IV Leistungen angewiesen ist, hat oft das Nachsehen. Eine Wohnung zu finden ist vor allem in Stรคdten faktisch unmรถglich. Aber auch auf dem Land wird es immer schwieriger, wie folgendes Beispiel zeigt.
Obdachlosigkeit droht
Nancy B. konnte es kaum glauben, als sie den Brief von ihrem Vermieter in der Hand hielt. Sechs Jahr lebte die alleinerziehende Mutter mit ihren fรผnf Kindern in einer 4-Zimmer-Wohnung. Nun soll sie innerhalb von 3 Monaten aus der Wohnung ausziehen. In dieser Zeit muss sich die Familie eine neue Wohnung suchen, sonst droht die Obachlosigkeit.
Auf unzรคhlige Anzeigen in Zeitungen und im Internet hat die junge Mutter bereits reagiert und die Vermieter angeschrieben. Bisheriges Ergebnis: Zwei Absagen. “Die รผbrigen haben gar nicht erst auf meine Anfrage reagiert”. Die Suche blieb bislang erfolglos, obwohl ein Berufsbetreuer und eine Familienhelferin tatkrรคftig Nancy B. unterstรผtzen.
Auch auf dem Land wird die Suche einer “angemessenen Wohnung” immer schwerer
Niemand hatte damit gerechnet, dass die Wohnungssuche so schwer werden wรผrde. Denn die Familie sucht nicht in der Innenstadt sondern im Einzugsgebiet von Langenlonsheim. Der Wohnungsmarkt scheint bei bezahlbaren Wohnungen wie leergefegt.
“Es ist nahezu unmรถglich, eine ausreichend groรe Wohnung in akzeptablem Zustand zu einem erschwinglichen Preis zu finden”, beklagt Nancys Betreuer. Wird keine Wohnung gefunden, droht der Mutter mit ihren Kindern die Zwangsrรคumung. Dann mรผsste die Familie in eine Obdachlosenunterkunft ziehen. Das wรคre vor allem fรผr die Kinder eine traumatische Erfahrung.
Trotz Bauboom werden kaum bezahlbare Wohnungen gebaut. Viele Immobilienbesitzer sanieren ihre Wohnungen zu Luxusobjekten um, weil sie damit mehr Miete verlangen kรถnnen. “Es entstehen zwar allerorten neue Wohnungen, doch die sind so teuer, dass selbst die gefรถrderten Wohnungen fรผr einkommensschwache Familien nicht finanzierbar sind”, beklagt Susanne Syren vom Bad Kreuznacher “Bรผndnis Wohnen”.
Mietspiegel wird nicht angepasst
Ein weiteres Problem ist der von den Kommunen festgelegte Mietpreisspiegel. Die Pauschalen, die angesetzt werden, reichen bei weitem nicht aus, um die rasante Mietpreisentwicklung zu beachten. Jobcenter รผbernehmen nรคmlich die Mietkosten nur bis zu einer Angemessenheitsgrenze. Diese wird durch den Mietpreisvergleich รคhnlicher Wohnungen in der Umgebung ermittelt. Das wissen auch Vermieter โ und treiben die Preise Schritt fรผr Schritt nach oben.
Die Kommunen wollen oder kรถnnen nicht den Mietpreisspiegel anpassen, weshalb zehntausende Hartz IV Bezieher vor dem Dilema stehen, keine enstprechende Wohnung finden zu kรถnnen. Ob die junge Mutter mit ihren Kindern eine Wohnung findet, scheint fraglich. Eine schreckliche Vorstellung vor allem fรผr die Kinder demnรคchst nur in einer Odachloseneinrichtung Unterkunft zu finden.