Hartz IV: Menschen in Armut gehen viel seltener wählen

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Von der Politik im Stich gelassen. Und keine Partei in Sicht, welche die Situation von Betroffenen nachhaltig realistisch verändern würde oder könnte. Viele Menschen, die von Armut und Hartz IV betroffen sind, gehen nicht wählen.

Keine politische Zukunftsperspektive

Bei der Bereitschaft, wählen zu gehen, gibt es relativ klare Muster. Arbeitslose und Menschen mit geringeren Einkommen, schlechterer Bildung oder auch Berufen mit niedrigerem sozialen Status gehen viel seltener wählen als Menschen, die jeweils am anderen Ende der Verteilung sind“, sagt der Politikwissenschaftler Armin Schäfer.

Das liege vor allem daran, dass Betroffene den Eindruck haben, von der Politik im Stich gelassen worden zu sein und dass sich die Parteien, welche die Wahl realistisch gewinnen könnten, hinsichtlich ihrer Belange inhaltlich zu wenig unterscheiden. Das führt jedoch in der Konsequenz dazu, dass im Bundestag wohlhabendere Teile der Gesellschaft überproportional repräsentiert werden. Der Eindruck, ja doch keinen Einfluss auf das Wahlergebnis zu haben, wird so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.

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Wahlbeteiligung von Menschen in Armut war früher höher

In den 1980er Jahren war die Wahlbeteiligung noch relativ gleich verteilt. 2017 wählten in ärmeren Gegenden kaum 50 Prozent der Menschen, während es in wohlhabenderen Gegenden fast 90 Prozent waren. Das sei darauf zurückzuführen, dass die gesellschaftliche Bindung und kollektive Vertretung von Interessengruppen abgenommen habe, so Schäfer. Außerdem sei die Entscheidung, wählen zu gehen, stark vom ökonomischen und dem Einfluss des sozialen Umfelds abhängig.

Da es den Parteien zunehmend an Mitgliedern fehle, die flächendeckend auch außerhalb des Wahlkampfes präsent die Interessen der Betroffenen vertreten könnten, sei das Wahlverhalten und die politische Kultur zunehmend von polarisierenden Großereignissen abhängig. Doch diese Politisierung könne sehr schnell wieder verschwinden.

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Bild: pusteflower9024 / AdobeStock

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