Hartz IV: Ein-Euro-Jobs verlängern Arbeitslosengeld II-Bezug

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IAB Studie zeigt Negativeffekte bei Ein-Euro-Jobs

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IBA) der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat eine interne Analyse zu den Wirkungseffekten von Ein-Euro-Jobs erstellt. Ziel war es, mit den sog. Arbeitsgelegenheiten Hartz IV Bezieher wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Auswertung zeigt allerdings, dass das Gegenteil der Fall ist.

Kritik an den Ein-Euro-Jobs von Beginn an

Zu Beginn an waren die sog. Ein-Euro-Jobs im Feuer der Kritik. Einerseits, so wurde befürchtet, verdrängen die Arbeitsgelegenheiten sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, weil Arbeitgeber die Richtlinien umschiffen, um billige Arbeitskräfte zu rekrutieren. Andererseits, weil die Entlohnung von 1 bis 2 Euro in der Stunde als wirklich mies und ausbeutend zu bezeichnen sind. Trotz der anhaltenden Kritik hält die BA an dem Instrument fest.

Das IAB untersuchte nunmehr die Wirkung. Ursprünglich sollten ausschließlich “arbeitsmarktferne” Hartz IV Bezieher in solche Ein-Euro-Jobs vermittelt werden. Wie sich zeigte, vermittelten die Jobcenter in den Jahren zwischen 2005 und 2007 auch “arbeitsmarktnahe” Leistungsbezieher in diese Maßnahme, um offenbar die Statistik zu beeinflussen.

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Sinkende Anzahl der Arbeitsgelegenheiten

Seit 2010 wurden immer weniger Leistungsberechtigte in Ein-Euro-Jobs verpflichtet. Verpflichtet deshalb, weil bei einer Weigerung Sanktionen drohen. Ab 2012 hat dann eine Instrumentenreform den Einsatz von Ein-Euro-Jobs weiter eingeschränkt.

Wie das IAB feststellte, sind “Ein-Euro-Jobs allerdings zunehmend in Einsatzfeldern mit geringer Arbeitsnachfrage konzentriert.” Das bedeutet, Chancen einen regulären Job durch eine Arbeitsgelegenheit zu bekommen, sind sehr niedrig. Zu dieser Erkenntnis gelangt auch das BA-Institut: “Dies dürfte ihre Beschäftigungseffekte tendenziell negativ beeinflussen.”

Ein-Euro-Jobs verhindern reguläre Jobs

Die Wissenschaftler des IAB kommen somit zum Ergebnis, dass “die kurz- und mittelfristigen Wirkungen von Ein-Euro-Jobs auf die Beschäftigungswahrscheinlichkeit und Erwerbseinkommen der Geförderten größtenteils negativ sind. Damit nicht genug. Ein-Euro-Jobs erhöhen die Wahrscheinlichkeit, weiterhin oder wieder Hartz IV zu beziehen.

Auch die Reformen bei den Ein-Euro-Jobs im Jahre 2012, wie dem Verbot, dass Beschäftigung nicht verdrängt oder die Entstehung von Beschäftigung nicht behindert werden darf, hat zu keinen signifikanten Verbesserungen geführt.

Im Fazit bedeutet die, dass die Ein-Euro-Jobs nicht dazu geführt, dass die Beschäftigungschancen und das Erwerbseinkommen der Geförderten sich verbessern oder dass die Wahrscheinlichkeit, ALG II zu beziehen, sinkt.

Tatsächlich lagen die Beschäftigtenquoten und die Erwerbseinkommen der Geförderten in den drei Jahren nach Förderbeginn deutlich unter denjenigen, die keine Arbeitsgelegenheiten ausführten. Auch die Wahrscheinlichkeit, ALG II zu beziehen, steigt aufgrund der Teilnahme an Ein-Euro-Jobs in den folgenden drei Jahren, statt zu sinken. So resümieren die Forscher: “Unsere Ergebnisse legen nahe, dass (wie schon vor der Reform) vor allem arbeitsmarktnähere Geförderte negative Effekte verzeichnen.

BA hält an Ein-Euro-Jobs dennoch fest

Es bleibt daher die Frage, warum die Bundesagentur für Arbeit trotz eindeutiger Studienlage an den Ein-Euro-Jobs festhält, wenn diese sogar negativ auf die Arbeitsmarktchancen wirken. Selbst das hauseigene wissenschaftliche Institut lässt kaum ein gutes Haar an den Ein-Euro-Jobs. Liegt es daran, dass Ein-Euro-Jobs die Erwerbslosenquote senkt, weil Ein-Euro-Jobber nicht in der Statistik aufgeführt werden?