Hartz IV Beziehende in der Pandemie ohne Lobby

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Armutsforscher fordert Ernährungszuschlag für Hartz IV Betroffene

Hartz IV Beziehende, Obdachlose und überhaupt arme Menschen finden in der Diskussion um staatliche Hilfen bislang kaum Beachtung. Dabei seien sie im besonderen Maße betroffen, mahnt der Armutsforscher Prof. Christoph Butterwegge. In diesem Zusammenhang fordert der Experte einen Ernährungszuschlag in Höhe von 100 Euro.

Wer die besten Verbindungen hat bekommt auch etwas

Jede Branche und jede Lobby ruft derzeit nach staatlichen Hilfen. Wer am meisten schreit und die besten Verbindungen zur Politik hat, bekommt auch was. Menschen ohne Lobby, meist am Rande der Gesellschaft, fallen schlichtweg durchs Raster.

Christoph Butterwegge sagt, dass aber vor allem die Finanzschwachen und Alten am stärksten von den Auswirkungen der Corona-Krise sind. Durch den flächendeckenden Wegfall der Tafeln haben viele Menschen große Probleme über die Runden zu kommen.

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Obdachlose besonders hart getroffen

“Obachlose und Wohnungslose trifft es dabei besonders hart”, sagt der Wissenschaftler. Es seien nämlich diejenigen, die nicht zuhause bleiben können und denen das Einkommen komplett weggefallen ist, weil sie nicht mehr Pfandflaschen sammeln oder Straßenmagazine verkaufen könnten. An diese Menschen “denkt im Moment kaum jemand”. Viele Hilfseinrichtungen haben derzeit geschlossen. Es arbeiten kaum noch Sozialarbeiter, die Sanitäreinrichtungen und Wärmestuben sind geschlossen. „Ich sehe hier schon eine Tendenz der Verelendung“, meint Butterwegge.

Bundesregierung vergisst soziales Elend

Die Bundesregierung habe bei dem Sozialpaket nicht an jene Menschen gedacht. „Das heißt, die Gruppen, die ohnehin schon große soziale Probleme haben, die fallen hinten runter, und da ist einfach eine verteilungspolitische Schieflage bei den politischen Entscheidungen feststellbar.“

Zuschlag in Höhe von 100 EUR gefordert

Der Forscher fordert daher mindestens einen Ernährungszuschlag von 100 EUR im Monat. Dieser solle für Hartz IV Bezieher und Menschen mit Grundsicherung im Alter gelten. Besonders wichtig sei dieser Zuschlag für Familien, die ihre Kinder nunmehr zuhause versorgen müssen, weil Kindergärten und Schulen geschlossen haben.

Falsch hingegen sei der eingeschlagene Weg der Steuersenkungen. „Steuergeschenke an die Reichen passen jetzt gar nicht in die Landschaft.“ Ein Lastenausgleich, wie ihn die SPD-Vorsitzende Saskia Esken fordere, wäre viel sinnvoller.

Am Ende müsse nämlich die Frage gestellt werden, wer die Krise bezahle. „Wenn da Perspektivlosigkeit um sich greift, weil die keine Einnahmequelle mehr haben, und überhaupt das Elend auf den Straßen sichtbar wird, dann wird hoffentlich das ein Signal sein, dass die politisch Verantwortlichen aufwachen.“

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