Hartz IV: Bewerbungen per Zeitungsinserat Teil II

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Bewerbungen per Zeitungsinserat II

Der Sozialticker beobachtete erneut den Arbeitsmarkt per Zeitungsannonce und hatte bereits schon im ersten Teil [1] darüber ausführlich berichtet, dass die Inserate nicht immer das versprechen, was die Aufmachung beim ersten Anschein verspricht. Auch diese Woche wurden viele Arbeitsangebote aus den größten Printmedien unter die Lupe genommen. Diesmal hat der Sozialticker bewusst Inserate aus den “ländlichen Gegenden” begutachtet und ca. 80 Angebote frei ausgewählt.

Wer jetzt aber denkt, dass man in anderen Gegenden auch andere Angebote macht und findet, der liegt leider falsch. Oft kommt es sogar vor, dass die gleichen Telefonnummern in verschiedenen Anzeigen und regional unterschiedlichen Zeitungen gefunden werden. Es ist sogar so, dass Stellenangebote in Berlin … Arbeitsplätze für einen Firmensitz in München akquirieren, wobei gleichzeitig in München eine Anzeige für Berlin geschaltet wurde.

Dabei finden "abgedroschenen" Phrasen immer wieder neue Anwendung. So lautet eine Anzeige wörtlich: “Wer Arbeit sucht, der findet sie auch”. In diesem Stellenangebot wurden nur Mitarbeiter gesucht, die als Werbeverteiler und Türdrücker arbeiten sollten.

Sind Stellenangebote immer auch Stellenangebote?

Viele Unternehmen erkennen, dass Werbung ein schmerzlicher Posten ist. Mitstreiter erschweren das Überleben auf dem umstrittenen Markt. Die perfekte Lösung ist, durch gezielte Stellenangebote der Konkurrenz Expansion zu suggerieren und die Anzeigen als günstige Werbeplattform zu missbrauchen.

Sind sozial versicherungspflichtige Stellenangebote von freier Mitarbeit noch zu unterschieden?
Erst im Bewerbungsgespräch erfährt der Bewerber, dass die Bezahlung seiner Tätigkeit frei bestimmbar sei, weil man in selbstständiger Arbeit ohne Versicherungsschutz arbeiten soll. Diese Form der Scheinselbständigkeit breitet sich virusartig auf dem Arbeitsmarkt aus. Der Sozialticker glaubt, dass die Zahl der “schwarz” arbeitenden Bevölkerung bald höher liegen muss, als die … die noch Steuer- Sozialabgaben dafür entrichten. Dies würde auch den Aufschwung erklären, welcher sich in den sinkenden Arbeitslosenzahlen widerspiegelt. Die Annahme …. dass sich Menschen aus dem System verabschieden und dafür den “schnellen Weg” zum Geld nehmen, scheint faktisch erwiesen zu sein. Sehr oft tragen diese Stellenangebote:“Heimarbeit – von der Hausfrau zur Managerin … seien Sie Ihr eigener Chef!“

Tut … tut …. tut …. kein Anschluss unter dieser Nummer!
Einige Anzeigen haben aber einen völlig undurchsichtigen Charakter, weil bei den Angeboten nur ein Anrufbeantworter geschaltet ist. Der Sozialticker hat diese öfters besprochen und wartet seit dem nur noch auf die versprochenen Rückrufe – welche nicht erfolgt sind. Bei einigen “knackte” es kurz in der Leitung und eine “nette” Stimme nannte eine 0900ter oder 0180iger Nummer zur weiteren Kontaktaufnahme.

Niedriglohn und Stellen in Teilzeit
In einem Gewerbe wie dem Frisörbereich, in dem die Angestellten es bis heute nicht gelernt haben sich für lebenserhaltende Löhne einzusetzen, hat der Sozialticker sich angemasst, entsprechende Anzeigen nicht zu beachten. In einem Sozialstaat wie Deutschland gilt, dass niemand über sein Leid klagen soll und gesellschaftliche Unterstützung erwarten darf, der dieses Leid selber mit verursacht. Hier gilt wie überall: "Ein Jeder ist sich selbst des Glückes Schmied."

Auch die "Maurer in Teilzeit (wurden) gesucht" ! Auf den ersten Blick durchaus eine überlegenswerte Angelegenheit. Nun sollte man mit dem Ausdruck “Teilzeit” sehr vorsichtig sein und ernst nehmen. In vielen Anzeigen wird dieser Ausdruck nur als Deckmantel für Schwarzarbeit verwendet (bitte nicht verallgemeinern). Genau wie die Begriffe “Pauschal” und “ohne Steuerkarte”! Dem Sozialticker kam der Spruch: “Wer Arbeit sucht – findet auch welche” – wieder hoch und kann nur noch ergänzt werden – “ja sicher … nur leider keine Sozialversicherungspflichtige” ist dabei.

Weitere Dreistigkeiten bei der Stellensuche
Bemerkenswert sind aber auch die Angebote ohne spezieller Aufgabenangabe (z.B. “Ihre Chance jetzt nutzen”), welche mit der Schlussbemerkung "Bewerbungen bitte unter Tel. Nr…….." enden – wohin diese führen, ist bereits beschrieben worden. Fragt man dann nach Art und Umfang der Arbeit, sowie den Bedingungen, wird man bereits schon am Telefon dumm abgefertigt und noch schneller der Hörer aufgelegt. Krönung diesmal: Wir wurden aufgefordert bei einem Meeting zu erscheinen. Dieses so genannte Meeting findet im Hotel XXX am xx.xx.xxxx um xx:xx Uhr statt. Die Teilnahmegebühr beträgt “nur” xxx Euro je Person für xx Stunden. Dieses Phänomen ist nicht nur bei den dubiosen Arbeitgebern zu finden, sondern auch in vielen anderen Sparten anzutreffen.

Und genau diese Verfahrensweise zeigt aus Erfahrung, dass es sich bei diesen angeblichen Arbeitsplätzen überwiegend um Versicherung- und Finanzwerbung bzw. um die “nette Dame” mit dem Schminkkoffer im Schlepptau des "Staubsaugerbeutelvertreters" hängt, welcher mit einem der begehrten in Heimarbeit hergestellten Kugelschreiber zum Vertragsabschluss bittet.

… schlussendlich hat der Sozialticker aufgegeben, weiterhin in Zeitungen nach einem vernünftigen Job – Angebot zu suchen.

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