„Beeinträchtigung“ und „Behinderung“ werden in der Öffentlichkeit oft gleichbedeutend verwendet. Häufig ist nicht bekannt, dass die beiden Begriffe etwas unterschiedliches bezeichnen, und diese Unterscheidung ist wesentlich Nachteilsausgleiche.
Solche stehen Menschen mit Behinderungen zu, beziehungsweise Menschen, die aufgrund körperlicher, seelischer oder geistiger Einschränkungen behindert werden.
Inhaltsverzeichnis
Behinderung steht im Schnittfeld der Gesellschaft
Behinderung ist keine „objektive medizinische Kategorie“, sondern immer auch eine soziokulturelle Konstruktion, produziert über Wissenschaft wie Alltag, Politik und Bürokratie, Selbstdefinition und Fremdzuschreibung.
Gesellschaftliche Teilhabe ist keine körperliche Beeinträchtigung
Werte, Normen, Wissen und Welterklärungen der Zeit und des Milieus spielen ebenso eine Rolle wie die soziale Position der jeweiligen Menschen und ihre Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben, dem familiären Alltag und der täglichen Arbeit teilzuhaben.
Die Beeinträchtigung ist der körperlich-biologische Ausgangspunkt
Die Beeinträchtigung bezeichnet die zugrunde liegende Einschränkung selbst. Das kann die fehlende Sehkraft bei Blinden sein, oder auch eine Lähmung, eine fehlende Gliedmaße oder der Verlust des Hörvermögens.
Wie ist Behinderung definiert?
Die UN-Behindertenrechtskonvention definiert Behinderung jedoch anders, beziehungsweise stellt die Beeinträchtigung in einen Zusammenhang zur Gesellschaft.
Laut der Konvention gelten Menschen als behindert, wenn sie langfristige Sinnesbeeinträchtigungen haben (seelisch, geistig oder körperlich), welche die Betroffenen im Zusammenspiel mit Barrieren an der „vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“
Die Gesellschaft zählt – nicht allein die körperliche Einschränkung
Im Unterschied zur Beeinträchtigung geht es hier also nicht allein um die Sinnesbeeinträchtigung, sondern darüber hinaus um die Gesellschaft, das soziale Umfeld und die Lebenswelt, in der die Betroffenen auf Barriere stoßen, die sie an der Teilhabe behindern.
Behinderung schließt also ausdrücklich die soziale Ebene mit ein, während Beeinträchtigung sich auf den physischen Aspekt konzentriert.
Behinderung ist ein soziales Modell
An einem Beispiel demonstriert bedeutet das: Wenn ich blind bin, dann ist das fehlende Sehvermögen selbst eine Beeinträchtigung. Ob, und wenn wie sehr, diese Beeinträchtigung mich jedoch davon abhält, mich im gesellschaftlichen Alltag zu bewegen, ist eine soziale Ebene. Diese hängt davon ab, ob die Gesellschaft Barrieren aufbaut oder diese abbaut.
Aufbau und Abbau von Barrieren
Blindenschrift ermöglicht es, zu schreiben und zu lesen. Elektronische Hilfsmittel gibt es in Form von Braillezeilen, Screenreadern, mobilen Notizgeräte oder Navigationssystemen. Die Entwicklung solcher Hilfsmittel, um Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigungen abzubauen, ist eine soziale Handlung.
Unleserliche Texte für Blinde oder Gebäude, in die Menschen im Rollstuhl nicht gelangen können, behindern als Barrieren der Gesellschaft. Denn es sind hier nicht die Einschränkungen selbst, die die Betroffenen beeinträchtigen, sondern Handlungen beziehungsweise Unterlassungen des sozialen Umfeldes.
Individuelle Beeinträchtigung und gesellschaftliche Benachteiligung
Aus einer individuellen Beeinträchtigung wird durch die Barrieren eine gesellschaftliche Benachteiligung. Die Nachteilsausgleiche, auf die Menschen mit Behinderungen einen Anspruch haben, sollen dieser Benachteiligung entgegen wirken.