Beamte sollen mit in die Rente einzahlen? Aber zu viele Beamte im Bundestag

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“Die Rente ist sicher”, sagte einst der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blรผm. Die aktuelle Haushaltslage und die daraus resultierenden Vorschlรคge zur Aussetzung der Rentenerhรถhung zeigen jedoch, dass die damalige Zusicherung immer mehr ins Wanken gerรคt. Ein Vorschlag zur besseren Absicherung der Rentenkassen ist die Einbeziehung der Beamten, die ebenfalls in die Rentenkassen einzahlen sollen. Doch das sieht der langjรคhrige Chef des frรผheren Verbandes Deutscher Rentenversicherungstrรคger (VDR) kritisch.

Das Grundgesetz mรผsste geรคndert werden

Franz Ruland, renommierter Verfassungsrechtler und ehemaliger Vorsitzender des Verbandes Deutscher Rentenversicherungstrรคger, argumentiert in der Zeitschrift โ€žWirtschaftsdienstโ€œ gegen die Forderung, Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen.

Der Rentenexperte beruft sich dabei auf Artikel 33 des Grundgesetzes, wonach das Recht des รถffentlichen Dienstes unter Berรผcksichtigung der hergebrachten Grundsรคtze des Berufsbeamtentums zu regeln und fortzuentwickeln ist.

Ruland geht sogar soweit zu behaupten, dass selbst die Einfรผhrung einer “gespaltenen Versorgung”, angelehnt an das Modell der Kombination aus Rentenversicherung und Zusatzversorgung des รถffentlichen Dienstes, nach Artikel 33 des Grundgesetzes unzulรคssig sei.

Zu viele Beamte im Bundestag

Trotz der grundsรคtzlichen ร„nderbarkeit des Grundgesetzes betont er, dass die notwendigen Zweidrittelmehrheiten aufgrund der Vielzahl von Beamten im Bundestag und Bundesrat schwer zu erzielen wรคren. SchlieรŸlich wรผrden viele parteiรผbergreifend nicht dafรผr stimmen.

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รœbertragung notwendig, aber nicht rentenentlastend

Aufgrund demografischer Herausforderungen von Beamtenversorgung und Rentenversicherung fordert Ruland jedoch eine “systemadรคquate” รœbertragung der in der Rentenversicherung getroffenen MaรŸnahmen auf die Beamtenversorgung.

Er warnt jedoch davor, dass die erhoffte Entlastung der Rentenversicherung durch die Einbeziehung der Beamten nicht eintreten werde. Dies sei nur mรถglich, wenn die Rentenkassen nicht gleichzeitig auch die Verantwortung fรผr die zu zahlenden Pensionen รผbernehmen mรผssten.

Keine Stabilitรคt der Rente durch Beamte in der Rentenversicherung?

ร„hnlich skeptisch zeigte sich Reinhold Thiede, der Forschungschef der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Eine finanzielle Stabilitรคt der deutschen Rentenversicherung sei seiner Ansicht nach langfristig nicht durch eine Integration der Beamten zu verbessern.

“Alles in allem betrachtet wรผrde ich sagen, die finanzielle Stabilitรคt der deutschen Rentenversicherung wรผrde durch eine Eingliederung der Beamten langfristig nicht verbessert”, so Thiede.

Thiede fรผhrt an, dass zwar eine langsame รœberfรผhrung der Beamten in die DRV vorรผbergehend die Rentenkassen entlasten kรถnnte. Dennoch warnt Thiede vor den langfristigen Konsequenzen, da sich dadurch auch zukรผnftige Rentenansprรผche der Beamten ergeben wรผrden, die finanziell gedeckt werden mรผssen. Das jedoch wรผrde wieder zu einer Belastung der Rentenkassen fรผhren.

Am Beispiel ร–sterreich orientieren

Der Experte schlรคgt daher vor, dass sich die Politik bei einer mรถglichen Einbeziehung der Beamten in das Rentenversicherungssystem am Beispiel ร–sterreichs orientieren kรถnnte. Dort wurden ab einem bestimmten Stichtag alle Neuverbeamteten in die Sozialversicherung einbezogen, wรคhrend die Bestandsbeamten im bisherigen System verblieben. โ€žWer zum Stichtag bereits Beamter war, bleibt im bisherigen Systemโ€œ, so Thiede.

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Wie Ruland betonte auch Thiede, dass eine Einbeziehung der Beamten in die DRV wegen der langfristigen Folgen sorgfรคltig geprรผft werden mรผsse. Insbesondere die hรถhere Lebenserwartung der Beamten kรถnne sich langfristig als nachteilig fรผr die Rentenversicherung erweisen.

Fรผr eine Einbeziehung der Beamtinnen und Beamten in den Kreis der Rentenbeitragszahler spricht laut Thiede, dass dies die Akzeptanz des Systems erhรถhen kรถnnte, wenn alle Bรผrgerinnen und Bรผrger in einem Boot sรครŸen. Zudem lieรŸen sich in einem einheitlichen Alterssicherungssystem SolidarmaรŸnahmen zugunsten von Geringverdienern leichter begrรผnden und legitimieren, so der Rentenexperte.