Ausgleiche können die Rente aufbessern – Dank Rentenpassung

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Ausgleichszahlungen für Rentenabschläge können sich lohnen wenn man vorzeitig in den Ruhestand gehen will oder die Renteneinbußen durch gezielte Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung kompensieren will.

Mit der Rentenanpassung zum 1. Juli 2024, die eine Erhöhung um 4,57 Prozent mit sich brachte, sowie der bevorstehenden Verteuerung der Ausgleichszahlungen ab 2025, stellt sich diese Frage umso dringlicher. In diesem Artikel werden alle relevanten Aspekte dieser Überlegung umfassend beleuchtet.

Was bringt die Einzahlung seit dem 1. Juli 2024?

Eine entscheidende Grundlage für die Beurteilung der Rentenabschlagsausgleichung ist die aktuelle Rentenhöhe und die daraus resultierenden Entgeltpunkte.

Seit dem 1. Juli 2024 erhält man pro Rentenpunkt 39,32 Euro an monatlicher Bruttorente. Wer beispielsweise 10.000 Euro in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, erwirbt derzeit 1,1853 Entgeltpunkte. Dies entspricht einem monatlichen Bruttorentenplus von 66,61 Euro oder 559,32 Euro pro Jahr.

Eine einfache Rechnung zeigt: Bei einer zusätzlichen jährlichen Rentenzahlung von etwa 560 Euro benötigt man etwa 17 Jahre und 10 Monate Rentenbezug, um die eingezahlten 10.000 Euro wieder zu amortisieren.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt der finanzielle Vorteil für die Rentnerin oder den Rentner. Diese Betrachtung ignoriert jedoch wesentliche Einflussfaktoren wie Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, die die tatsächliche Rentenzahlung beeinflussen.

Was beeinflusst die Rentenzahlung?

Es ist wichtig zu verstehen, dass die rein mathematische Betrachtung der Amortisationszeit nicht die gesamte finanzielle Situation widerspiegelt. Faktoren wie Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie die steuerliche Belastung müssen berücksichtigt werden.

  1. Steuern: Die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung kann steuerlich als Altersvorsorgeaufwendung abgesetzt werden, was zu einer Reduzierung des zu versteuernden Einkommens führt. Gleichzeitig erhöht die spätere Rente die Steuerbelastung im Alter.
  2. Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung: Von der zusätzlichen Bruttorente werden Abzüge für die Kranken- und Pflegeversicherung vorgenommen, die derzeit rund 12 Prozent der Bruttorente ausmachen.

Beispiel 1: Die Situation bei niedrigerem Einkommen

In einem ersten Beispiel betrachten wir eine alleinstehende Person mit einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 25.000 Euro.

Wenn diese Person 10.000 Euro in die Rentenkasse einzahlt, sinkt das zu versteuernde Einkommen auf 15.000 Euro, was zu einer Steuerersparnis von etwa 2.480 Euro führt. Effektiv kostet die Ausgleichszahlung also nur 7.520 Euro.

Im Alter erhöht diese Zahlung die monatliche Bruttorente um 46,61 Euro, was bei vorzeitigem Renteneintritt (63 Jahre) und einem Rentenabschlag von 14,4 Prozent noch 480 Euro jährlich an Nettozuwachs bedeutet.

Nach Abzug der Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie Steuern bleiben letztlich 358 Euro Nettozuwachs pro Jahr.

Es dauert somit 21 Jahre, bis sich die Ausgleichszahlung amortisiert – ein leichter Vorteil gegenüber der vorherigen Situation vor der Rentenanpassung, bei der dies noch 22 Jahre gedauert hätte.

Beispiel 2: Die Situation bei höherem Einkommen

Ein weiteres Beispiel betrifft eine Person mit einem zu versteuernden Einkommen von 70.000 Euro.

Hier reduziert die Einzahlung von 10.000 Euro das zu versteuernde Einkommen und führt zu einer Steuerersparnis von rund 4.120 Euro. Die effektiven Kosten der Ausgleichszahlung belaufen sich somit auf 5.880 Euro.

Im Alter bringt die Einzahlung eine Netto-Rentensteigerung von etwa 337 Euro jährlich nach Abzug aller relevanten Kosten.

Diese Person benötigt 17 Jahre und 5 Monate, um die investierten 5.880 Euro zurückzuerhalten. Auch hier ist die Amortisationszeit im Vergleich zur Situation vor der Rentenanpassung um ein Jahr kürzer.

Welche Vorteile bietet die Ausgleichszahlung langfristig?

Die Ausgleichszahlung ist eine sichere Methode, um die Rentenlücke bei vorzeitigem Renteneintritt zu schließen und bietet einige spezifische Vorteile:

  • Lebenslange Rentenzahlungen: Die zusätzliche Rente wird bis zum Lebensende gezahlt und ist von jährlichen Rentenanpassungen abhängig, die den Betrag an die allgemeine Lohnentwicklung anpassen.
  • Sicherheit gegen das Langlebigkeitsrisiko: Anders als bei Investitionen in Aktien oder andere Anlageformen besteht bei der gesetzlichen Rentenversicherung kein Risiko, dass das Kapital vor dem Lebensende aufgebraucht ist.
  • Absicherung des Ehepartners: Im Todesfall profitieren gegebenenfalls auch der Ehepartner oder die Ehepartnerin in Form einer höheren Witwen- oder Witwerrente.

Für wen ist die Ausgleichszahlung sinnvoll?

Ob sich die Ausgleichszahlung lohnt, hängt stark von der individuellen Lebenssituation und den persönlichen Zielen ab.

Für Personen, die eine sichere und lebenslange Zusatzrente bevorzugen, ist sie eine solide Option ohne größeres Verlustrisiko. Menschen, die eine geringe Toleranz für finanzielle Schwankungen haben und sich nicht aktiv um ihre Geldanlage kümmern möchten, profitieren von dieser Option.

Die Ausgleichszahlung ist nach der Rentenanpassung von 2024 sogar etwas lukrativer geworden.

Wann sollte man auf eine Ausgleichszahlung verzichten?

Für diejenigen, die ihre finanzielle Situation im Alter als gesichert ansehen und ihre Ersparnisse lieber flexibel nutzen möchten, sei es für größere Ausgaben wie Reisen, Renovierungen oder zum Vererben, könnte die Ausgleichszahlung weniger attraktiv sein. Hier könnten alternative Anlagen, die höhere potenzielle Renditen bieten, geeigneter sein.

Lohnt sich die Ausgleichszahlung?

Die Antwort auf diese Frage ist individuell und hängt stark von den Zielen, der Lebenssituation und der Risikobereitschaft ab.

Die Ausgleichszahlung bleibt jedoch eine Option für eine gesicherte Zusatzrente und bietet nach der Rentenanpassung von 2024 sogar leicht verbesserte Bedingungen. Wer sich dafür interessiert, sollte jedoch beachten, dass der Preis für Rentenpunkte ab 2025 deutlich ansteigt.

Eine rechtzeitige Entscheidung oder die Nutzung von Strategien, um noch zum 2024er Preis einzuzahlen, könnte sich lohnen.