Rente mit 63 nach 35 Arbeitsjahren steht vor dem Aus

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Die Union aus CDU und CSU will das frรผhestmรถgliche Renteneintrittsalter fรผr Versicherte mit mindestens 35 Beitragsjahren erhรถhen. Nach bisherigen Regelungen ist ein Eintritt in die Altersrente mit 63 Jahren mรถglich, allerdings nur unter Inkaufnahme teils erheblicher Abschlรคge.

Kรผnftig soll dieser frรผhe Eintritt schrittweise auf das 65. Lebensjahr verschoben werden. Dieses Vorhaben ist Teil der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union, die in verschiedenen Arbeitsgruppen gemeinsame Nenner suchen.

Das Papier der sogenannten โ€žArbeitsgruppe 5โ€œ (Arbeit und Soziales) zeigt, an welchen Stellen Konsens herrscht und an welchen Punkten noch Verhandlungen nรถtig sind.

Warum sind die Plรคne so brisant?

Die Altersrente nach 35 Beitragsjahren wird jรคhrlich von mehr als 200.000 Menschen in Anspruch genommen.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzen die Chance, sich mit 63 Jahren in den Ruhestand zu verabschieden und nehmen dafรผr auch Rentenabschlรคge in Kauf.

Der Plan der Union, dieses frรผhestmรถgliche Rentenalter auf 65 Jahre anzuheben, bedeutet fรผr zukรผnftige Rentenjahrgรคnge eine deutliche Verlรคngerung ihrer Erwerbszeit.

Gerade fรผr jene, die mit gesundheitlichen Einschrรคnkungen oder Arbeitsbelastungen zu kรคmpfen haben, kann dies gravierende Auswirkungen haben. Auch junge Menschen, die sich frรผh in ihrem Berufsleben auf die Perspektive einer Rente ab 63 eingestellt haben, werden mรถglicherweise umlernen mรผssen.

Vertrauliche Papiere der Arbeitsgruppe

In den vertraulichen Papieren der Arbeitsgruppe tauchen verschiedene Textpassagen auf, die entweder bereits als โ€žEinigungโ€œ markiert sind oder noch dem Status โ€žkeine Einigungโ€œ unterliegen.

An jenen Stellen, an denen die Verhandlungspartner einig sind, ist der Weg in der Regel frei, um diese Punkte in einen Koalitionsvertrag aufzunehmen.

Bei strittigen Forderungen โ€“ beispielsweise der Anhebung des frรผhen Rentenbeginns von 63 auf 65 Jahre โ€“ ist noch unklar, ob die Union sich mit diesem Vorschlag durchsetzen kann. Dabei spielen auch die Kostenfrage und die kรผnftige Finanzierbarkeit der Renten eine gewichtige Rolle.

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Was wรผrde sich fรผr Rentner รคndern?

Wer die 35 Beitragsjahre erfรผllt, konnte bislang mit 63 Jahren in Rente gehen und musste fรผr jeden Monat, den er oder sie vor der Regelaltersgrenze aufhรถrt zu arbeiten, einen Abschlag in Kauf nehmen.

Die Union betont, dass nicht nur das Einstiegsalter, sondern mรถglicherweise auch der Umfang der Abschlรคge auf den Prรผfstand gehรถrt.

Dies kรถnnte einerseits fรผr geringere Abzรผge sorgen, wenn man bis 65 Jahre arbeitet. Andererseits verlieren jene, die auf die Mรถglichkeit ab 63 angewiesen sind, gleich zwei Jahre, bevor sie die finanzielle Absicherung einer gesetzlichen Rente beanspruchen kรถnnen.

Welche Rolle spielen dabei 45 Beitragsjahre und andere Rentenmodelle?
Die Diskussion um die Anhebung des Renteneintrittsalters fรผr langjรคhrig Versicherte mit 35 Jahren Beitragszeit steht in Kontrast zu einer anderen Leistung, die bereits existiert und nicht infrage gestellt wird: die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren.

Wer diese Hรผrde schafft, kann auch ohne Abschlรคge in Rente gehen. Die Debatte dreht sich daher vor allem um jene Beschรคftigten, die die 45 Jahre nicht erreichen.

Damit geraten gerade Berufsgruppen ins Visier, die aus verschiedenen Grรผnden โ€“ etwa Phasen der Arbeitslosigkeit, Zeiten der Kindererziehung oder Gesundheitsprobleme โ€“ nicht genรผgend Beitragsjahre ansammeln konnten und trotzdem frรผher aus dem Beruf aussteigen mรถchten.

Wie gehts jetzt weiter?

Inwiefern sich das Rentensystem am Ende wirklich รคndern wird, entscheidet sich erst im Laufe der Koalitionsgesprรคche. Dennoch empfiehlt es sich, die laufenden Diskussionen zu verfolgen und sich rechtzeitig beraten zu lassen.

Der Rechtsexperte Peter Knรถppel weist darauf hin, dass “neue Regelungen fรผr kรผnftige Jahrgรคnge absehbar sind und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diese Unsicherheit im Blick behalten sollten.”

Auch wenn die Details erst im finalen Koalitionsvertrag stehen werden, ist bereits deutlich, dass sich die groรŸen Parteien einen nachhaltigen Umbau des Rentensystems wรผnschen.

Anpassungen beim Renteneintrittsalter und mรถgliche ร„nderungen bei den Abschlรคgen sind Anzeichen dafรผr, dass die Entscheidungstrรคger den demografischen Wandel nicht lรคnger nur verwalten, sondern aktiv gestalten mรถchten. Wie weit diese Schritte gehen und wer am Ende die Hauptlast einer Verlรคngerung der Lebensarbeitszeit trรคgt, bleibt abzuwarten.

Die Plรคne in der Arbeitsgruppe 5, die im genannten Papier festgehalten sind, geben jedoch einen ersten Vorgeschmack darauf, dass Reformen in Arbeit sind und vor allem Menschen mit 35 Beitragsjahren besonders auf das Ergebnis blicken sollten.

Die Entwicklungen in den Rentenverhandlungen bleiben also spannend. Zwar ist noch unklar, ob der Vorschlag der Union, den frรผhesten Renteneintritt fรผr langjรคhrig Versicherte auf 65 Jahre anzuheben, in Gรคnze durchgesetzt wird, doch zeigt die Debatte bereits, dass es fรผr kรผnftige Generationen nicht bei den bekannten Optionen bleiben muss.