Jobcenter-Mitarbeiter widersprechen der BA

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Jobcenter-Mitarbeiter wehren sich gegen falsche Behauptungen der Bundesagentur für Arbeit

27.05.2015

Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff im Rahmen seiner RTL-Sendung „Team Wallraff – Reporter undercover“ auf die massive Missstände im Jobcenter hinwies, hagelte es vom Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) harsche Kritik. Im einem Interview mit der BA-internen Zeitung „Dialog“ erklärte Vorstands-Mitglied Raimund Becker, dass sich die Mitarbeiter der Jobcenter durch den Bericht von Wallraff verunglimpft fühlten. Nun melden sich Mitarbeiter der Behörde in einem anonymen Brief an Inge Hannemann zu Wort, die den Brief auf ihrer Internetseite „altonabloggt.com“ veröffentlicht hat. Demnach entsprechen Beckers Behauptungen alles andere als der Wahrheit.

 

Jobcenter-Mitarbeiter fühlen sich durch Wallraff nicht verunglimpft
„Mit großem Entsetzen und Wut haben wir die neueste Ausgabe der internen „Propagandazeitung“ „Dialog“ zur Kenntnis genommen. Es ist so gekommen, wie wir geahnt haben: Gehirnwäsche wie immer, erneut werden Missstände verleugnet und die Vorstände Weise, Alt und Becker vertuschen ihre Fehler“, schreiben die Jobcenter-Mitarbeiter, die anonym bleiben möchten, in ihrem Brief. „Das interne Interview von Herrn Becker ist eine bodenlose Frechheit.“ Becker behauptet darin, dass sich die Mitarbeiter durch die Sendung von Günter Wallraff „verunglimpft“ fühlten. Es sei dem Brief zufolge aber das Gegenteil der Fall.

„Wir haben uns den Bericht mehrmals angesehen, eine Verunglimpfung unserer Kollegen/innen ist absolut nicht zu erkennen. Ganz im Gegenteil: Sie haben endlich mal die Wahrheit über die jahrelangen Missstände gesagt, die von der Behördenleitung permanent verleumdet werden“, schreiben die Mitarbeiter in dem Brief. „Die Einzigen, die hier durch die Bundesagentur für Arbeit-‘Führung’ verleumdet werden, sind der Journalist Wallraff, die gezeigte Wahrheit und viele Kollegen bundesweit.“

„Wir arbeiten nicht in einer Sekte“
Das fatale an der BA sei, dass sich die Behörde selbst verwalte und es an einem unabhängigen Kontrollorgan fehle. Dem Brief zufolge sei unter anderem der Fachkräftemangel gewollt, um die Öffentlichkeit zu täuschen. In der Bewerberdatenbank würden beispielsweise 11.247 Ingenieure für Mechatronik und Automatisierungstechnik, 11.117 für Bauinformatik, 7.132 für Energietechnik und 7.863 für Maschinenbau auf einen Job warten. „Würden die für Qualifizierung vorgesehenen Gelder nicht zweckentfremdet werden und alle Maßnahmen sinnvoll sein, dann hätten wir fast keinen Mangel mehr. Und nun will Nahles noch 750 Millionen Euro einsparen, noch mehr Fachkräftemangel bewusst produzieren. Super Frau Nahles!“, kritisieren die Autoren des Briefes.

„Wir sind keine Idioten, wir arbeiten nicht in einer Sekte, sondern in einer Behörde mit einem eigentlichen sehr verantwortungsvollen, politischen Auftrag. Nämlich Menschen in Arbeit (von der man leben kann) zu bringen und pünktlich deren zustehende Leistungen auszuzahlen. Menschen zu beraten und ihre eventuellen Vermittlungshemmnisse zu beseitigen. Unser Auftrag lautet nicht: Arbeitslosenzahlen und Statistiken zu fälschen, Millionen an Steuergeldern zu verschwenden und die Menschen in die Zeit- oder Leiharbeit zu (er) pressen.“ (ag)

Bild: JiSign/fotolia

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