Trotz Hartz IV Anpassung: Massive Unterdeckung bei den Stromkosten

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Hartz IV Bezieher mรผssen die Kosten fรผr Strom aus den Regelleistungen zahlen. Eine Studie des Vergleichsportals Verivox zeigte, dass eine hohe Unterdeckung stattfinde. Das bedeutet, der Stromanteil in den Regelleistungen ist viel zu niedrig angesetzt. Auch der neue Hartz IV Satz gleicht diese Unterdeckung nicht aus.

รœbersicht: So hoch ist die Unterdeckung des Stromanteils bei Hartz IV

รœbersicht Stromkosten Unterdeckung bei Hartz IV

Der Hartz-IV-Satz fรผr das Jahr 2021 enthรคlt zu wenig Geld fรผr Strom. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox belรคuft sich der Fehlbetrag fรผr Alleinlebende auf durchschnittlich 94 Euro pro Jahr. Besonders Haushalte in der Grundversorgung sind betroffen. Bis zu 197 Euro mรผssen Haushalte im kommenden Jahr an anderer Stelle einsparen, um ihre Stromkosten zu begleichen. Das ist so viel wie nie zuvor.

Strompauschale im Durchschnitt 22 Prozent zu niedrig bemessen

Zum 1. Januar 2021 soll der Regelsatz fรผr einen alleinstehenden Erwachsenen um mindestens 7 Euro auf 439 Euro* pro Monat steigen. Die zugrundeliegende Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) sieht davon 35,30 Euro zur Begleichung der Stromkosten vor.

Die Stromkosten eines Singlehaushalts mit einem Verbrauch von 1.500 Kilowattstunden belaufen sich nach Verivox-Berechnungen im Bundesdurchschnitt aber auf monatlich 43,17 Euro. Das entspricht einem Minus von 22 Prozent in der Haushaltskasse. Fรผr Hartz-IV-Empfรคnger, die Strom aus der Grundversorgung beziehen, ist die Lรผcke noch deutlich grรถรŸer. Hier รผbersteigen die tatsรคchlichen Stromkosten von 48,75 Euro monatlich den Regelsatz um 38 Prozent.

In Schleswig-Holstein fehlen bis zu 197 Euro pro Jahr

Wie hoch die Versorgungslรผcke ausfรคllt, unterscheidet sich regional stark. In Schleswig-Holstein mรผssen alleinlebende Hartz-IV-Empfรคnger in der Grundversorgung jeden Monat 51,75 Euro fรผr Strom aufwenden und damit knapp 47 Prozent mehr als im Hartz-IV-Satz vorgesehen. Im Laufe des Jahres summiert sich das Minus so auf 197 Euro. In Hamburg belaufen sich die monatlichen Kosten auf 51,33 Euro (+ 45 Prozent), in Baden-Wรผrttemberg auf 49,92 Euro (+ 41 Prozent). Am wenigsten zuzahlen mรผssen Hartz-IV-Empfรคnger in Bremen. Der Fehlbetrag betrรคgt hier rund 25 Prozent.

Elektrische Warmwasserbereitung erhรถht Kosten zusรคtzlich

Muss Wasser dezentral etwa mithilfe eines Durchlauferhitzers erwรคrmt werden, steigen Stromverbrauch und Kosten weiter. Etwa 750 kWh zusรคtzlich verbraucht ein Einpersonenhaushalt mit elektrischer Warmwasserbereitung. Zwar kรถnnen Singlehaushalte einen Mehrbedarf von 2,3 Prozent des Regelsatzes beim Amt geltend machen, das sind gut 10 Euro. Die tatsรคchlichen Mehrkosten belaufen sich aber auf mehr als 20 Euro.

Fehlbetrag wird von Jahr zu Jahr grรถรŸer

Der Betrag, der Hartz-IV-Empfรคngern in der Grundversorgung jรคhrlich fรผr Strom fehlt, steigt immer weiter. Waren es 2019 noch 101 Euro, mussten sie 2020 bereits eine Lรผcke von durchschnittlich 115 Euro in Kauf nehmen. Im kommenden Jahr wird sich der Fehlbetrag auf durchschnittlich 161 Euro in der Grundversorgung belaufen.

Seit der Einfรผhrung von Hartz IV im Jahr 2005 ist der Regelsatz schrittweise um rund 27 Prozent gestiegen (von 345 Euro auf 439 Euro). Die Strompreise haben sich im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 61 Prozent verteuert, in der Grundversorgung sogar um 78 Prozent.

Stromanbieter wechseln?

Mit einem Anbieterwechsel kรถnnen Hartz-IV-Empfรคnger ihre Kosten senken. Allerdings prรผfen viele Stromanbieter vor Vertragsabschluss die Bonitรคt der Kunden und behalten sich vor, die Belieferung abzulehnen. Gerade Hartz IV Bezieher haben es daher schwerer, den Stromanbieter zu wechseln.