Studie: Gesunde Kost mit dem Bürgergeld Regelsatz nicht finanzierbar

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Während Sozialverbände wie der Paritätische schon seit längerem darauf hinweisen, dass die Regelleistungen im Bürgergeld nicht ausreichen, um sich vollwertig und gesund zu ernähren, hat sich auch die Wissenschaft des Themas angenommen.

Ist eine gesunde Ernährung auch mit dem Bürgergeld möglich?

Ein Forscherteam um den Ernährungswissenschaftler Dr. med. Stefan Kabisch von der Charité Berlin ist der Frage nachgegangen, ob eine ausreichend gesunde Ernährung auch mit den Regelleistungen im SGB II / SGB XII gewährleistet werden kann.

Dazu wurden die Kosten von 5 gesunden Ernährungsformen verglichen. Die Gutachter wählten 5 gesunde Ernährungsweisen aus. Alle Ernährungsformen hatten eines gemeinsam: Der Warenkorb enthielt immer viel Obst und Gemüse.

  • Variante 1: fettarm mit vielen Vollkornprodukten
  • Variante 2: kohlenhydratarm mit hochwertigen Speiseölen und Nüssen
  • Variante 3: die vegetarische Kost,
  • Variante 4: die vegane Ernährung und
  • Variante 5: die so genannte meditarane Ernährung mit viel Gemüse, Fisch und Obst.

Die Analyse habe gezeigt, so Stefan Kabisc, dass die mediterrane Kost und die kohlenhydratbetonte Diät die teuerste Ernährungsweise seien. Gerade bei der mediterranen Ernährung sind gute Öle und Fisch sehr kostenintensiv.

Nicht bezahlbar mit den Regelleistungen

Im Ergebnis zeigte sich, dass keine Ernährungsweise aus dem Regelsatz finanzierbar war. Zum Zeitpunkt der Studie lag der monatliche Regelsatz für Ernährung bei Hartz IV bei ca. 156 Euro pro Monat. Mit der Einführung des Bürgergeldes wurde der Ernährungssatz um 18 Euro auf rund 174 Euro pro Monat erhöht. Euro erhöht. Ist damit die Ernährungsarmut gedämpft?

“Der Regelsatz ist angepasst, die Inflation ist aber wesentlich steiler. Gerade bei den gesunden Lebensmitteln wie Gemüse ist die Teuerungsrate sehr deutlich zu messen. Deshalb gehe ich nicht davon aus, dass es sich verändert, sondern eher schlimmer geworden ist”, resümiert der Forscher gegenüber dem NDR Magazin “Markt”.

Auswertung zeigt: Bürgergeld-Regelsatz müsste auf 725 Euro im Monat angehoben werden

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Analyse des Paritätischen Gesamtverbandes. Aufgrund der starken Preissteigerungen vor allem im Bereich der Grundnahrungsmittel und Energie seien die Regelleistungen trotz der Erhöhung im Januar dieses Jahres keine Verbesserung, sondern lediglich eine Anpassung an die gestiegenen Lebenshaltungskosten der letzten zwölf Monate.

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Nach Berechnungen der Paritätischen Forschungsstelle sind die mit dem Bürgergeld umgesetzten Reformen unzureichend. Die Regelleistungen müssten “auf mindestens 725 Euro angehoben werden, um wirksam vor Armut zu schützen”, heißt es in der Studie.

Anfrage an die Bundesregierung

“Eine gesundheitsfördernde Ernährung ist auch mit stark begrenzten Einkommensressourcen möglich”. Das steht in einer Antwort der Bundesregierung nach einer Anfrage der Fraktion “Die Linke”. Die Partei hatte nach Maßnahmen der Bundesregierung gefragt, die die Ernährungsarmut lindern könnten.

Noch nie selbst vom Bürgergeld gelebt

“Wer das behauptet, hat in dieser Situation wahrscheinlich noch nie gelebt. Der weiß nicht, was es bedeutet, sich von dem Regelsatz gesund ernähren zu wollen. Das geht einfach nicht”, entgegnet Gaby Hansen, Bürgergeld-Bezieherin, gegenüber dem NDR.

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