Der blaue Parkausweis ist ein unverzichtbares Hilfsmittel fรผr Menschen mit erheblichen Mobilitรคtseinschrรคnkungen aufgrund einer Schwerbehinderung. Doch was genau ist dieser Ausweis, wer hat Anspruch darauf und warum ist er so bedeutend?
Diese Fragen mรถchte wir gern in diesem Artikel ausfรผhrlich beantworten.
Inhaltsverzeichnis
Wer kann den blauen Parkausweis beantragen?
Der blaue Parkausweis ist nicht fรผr jeden zugรคnglich, auch wenn eine Schwerbehinderung vorliegt.
Er ist speziell fรผr Menschen gedacht, die aufgrund ihrer Behinderung stark in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschrรคnkt sind. Anspruch auf den blauen Parkausweis haben Menschen, die einen Schwerbehindertenausweis mit bestimmten Merkzeichen besitzen. Dazu gehรถren:
- Merkzeichen aG (auรergewรถhnlich Gehbehindert): Menschen, die aufgrund schwerer kรถrperlicher Einschrรคnkungen nicht in der Lage sind, sich ohne fremde Hilfe oder erhebliche Anstrengung fortzubewegen.
- Merkzeichen Bl (Blind): Personen, die vollstรคndig erblindet sind oder deren Sehvermรถgen so stark eingeschrรคnkt ist, dass sie als blind gelten.
- Personen mit Amelie oder Phokomelie: Diese schweren kรถrperlichen Beeintrรคchtigungen sind oft Folge von Contergan-Schรคden und betreffen die Gliedmaรen, entweder an den Armen oder Beinen.
Fรผr die Bewertung des Sehvermรถgens gilt, dass die beidseitige Gesamtsehkraft maximal 1/50 betragen darf, was einem Visus von 0,02 entspricht.
Auch andere, รคhnlich schwere Sehbeeintrรคchtigungen kรถnnen unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt werden.
Warum erhalten auch blinde Menschen einen Parkausweis?
Eine hรคufig gestellte Frage ist, warum blinde Menschen einen Parkausweis erhalten, obwohl sie selbst in der Regel nicht Auto fahren kรถnnen.
Der Parkausweis ist nicht an das Fahrzeug oder den Fahrzeughalter gebunden, sondern an die berechtigte Person.
Blinde Menschen benรถtigen oft eine Begleitperson, die sie fรคhrt und ihnen hilft, sicher zu ihrem Ziel zu gelangen.
Ein Parkplatz in unmittelbarer Nรคhe zur Arztpraxis, zum Bahnhof oder anderen wichtigen Orten ist daher unerlรคsslich, um die Mobilitรคt und Teilhabe dieser Menschen sicherzustellen.
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Welche Vorteile bietet der blaue Parkausweis?
Mit dem blauen Parkausweis kรถnnen Menschen mit Behinderungen spezielle Parkplรคtze nutzen, die durch ein Rollstuhlfahrer-Piktogramm gekennzeichnet sind.
Diese Parkplรคtze sind in der Regel breiter, um ausreichend Platz fรผr das Ein- und Aussteigen sowie fรผr das Hantieren mit Rollstรผhlen zu bieten.
Darรผber hinaus bietet der blaue Parkausweis weitere Erleichterungen:
- Parken im eingeschrรคnkten Halteverbot: Bis zu drei Stunden, vorausgesetzt, die Ankunftszeit wird durch eine Parkscheibe dokumentiert.
- Gebรผhrenfreies Parken: An Parkuhren und Parkplรคtzen mit Parkscheinautomaten kรถnnen Menschen mit blauem Parkausweis unbegrenzt und ohne Gebรผhren parken.
- Parken in Fuรgรคngerzonen: Wรคhrend der Be- und Entladezeiten ist das Parken in entsprechenden Zonen erlaubt.
Diese Erleichterungen sind nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern oft eine Notwendigkeit, um den Alltag bewรคltigen zu kรถnnen.
Welche Voraussetzungen mรผssen erfรผllt sein?
Nicht jeder Schwerbehindertenausweis berechtigt automatisch zum Parken auf Behindertenparkplรคtzen.
Der blaue Parkausweis ist an sehr spezifische Voraussetzungen gebunden. Personen, die dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind, erfรผllen diese in der Regel.
Doch auch andere schwere orthopรคdische Erkrankungen des Bewegungsapparates, neurologische Erkrankungen oder schwerste Herz- und Lungenerkrankungen kรถnnen zur Berechtigung fรผhren, sofern sie die Mobilitรคt รคhnlich stark beeintrรคchtigen.
Was passiert, wenn man ohne Berechtigung auf einem Behindertenparkplatz parkt?
Wer ohne gรผltigen Parkausweis auf einem Behindertenparkplatz parkt, begeht einen Verstoร gegen die Straรenverkehrsordnung, der mit einem Buรgeld von 55 Euro geahndet wird.
Zudem kann das Fahrzeug abgeschleppt werden, unabhรคngig davon, ob gerade ein berechtigter Mensch den Parkplatz benรถtigt oder nicht.
Wichtig: ein Parkverstoร ist nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern auch eine erhebliche Beeintrรคchtigung fรผr Menschen mit Behinderungen bedeutet.
Gibt es Alternativen zum blauen Parkausweis?
Ja, es gibt eine Alternative in Form eines orangefarbenen Parkausweises. Dieser ist fรผr Menschen gedacht, die nicht das Merkzeichen aG haben, aber dennoch gehbehindert sind und eine Begleitung benรถtigen.
Der orangefarbene Ausweis ermรถglicht ebenfalls bestimmte Parkerleichterungen, die jedoch nicht so umfassend sind wie die des blauen Parkausweises.
Wie und wo kann man den blauen Parkausweis beantragen?
Der blaue Parkausweis kann beim zustรคndigen Straรenverkehrsamt oder manchmal auch im Bรผrgeramt beantragt werden. Die Antragstellung erfordert verschiedene Dokumente, darunter eine Kopie des Schwerbehindertenausweises, ein Lichtbild und eine Kopie des Personalausweises.
Die genauen Anforderungen kรถnnen regional variieren, daher ist es ratsam, sich vorab bei den zustรคndigen Behรถrden zu informieren.
Warum sind Behindertenparkplรคtze oft leer?
Eine hรคufige Beschwerde lautet, dass Behindertenparkplรคtze oft leer bleiben. Dies liegt jedoch daran, dass diese Parkplรคtze fรผr Menschen reserviert sind, die dringend darauf angewiesen sind.
Ein Rollstuhlfahrer kann nicht einfach in zweiter Reihe parken und sich auf der Fahrbahn in seinen Rollstuhl setzen.
Der reservierte Parkplatz bietet die nรถtige Sicherheit und den Platz, den diese Menschen benรถtigen. Daher ist es wichtig, dass diese Parkplรคtze nicht von unberechtigten Personen genutzt werden, auch nicht “nur kurz”.
Ein Beispiel aus der Praxis
Herr Mรผller, 65 Jahre alt, lebt in Hannover und ist seit einigen Jahren aufgrund einer schweren Gehbehinderung auf einen Rollstuhl angewiesen. Sein Schwerbehindertenausweis weist das Merkzeichen “aG” (auรergewรถhnliche Gehbehinderung) auf. Um seine Mobilitรคt zu verbessern und alltรคgliche Erledigungen zu erleichtern, beantragt er bei der zustรคndigen Straรenverkehrsbehรถrde den blauen EU-Parkausweis.
Mit diesem Ausweis kann Herr Mรผller nun Behindertenparkplรคtze nutzen, die mit dem Rollstuhlfahrersymbol gekennzeichnet sind. Zudem darf er in Bereichen mit eingeschrรคnktem Halteverbot bis zu drei Stunden parken, sofern keine andere Parkmรถglichkeit in zumutbarer Entfernung vorhanden ist. Auch das Parken an Parkuhren und Parkscheinautomaten ist fรผr ihn ohne Gebรผhr und zeitliche Begrenzung mรถglich.
Diese Erleichterungen ermรถglichen es Herrn Mรผller, Arztbesuche, Einkรคufe und andere wichtige Termine in Hannover selbststรคndiger und stressfreier wahrzunehmen. Der blaue Parkausweis trรคgt somit wesentlich dazu bei, seine Lebensqualitรคt zu verbessern und ihm eine aktivere Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermรถglichen.
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