Rentner gelten nicht mehr als Erwerbstätige, und damit haben Sie auch keinen Anspruch mehr auf Sondervergütungen, die Arbeitnehmer enthalten. Sie bekommen also kein 13. Gehalt oder einen anderen Bonus zu Weihnachten.
500 Euro für die Grundrente
Ein Vorschlag der SPD in Thüringen machte die Runde. Deren rentenpolitischer Sprecher, Denny Möller vertrat erneut die Forderung, die der Landesparteichef Georg Maier bereits im Mai aufgestellt hatte: 500 Euro Weihnachtsgeld für Rentner, allerdings nur für diejenigen, die den Grundrentenzuschlag erhalten.
Diese Grundrente bekommen alle die, die lange Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, aber nur eine Rente erhalten, die zwischen 30 Prozent und 80 Prozent der Durchschnittsrente liegt.
Die SPD in Thüringen deckte Maier klar den Rücken, und die Menschen vor Ort stimmten dem Vortrag mit großer Mehrheit zu. So ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa im Sommer, dass rund zwei Drittel der Thüringerinnen und Thüringer diesen Vorschlag begrüßten.
Denny Möller spricht von einem „wichtigen Schritt zu mehr Rentengerechtigkeit“, wenn dieses Modell Realität würde.
500 Euro für 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner
Sahra Wagenknecht, Führerin des nach ihr benannten Bündnisses, kopierte jetzt diese SPD-Forderung, weitete sie allerdings erstens auf ganz Deutschland aus und zweitens auf alle Rentnerinnen und Rentner.
In anderen Ländern gibt es die dreizehnte Rente längst
Sie bezeichnete dies als einen kleinen Beitrag im Kampf gegen die Altersarmut und verglich die Rentensituation in Deutschland mit einem Nachbarland: „In Österreich werden die Renten vierzehnmal im Jahr ausgezahlt, eine dreizehnte Auszahlung hierzulande wäre wirklich nicht zu viel verlangt.“
In anderen Ländern Europas ist diese dreizehnte Auszahlung für Rentner Wirklichkeit, darunter Portugal, Italien, Spanien und Griechenland, und die dreizehnte Rente ist in der Schweiz für 2026 beschlossene Sache.
Wie hoch wären die Kosten?
Wagenknecht schätzt die Kosten eines allgemeinen Weihnachtsgeldes von 500 Euro für alle Rentnerinnen und Rentner mit 10 Milliarden Euro ein. Dies relativiert sie durch einen Vergleich mit dem Heizungsgesetz, das im kommenden Jahr über 14 Milliarden Euro koste.
Sie bezeichnet das Weihnachtsgeld für Rentner als “echte Konjunkturspritze (…) sowie eine längst notwendige Anerkennung der Lebensleistung der Generation, die dieses Land aufgebaut hat.”
Populistische Versprechen oder wirksame Maßnahme?
Prof. Dr. Gerhard Bäcker aus Duisburg gibt zu bedenken: “Vorrangige Aufgabe des Sozialstaates ist es, das Entstehen von Armutslagen präventiv zu vermeiden und bestehende Armut zu bekämpfen. Ein Alterssicherungssystem, das diese Aufgabe nicht erfüllt, steht vor massiven Akzeptanz- und Legitimationsproblemen.”
Zugleich gelte aber auch, so Bäcker, dass sich die Alterssicherung nicht auf das Ziel Armutsvermeidung und -bekämpfung beschränken könne.
Da stellt sich die Frage, ob die Forderung “500 Euro mehr zu Weihnachten für alle Rentner” ein Baustein zu einem gerechteren Rentenmodell und zu einer nachhaltigen Bekämpfung von Altersarmut ist, oder eine schillernde Luftblase, um Rentner und Rentnerinnen als Wähler anzulocken.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.