Rente: Neuer Quellsteuerabzug von der Bruttorente

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In den kommenden Jahren könnten viele Rentnerinnen und Rentner in Deutschland von einer signifikanten Kürzung ihrer monatlichen Nettorente betroffen sein.

Der Grund: Es gibt Überlegungen, einen direkten Steuerabzug auf Renteneinkünfte einzuführen, sagt der Rechtsanwalt und Rentenexperte Peter Knöppel aus Halle.

Dies würde bedeuten, dass die Rente bereits vor ihrer Auszahlung um die fällige Steuer gekürzt wird, ähnlich wie es bei Löhnen und Gehältern bereits der Fall ist. Doch was genau steckt hinter diesen Plänen und welche Auswirkungen könnten sie auf die Rente haben?

Was ist der Hintergrund dieser Überlegungen?

Das Bundesfinanzministerium hat in der Vergangenheit Expertenkommissionen eingesetzt, um verschiedene Vorhaben der Besteuerung zu untersuchen.

Eine dieser Kommissionen widmet sich der Frage, wie Rentner und Rentnerinnen zukünftig steuerlich entlastet und gleichzeitig die Finanzämter entlastet werden können.

Der Vorschlag einer solchen Kommission ist es, die Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung für Rentner zu streichen, dafür aber im Gegenzug eine Quellensteuer auf Renteneinkünfte einzuführen.

Diese Quellensteuer würde direkt von den Rentenversicherungsträgern – wie der Deutschen Rentenversicherung oder privaten Rentenversicherungen – einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Dies bedeutet, dass Rentner weniger Rente auf ihrem Konto haben, da die Steuer bereits automatisch abgezogen wurde.

Warum wird eine Quellensteuer auf Renten diskutiert?

Die Diskussion um eine Quellensteuer auf Renten hat mehrere Beweggründe. Zum einen sollen Rentner von der oft komplizierten Steuererklärung entlastet werden. Viele Rentner sind unsicher, ob und wie sie eine Steuererklärung abgeben müssen, was zu Unsicherheiten und Fehlinformationen führt.

Ein weiteres Argument für die Einführung einer direkten Besteuerung ist die Entlastung der Finanzämter, sagt der Rentenexperte.

Derzeit gibt es eine hohe Anzahl an Steuerbescheiden, die falsch sind oder korrigiert werden müssen. Laut Bundesfinanzministerium wurden im Jahr 2024 über 2 Millionen fehlerhafte Steuerbescheide festgestellt und korrigiert. Dies zeigt, dass die Bearbeitung von Steuererklärungen – gerade bei Rentnern – eine erhebliche Arbeitslast darstellt.

Welche Auswirkungen hat ein direkter Steuerabzug auf Rentner?

Sollte die Quellensteuer auf Renten tatsächlich eingeführt werden, hätte dies direkte Konsequenzen für Millionen von Rentnern in Deutschland. Der monatliche Auszahlungsbetrag der Rente würde sinken, da die Steuer direkt von der Rente abgezogen wird, bevor sie auf das Konto der Rentner überwiesen wird.

Dies könnte insbesondere Rentner treffen, die knapp über dem steuerfreien Existenzminimum liegen und bisher keine Steuererklärung abgeben mussten, warnt der Rentenberater. Die Rente würden nun automatisch besteuert, ohne dass sie die Möglichkeit haben, dies im Rahmen einer Steuererklärung zu beeinflussen oder abzuwenden, so Knöppel.

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Gibt es Möglichkeiten für Rentner, sich gegen die Steuerabzüge zu wehren?

Obwohl der Vorschlag vorsieht, dass Rentner keine Steuererklärung mehr abgeben müssen, bleibt diese Möglichkeit jedoch bestehen. Rentner könnten also weiterhin eine Steuererklärung abgeben, um abzugsfähige Posten wie außergewöhnliche Belastungen oder Werbungskosten geltend zu machen. In vielen Fällen könnte dies zu einer Rückerstattung der einbehaltenen Steuer führen.

Allerdings bleibt die Frage, ob dies den gewünschten Effekt der Entlastung der Finanzämter tatsächlich erreicht. Denn wenn viele Rentner trotz der Einführung einer Quellensteuer weiterhin eine Steuererklärung abgeben, bleibt der Arbeitsaufwand für die Finanzämter bestehen, sagt der Experte.

Wie wahrscheinlich ist die Einführung der Quellensteuer?

Derzeit ist noch unklar, ob und wann die Quellensteuer auf Renten eingeführt wird, sagt auch der Sozialrechtsexperte Dr. Utz Anhalt. Die Bundesregierung habe zwar in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Jahr 2022 signalisiert, dass sie dem Vorschlag grundsätzlich offen gegenübersteht. Allerdings sind umfangreiche Vorbereitungen notwendig, bevor ein solches System überhaupt  implementiert werden könnte, so Anhalt.

Die Ampelkoalition hat bislang keine endgültige Entscheidung getroffen, ob die Quellensteuer noch in dieser Legislaturperiode eingeführt wird. “Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Diskussion in den kommenden Jahren weitergeführt wird, da die Frage der Rentenbesteuerung eine zunehmende Dringlichkeit erfährt”, sagt der Sozialrechtsexperte.

Was sollten Rentner jetzt tun?

Auch wenn die Einführung einer Quellensteuer auf Renten noch nicht beschlossen ist, sollten sich Rentner auf mögliche Änderungen einstellen. Es ist ratsam, sich frühzeitig über die eigenen steuerlichen Pflichten und Rechte zu informieren und gegebenenfalls eine Steuerberatung in Anspruch zu nehmen.

Zudem bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Entscheidungen in den nächsten Jahren entwickeln.