Rente: Können Rentner günstiger mit der Bahn fahren?

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Ob längere Fernreisen zum Familienbesuch oder der tägliche Weg in die Stadt: Für Rentnerinnen und Rentner gibt es in Deutschland eine ganze Palette vergünstigter Bahnangebote.

Während die Deutsche Bahn für Fernverbindungen grundsätzlich keine pauschale Altersermäßigung auf Einzeltickets einräumt, kann ein rabattierter BahnCard-Kauf die Preise deutlich drücken.

Gleichzeitig haben einzelne Bundesländer und Verkehrsverbünde eigene Seniorentickets geschaffen, deren Konditionen sich teils stark unterscheiden.

Ein Blick auf beide Ebenen lohnt sich, denn die Sparmodelle greifen oft ineinander.

Senioren-BahnCard 25 und 50 – das klassische Fernverkehrswerkzeug

Wer mindestens 65 Jahre alt ist, zahlt für die Senioren-BahnCard 25 in der 2. Klasse derzeit 40,90 Euro; die Senioren-BahnCard 50 kostet 122 Euro.

Beide Karten gelten zwölf Monate und gewähren auf Flex-, Spar- und Super-Sparpreise den üblichen BahnCard-Rabatt, also 25 beziehungsweise 50 Prozent auf den Flexpreis und 25 Prozent auf die Sparangebote.

Ein amtlicher Lichtbildausweis muss bei der Kontrolle mitgeführt werden.

Aktionsprodukt Senioren-BahnCard Plus

Zwischen 1. Juli und 31. August 2025 bietet die Bahn zusätzlich die „Senioren-BahnCard Plus“ an. Gegen einen geringen Aufpreis erhalten Karteninhaber ein Jahr lang den BahnBonus-Status „Silber“ mit Lounge-Zutritt und kleinen Bordbistro-Vorteilen – das kann insbesondere für Vielfahrer reizvoll sein.

Sparpreise bleiben unverzichtbar

Selbst mit BahnCard sind nicht alle Fahrten automatisch günstig. Wer flexibel ist und früh bucht, findet regelmäßig Supersparpreise ab 17,99 Euro – trotz der für Dezember 2024 angekündigten Ticketverteuerung von durchschnittlich 5,9 Prozent, die allerdings ausdrücklich nicht auf diese Einstiegspreise durchschlägt.

Das Deutschlandticket und sein Preis

Für viele Seniorinnen und Senioren hat das Deutschlandticket den Nah- und Regionalverkehr neu kalkulierbar gemacht. Seit 1. Januar 2025 kostet das bundesweit gültige Abo 58 Euro monatlich – neun Euro mehr als in der Einführungsphase.

Die Länder dürfen den Preis mit eigenen Mitteln senken. Mecklenburg-Vorpommern tut das: Rentnerinnen und Rentner zahlen dort nur 38 Euro, weil das Land 20 Euro beisteuert.

Landesweite Seniorentickets: Hessen als Vorreiter

Bereits seit 2020 existiert das landesweite Seniorenticket Hessen. Für einmalig 379 Euro pro Jahr erlaubt es ab 9 Uhr morgens die Nutzung aller Nahverkehrsmittel im gesamten Bundesland, inklusive Regionalbahnen. Wer ganz ohne Sperrzeit fahren möchte, greift zur Komfort-Variante; sie kostet 649 Euro.

Regionale Varianten im Südwesten

Im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) zahlen Seniorinnen und Senioren ab September 2025 für ein MonatsTicket über drei Zonen 78,20 Euro; eine Netz-Erweiterung lässt sich per Zusatzwertmarke buchen.

Der angrenzende Rhein-Neckar-Verbund (VRN) bietet die „Karte ab 60“ – ein Abo für 59,80 Euro monatlich oder 717,60 Euro bei Jahresvorauszahlung.

Preiswunder in Hannover

Wer im ÜSTRA-Gebiet (Großraum Hannover) wohnt, kann sich als Rentner oder ab 60 Jahren eine Seniorennetzkarte im Abo für nur 29,90 Euro pro Monat sichern und damit das gesamte Stadt- und Umlandnetz nutzen.

Altersgrenzen und Nachweispflichten

Die Vergünstigungen knüpfen an unterschiedliche Altersstufen an: Die Deutsche Bahn setzt die Grenze bei 65 Jahren, viele Verbünde bereits bei 60 Jahren. Für jedes Seniorenticket braucht es einen amtlichen Ausweis, oft auch den Renten- oder Pensionierungsnachweis, wenn das Eintrittsalter niedriger als 65 liegt.

Wenn Barrierefreiheit wichtiger ist als der Preis

Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung fahren im Nahverkehr häufig unentgeltlich oder gegen eine vergünstigte Wertmarke. Der Eigenanteil für diese Wertmarke steigt bundesweit zum 1. Januar 2025 von 91 auf 104 Euro pro Jahr; bestimmte Merkzeichen (H, Bl) befreien weiterhin vollständig von der Zahlung.

Gruppen- und Ländertickets bleiben ein Spartipp

Wer nur gelegentlich unterwegs ist, kann Kosten teilen: Das Niedersachsen-Ticket etwa kostet ab 28 Euro für bis zu fünf Mitreisende und gilt den ganzen Tag im Regionalverkehr. Für Rentnerinnen und Rentner ohne eigene BahnCard kann das günstiger sein als Einzelfahrscheine.

Europaweit unterwegs: Interrail mit Seniorrabatt

Fernweh im Ruhestand? Interrail gewährt allen ab 60 Jahren einen Pauschalrabatt von zehn Prozent auf Global- und One-Country-Pässe – eine Möglichkeit, grenzüberschreitend günstig zu reisen, ohne sich an Zugtypen oder Ticketkontingente in Deutschland binden zu müssen.

Fazit
Rentnerinnen und Rentner können heute sehr wohl günstiger Bahn fahren – aber nicht mit einem einzigen Zauber-Ticket. Wer weite Strecken im ICE zurücklegt, spart am kräftigsten über die rabattierten Senioren-BahnCards und kluge Sparpreis-Buchungen.

Für regelmäßige Fahrten im Nahverkehr sind dagegen die landesweiten oder regionalen Seniorentickets – von Hessen bis Hannover – oft unschlagbar. Noch flexibler wird es, wenn das vergünstigte Deutschlandticket in Mecklenburg-Vorpommern Schule macht.

Wichtig bleibt, den eigenen Fahrbedarf ehrlich einzuschätzen und die Angebote auf Fern- und Nahverkehrsebene miteinander zu kombinieren. Denn erst das rechte Ticketmix macht die Bahn im Ruhestand wirklich günstig.