Viele Rentner fragen sich: Gibt es ein ermäßigtes oder sogar ein kostenloses 49-Euro-Deutschland-Ticket für Leistungsberechtigte und Rentenbezieher? Oder sind günstigere Alternativen vorhanden?
Was ist günstiger: Seniorenticket oder Deutschland-Ticket?
Zahlreiche Verkehrsverbünde bieten spezielle Vergünstigungen für Rentner an. Der Berliner Verkehrsverbünd zum Beispiel stellt ein Monatsticket für 54,50 Euro pro Monat zur Verfügung.
Diese gilt (wie auch bei anderen Verkehrsverbünden) jedoch nur für das eigene Netz, hier also für Berlin und Region.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein billigeres Deutschlandticket für Senioren. Bundesweit existiert keine Ermäßigung für Bezieher der Rente beim 49 Euro-Ticket. Auch ohne Vergünstigung ist dies jedoch gegenüber Monatskarten der jeweiligen Verkehrsverbände eine Alternative auch für Senioren.
Bundesweite Regelung: Kein Sozialticket geplant
Derzeit ist auf Bundesebene kein Sozialticket für das 49-Euro-Ticket vorgesehen. Dies bedeutet, dass es keine allgemeine Ermäßigung für sozial benachteiligte Menschen gibt, die das 49-Euro-Ticket erwerben möchten. Für viele Menschen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, könnte der Preis von 49 Euro pro Monat dennoch eine erhebliche finanzielle Hürde darstellen.
Regionale Initiativen: Unterschiede in den Bundesländern
Trotz der fehlenden bundesweiten Regelung haben einige Bundesländer eigenständig Initiativen ergriffen, um sozial schwächeren Gruppen den Zugang zu vergünstigten Tickets zu ermöglichen. Hier sind einige Beispiele:
Bremen
In Bremen gibt es eine spezielle Regelung für Empfänger von Bürgergeld. Diese können ein Stadtticket für lediglich 25 Euro erwerben. Dies stellt eine bedeutende Ermäßigung dar und erleichtert es den Betroffenen, sich innerhalb der Stadt zu bewegen.
Hamburg
Hamburg bietet Menschen mit niedrigem Einkommen und Schülern ein Monatsticket für 19 Euro an. Diese Initiative zeigt, wie die Hansestadt versucht, Bildung und Mobilität zu fördern, indem sie besonders jungen Menschen und bedürftigen Erwachsenen einen günstigeren Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht.
Hessen
In Hessen wird ebenfalls ein Sozialticket eingeführt. Hier zahlen Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld oder Sozialhilfe 31 Euro für das Monatsticket. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, die Mobilität dieser Bevölkerungsgruppen zu erhöhen und deren finanzielle Belastung zu reduzieren.
Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalen (NRW) hat ein Sozialticket für 39 Euro eingeführt. Dieses Ticket ist eine wichtige Unterstützung für sozial benachteiligte Menschen, die auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs angewiesen sind.
Senioren in Mecklenburg-Vorpommern
Zusätzlich zu den sozialen Ermäßigungen in verschiedenen Bundesländern gibt es auch spezielle Regelungen für Senioren. Ab August dürfen Senioren in Mecklenburg-Vorpommern ein verbilligtes Deutschlandticket nutzen. Diese Maßnahme soll älteren Menschen helfen, mobil zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Unterstützung durch das Jobcenter
Neben den regionalen Initiativen gibt es auch eine bundesweite Unterstützungsmöglichkeit über die Jobcenter. Wenn ein Bedarf für regelmäßige Fahrtkosten besteht, die über die üblichen notwendigen Fahrten hinausgehen, kann das Jobcenter die Differenz zwischen dem Mobilitätsanteil des Bürgergeld-Regelsatzes und den Kosten des Deutschlandtickets erstatten. Dies bedeutet, dass bei nachgewiesenem Bedarf und entsprechender Antragstellung zusätzliche Fahrtkosten teilweise oder vollständig übernommen werden können.
Bezahlen die Jobcenter das Deutschlandticket?
Die Jobcenter bezahlen das Deutschlandticket nicht extra. Allerdings: Haben Leistungsberehctigte einen Bedarf, der über die gewöhnlich notwendigen Fahrten hinausgeht, dann zahlt das Jobcenter die Lücke zwischen dem Teil des Regelsatzes, der für Mobilität vorgesehen ist und dem Deutschlandticket.
Gibt es das Deutschlandticket in Papierform?
Das 49-Euro Ticket ist nicht in Papierform erhältlich. Lediglich in einer Übergangszeit bis Ende 2023 war es möglich, einen digital kontrollierbaren Ausdruck vorzuweisen.
49-Euro-Ticket ohne Smartphone?
Wer kein Smartphone hat und so das Ticket nicht über eine App bestellen kann, bekommt bei Verkehrsverbünden, die im System sind, eine Chipkarte.
Kostenloses 49-Euro-Ticket
Mehrere deutsche Städte und Gemeinden bieten Rentnerinnen und Rentner an, ihren Führerschein gegen ein kostenloses Deutschlandticket für den öffentlichen Nahverkehr einzutauschen.
Dieses Angebot hat jedoch einen entscheidenden Haken: Die Abgabe des Führerscheins ist endgültig. Rechtlich bedeutet dies, dass der Führerschein nach der Abgabe nicht automatisch wieder gültig wird.
Die Bedingungen für dieses Tauschangebot sind von Ort zu Ort unterschiedlich. So bieten beispielsweise der Ennepe-Ruhr-Kreis oder die Stadt Lübeck ein Jahresabonnement für den Führerscheinverzicht an, während in Dortmund das 49-Euro-Ticket für zwei Monate kostenlos erhältlich ist.
Wo wird das kostenfreie Deutschlandticket angeboten?
Mehrere deutsche Städte beteiligen sich an dieser wegweisenden Initiative. Hier einige Beispiele:
- In Bonn können Bürger/innen über 60 Jahre ihren Führerschein gegen ein kostenloses 49-Euro-Ticket für sechs Monate eintauschen, wobei die Stadt Bonn die Kosten trägt.
- In Dortmund haben Bürger:innen die Möglichkeit, ihren Führerschein gegen ein kostenloses Deutschlandticket für zwei Monate einzutauschen. Ansprechpartner ist die DSW21.
- Im Ennepe-Ruhr-Kreis bewarben sich in diesem Jahr 130 Bürger/innen auf das Tauschangebot des Kreises, bei dem sie ein Jahr lang ein kostenloses Deutschlandticket erhielten, wenn sie ihren Führerschein abgaben.
- In Leverkusen haben Rentnerinnen und Rentner über 75 Jahre die Möglichkeit, bei Verzicht auf die eigene Fahrerlaubnis ein kostenloses Jahresabo des 49-Euro-Tickets zu erhalten.
- Und in der Hansestadt Lübeck können Senioren bei Verzicht auf den eigenen Führerschein ein kostenloses Deutschlandticket für ein Jahr erhalten.
- Zusätzlich ist in Lübeck sogar die Priwallfähre für Fußgänger/innen inklusive. Es handelt sich um einen dreijährigen Modellversuch mit einer begrenzten Anzahl von Tickets.
Weitere Kommunen diskutieren derzeit, ebenfalls ein solches Modell “Deutschlandticket gegen Führerschein” anzubieten. Bedenken sollte man allerdings, dass die Fahrerlaubnis nicht wieder zurückgegeben wird.
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Dr. Utz Anhalt ist Buchautor, Publizist, Sozialrechtsexperte und Historiker. 2000 schloss er ein Magister Artium (M.A.) in Geschichte und Politik an der Universität Hannover ab. Seine Schwerpunkte liegen im Sozialrecht und Sozialpolitik. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Dokumentationen für ZDF , History Channel, Pro7, NTV, MTV, Sat1.