Die Standardrente wird 2026 voraussichtlich weiter steigen. Grundlage dafür ist der aktuelle Rentenwert von 40,79 Euro pro Entgeltpunkt, der zum 1. Juli 2026 erneut angepasst werden soll.
Modellrechnungen gehen inzwischen von einer Rentenerhöhung von rund 3,7 Prozent aus. Je nach Berechnung läge der Rentenwert damit zwischen etwa 42,16 und 42,30 Euro.
Für die Standardrente – also 45 Entgeltpunkte nach 45 Jahren Arbeit zum Durchschnittsentgelt – ergibt das einen Betrag von knapp 1.900 Euro brutto im Monat. Viele Tabellen rechnen aktuell noch mit einem Rentenwert von 42,16 Euro und kommen so auf 1.897,20 Euro brutto.
Entscheidend ist: Es handelt sich um eine Modellgröße. Nur ein kleiner Teil der Rentnerinnen und Rentner erreicht diese Eckrente überhaupt.
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Rentenerhöhung 2026: Mehr Geld – aber nicht für alle gleich
Die Rentenanpassung erfolgt zum 1. Juli 2026 auf Basis der Lohnentwicklung. Steigen die Renten wie derzeit prognostiziert um etwa 3,7 Prozent, erhöht sich der Wert eines Entgeltpunkts entsprechend und damit auch jede laufende Rente. Eine Rente von 1.000 Euro würde so rein rechnerisch um rund 37 Euro steigen.
Wichtig ist: Der tatsächliche Zuwachs fällt individuell sehr unterschiedlich aus. Menschen mit wenigen Entgeltpunkten, gebrochenen Erwerbsverläufen oder langen Niedriglohnphasen profitieren in absoluten Zahlen deutlich weniger als diejenigen, die nahe an der Standardrente liegen.
Für viele, die heute schon ergänzende Grundsicherung im Alter beziehen oder knapp darüber liegen, reicht die Rentenerhöhung allein nicht aus, um spürbar mehr Spielraum zu schaffen.
Warum die Standardrente für die meisten unerreichbar bleibt
Die Deutsche Rentenversicherung nutzt die Standardrente als Rechengröße: 45 Jahre Beiträge zum Durchschnittsentgelt, ohne längere Unterbrechungen, ohne Minijob- oder Niedriglohnphasen. In der Realität treffen diese Bedingungen nur auf eine Minderheit zu.
Viele Erwerbsbiografien sind von Teilzeit, befristeten Jobs, Erwerbslücken, Zeiten ohne Versicherungspflicht, Kindererziehung oder Pflege geprägt. Gerade bei niedrigen Löhnen führen schon wenige Jahre ohne Beiträge dazu, dass am Ende mehrere Entgeltpunkte fehlen – mit direkten Folgen für die Rentenhöhe.
Hinzu kommt: Wer lange im Niedriglohn arbeitet, sammelt selbst bei durchgehender Beschäftigung nur einen Bruchteil der Entgeltpunkte, die theoretisch möglich wären.
Die Standardrente zeigt deshalb eher, was ein idealtypischer Vollzeit-Lebenslauf in der Rentenversicherung wert ist – sie sagt aber wenig darüber aus, was Menschen mit Bürgergeld-Biografien, Minijobs oder Aufstockung realistisch erwarten können.
Was von der Standardrente netto bleibt – und wie sie zur Grundsicherung steht
Von einer Bruttostandardrente knapp unter 1.900 Euro gehen noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie gegebenenfalls Steuern ab. Erfahrungswerte aus früheren Jahren zeigen: Bei 45 Entgeltpunkten bleiben netto vor Steuern typischerweise rund 85 bis 90 Prozent der Bruttorente übrig, je nach Krankenkasse, Pflegeversicherungsbeitrag und Wohnort.
Für 2026 wäre damit grob eine Spanne von etwa 1.670 bis 1.700 Euro netto vor Steuern realistisch.
Die Grundsicherung im Alter setzt dagegen am Existenzminimum an. Der Regelbedarf für Alleinstehende liegt 2026 weiterhin bei 563 Euro monatlich, hinzu kommen die „angemessenen“ Kosten für Unterkunft und Heizung, Mehrbedarfe und ggf. weitere Leistungen.
Je nach Miete und Heizkosten erreicht die Grundsicherung damit häufig Beträge zwischen rund 1.000 und 1.200 Euro – in teuren Regionen auch mehr.
Damit gilt: Wer die Standardrente erreicht, liegt in vielen Fällen oberhalb der Grundsicherung. Bei sehr hoher Miete oder Schulden kann aber selbst eine Standardrente nicht ausreichen, um ohne ergänzende Leistungen auszukommen. Für Menschen mit deutlich weniger Entgeltpunkten ist das Risiko, im Alter auf Grundsicherung angewiesen zu sein, entsprechend größer.
Rechenbeispiele 2026: Drei Lebensläufe, drei Renten
Für die folgenden Rechenbeispiele wird – wie in vielen aktuellen Übersichten – mit einem Rentenwert von 42,16 Euro gearbeitet. Die Werte sind Modellrechnungen, die tatsächlichen Beträge können abweichen, wenn der festgelegte Rentenwert höher oder niedriger ausfällt.
Beispiel 1: Herr M. mit 45 Jahren Erwerbstätigkeit
Herr M. arbeitet 45 Jahre durchgehend und verdient jeweils ungefähr den Durchschnittslohn. Er sammelt 45 Entgeltpunkte. Bei einem Rentenwert von 42,16 Euro ergibt sich eine Bruttorente von 1.897,20 Euro im Monat. Netto vor Steuern bleiben – abhängig von Kasse und Pflegeversicherung – grob 1.670 bis 1.700 Euro.
Beispiel 2: Frau K. mit längerer Teilzeitphase
Frau K. arbeitet über viele Jahre, davon zwölf Jahre in Teilzeit mit etwa halbem Durchschnittsverdienst. In dieser Zeit sammelt sie nur halbe Entgeltpunkte. Zusammen mit 33 Vollzeitjahren kommt sie auf 39 Entgeltpunkte. Bei 42,16 Euro Rentenwert ergibt das 1.644,24 Euro brutto.
Liegen ihre Wohnkosten hoch oder besteht weiterer Unterstützungsbedarf, kann trotz langer Erwerbsbiografie ein Anspruch auf ergänzende Grundsicherung im Alter entstehen.
Beispiel 3: Herr B. mit fünf Jahren Erwerbslücke
Herr B. hat fünf Jahre ohne versicherungspflichtige Beschäftigung – etwa durch Krankheit, Selbstständigkeit ohne Rentenbeiträge oder lange Arbeitslosigkeit ohne Anrechnung. Dadurch bleiben ihm nur 40 Entgeltpunkte. Bei 42,16 Euro ergibt das 1.686,40 Euro brutto. Je nach Miete und eventuellem Zusatzeinkommen kann diese Rente knapp über, aber auch im Bereich der Grundsicherung liegen.
Die Beispiele zeigen: Schon wenige Jahre Teilzeit, Niedriglohn oder Lücken drücken die Rente deutlich. Für viele Menschen, die aktuell Bürgergeld beziehen oder jahrelang aufstocken mussten, ist die Standardrente daher außer Reichweite.
Aktivrente ab 2026: 2.000 Euro steuerfrei – aber längst nicht für alle
Mit der sogenannten Aktivrente plant die Bundesregierung ab 1. Januar 2026 einen Steuerbonus für Menschen, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiter im Job bleiben. Bis zu 2.000 Euro Arbeitslohn im Monat sollen dann lohnsteuerfrei sein, wenn es sich um eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung handelt, für die weiter Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt werden.
Die Regelung ist vom Kabinett beschlossen, das Gesetz befindet sich im parlamentarischen Verfahren und soll zum Jahresanfang 2026 in Kraft treten.
Wichtig ist die Abgrenzung:
Die Aktivrente richtet sich vor allem an Beschäftigte, die regulär in Rente gehen könnten, ihren Job aber freiwillig fortsetzen. Der steuerfreie Betrag mindert nicht die Bruttorente, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung bleiben weiterhin fällig.
Für Minijobs, selbstständige Tätigkeiten ohne entsprechende Beitragspflicht oder bereits sehr geringe Renten bietet die Aktivrente deutlich weniger Vorteile.
Für Menschen mit niedrigem Einkommen kann sich ein längerer Verbleib im Job trotzdem lohnen, weil zusätzliche Entgeltpunkte erworben werden und die spätere Rente steigt. Gleichzeitig bleibt aber die Belastung durch Arbeit im höheren Alter – körperlich wie gesundheitlich – ein Faktor, der individuell gut abgewogen werden muss.
Was Betroffene jetzt konkret tun können
Wer heute noch im Erwerbsleben steht, sollte seine Renteninformation genau prüfen: Wie viele Entgeltpunkte sind bereits vorhanden, welche Lücken tauchen im Versicherungsverlauf auf, wurden Zeiten der Kindererziehung oder Pflege vollständig erfasst? Fehlende Zeiten können nachgemeldet werden und erhöhen im Zweifel die spätere Rente.
Für Menschen, die auf eine sehr niedrige Rente zusteuern, ist die Standardrente vor allem ein Warnsignal: Wer deutlich darunter bleibt, sollte frühzeitig prüfen, ob im Alter ein Anspruch auf Grundsicherung entsteht, wie hoch das Schonvermögen sein darf und welche Auswirkungen zusätzliches Einkommen – etwa aus Minijobs oder privater Vorsorge – auf Anrechnungen hat.
Gerade bei Verträgen der privaten Altersvorsorge ist entscheidend, ob sie im Alter tatsächlich spürbar mehr bringen als die gesetzliche Grundsicherung, oder ob Auszahlungen vollständig angerechnet werden.
FAQ: Standardrente 2026 – die wichtigsten Fragen auf einen Blick
Was bedeutet „Standardrente“ genau?
Die Standardrente ist eine Modellrente mit 45 Entgeltpunkten. Sie geht davon aus, dass jemand 45 Jahre lang zum jeweiligen Durchschnittsentgelt Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt hat. Sie dient als Vergleichsmaßstab, nicht als typische oder garantierte Rentenhöhe.
Wie hoch fällt die Standardrente 2026 voraussichtlich aus?
Nach aktuellen Modellrechnungen liegt die Standardrente 2026 knapp unter 1.900 Euro brutto. Viele Berechnungen nutzen weiterhin einen Rentenwert von 42,16 Euro und kommen auf 1.897,20 Euro. Neuere Prognosen arbeiten mit einer Rentenerhöhung von etwa 3,7 Prozent und einem Rentenwert von rund 42,30 Euro – die endgültige Festlegung erfolgt aber erst im Frühjahr 2026.
Reicht die Standardrente sicher, um ohne Grundsicherung zu leben?
Eine Standardrente liegt in der Regel über der Grundsicherung im Alter. Ob sie im Einzelfall reicht, hängt aber stark von der Miete, den Heizkosten, Schulden und weiteren Ausgaben ab. In teuren Städten oder bei hohen Wohnkosten kann trotz Standardrente ein Anspruch auf ergänzende Leistungen entstehen.
Wer profitiert von der geplanten Aktivrente?
Die Aktivrente ist vor allem für Menschen interessant, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung weiterarbeiten und dabei bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei verdienen können. Wer nur wenige Stunden arbeitet, bereits gesundheitlich stark eingeschränkt ist oder hauptsächlich auf Minijobs angewiesen war, profitiert meist weniger stark.
Was sollten Betroffene jetzt tun, die weit von der Standardrente entfernt sind?
Entscheidend ist, den eigenen Versicherungsverlauf zu prüfen, Lücken zu schließen und sich beraten zu lassen, ob später ein Anspruch auf Grundsicherung im Alter besteht.
Wer noch arbeitet, kann versuchen, zusätzliche Entgeltpunkte aufzubauen. Gleichzeitig sollten Verträge der privaten Vorsorge daraufhin geprüft werden, ob sie nach Anrechnung im Alter wirklich ein Plus gegenüber der Grundsicherung bringen.




