Während Verbände, Gewerkschaften und Parteien angesichts steigender Armut eine Anhebung des Mindestlohns und umfassendere Sozialabsicherung fordern, hat sich ein Ökonom des Instituts der Deutschen Wirtschaft dafür ausgesprochen, Einkünfte bis 450 Euro vollständig auf Hartz IV-Regelsätze anzurechen.
Ökonom: Hartz IV bezieher sollen gefälligst richtig arbeiten
Das Armutsrisiko ist in Deutschland so hoch wie nie. Die Zahl der Menschen, die auf Grundsicherung und Sozialhilfe angewiesen sind steigt stetig, Altersarmut und soziale Spaltung im Alter werden zu einem flächendeckenden Problem. Kinder sind besonders stark von Armut betroffen.
Einem Ökonomen des Instituts der Deutschen Wirtschaft nach liegt das alles aber im Wesentlichen an den Betroffenen, denn die könnten ja einfach mehr arbeiten. Holger Schäfer fordert daher die Anrechnung von Einkommen bis 450 Euro auf Hartz IV-Regelsätze. Bisher gibt es einen Freibetrag für Einkommen von 100 Euro, bzw. 20 Prozent des Einkommens bis 1.000 Euro.
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Sanktionen, knappe Hartz IV-Regelsätze und volle Anrechnung von Minijobs sollen Betroffene motivieren
Die Ausweitung von Niedriglohnsektor und Minijobs war wesentlicher Bestandteil der Hartz IV-Reform 2005. Trotzdem sieht Schäfer eine Anhebung des Mindestlohns als ungeeignet, denn diese würde seiner Meinung nach lediglich Arbeitsplätze zerstören. Das Problem sei vielmehr, „dass viele der Aufstocker nur eine geringe Stundenzahl arbeiten, also etwa einen Minijob oder eine Teilzeitbeschäftigung haben.“
Es gebe zu viele Anreize, als Hartz IV-Aufstocker lediglich Minijobs anzunehmen, anstatt in einem Vollzeitjob zu arbeiten, so der Ökonom. Anstatt höherer Freibeträge und Hartz IV-Regelsätze würde die volle Anrechnung von Minijobs Betroffene von Hartz IV motivieren, besser bezahlte Arbeit anzunehmen. Darum solle auch an Sanktionen festgehalten werden. Die strukturellen gesellschaftlichen Bedingungen, die Betroffene von Hartz IV in prekäre Niedriglohnjobs drängt, lässt Schäfer bei seiner absurden, wirtschaftsliberalen Forderung völlig unbeachtet.
Bild: Asya / AdobeStock
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