Obdachlosigkeit: In Hamburg darf nicht mehr gebettelt werden

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Als wäre das Leben auf der Straße nicht schon hart genug, haben Obdachlose in Hamburg ein weiteres großes Problem: Die Polizei versucht derzeit, das Betteln auf der Straße zu unterbinden.

Obdachlose werden zunehmend vertrieben

Am Samstag fand in Hamburg eine Demonstration statt. Die Organisatoren solidarisieren sich mit den Obdachlosen, die derzeit in Hamburg von der Polizei daran gehindert werden, um ihr tägliches Brot zu betteln. Samuel von der “Initiative Solidarische Straße” berichtet, wie die Betroffenen zunehmend von Hamburgs zentralen Plätzen vertrieben werden.

Unter den Obdachlosen herrscht derzeit große Verunsicherung. Die Verdrängungspolitik der Hansestadt verhindere Straßensozialarbeit, sagt Samuel. Die Sozialarbeiter/innen sind häufig die einzigen Menschen, die sich um die Belange der Obdachlosen kümmern und Hilfe anbieten. “Die Polizei torpediert die Arbeit des Hilfesystems. Das hat uns wütend gemacht”, sagt Samuel.

Die Initiative setzt sich aus beruflich tätigen Sozialarbeiter/innen und ehrenamtlichen Helfer/innen zusammen. Sie setzen sich gegen die Vertreibung und Ausgrenzung von Obdachlosen ein. “Das, was gerade passiert, muss unbedingt gestoppt werden”, sagt auch Sabine (47), die seit einem Jahr auf der Straße lebt. “Wenn ich nicht mehr betteln darf, weiß ich nicht, wie ich den Tag überstehen soll.”

Inititive wendet sich gegen das Bettelverbot

Deshalb fordert die Initiative, dass die Betroffenen betteln dürfen. Zudem soll ein Zugang zu Sozialleistungen wie dem Bürgergeld geschaffen werden. Hier brauchen viele Betroffene Unterstützung, da sie das komplizierte Antragsverfahren nicht mehr selbst bewältigen können.

“Außerdem ist mehr Wohnraum eine ganz zentrale Forderung. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, die Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden. Nach unserer Wahrnehmung passiert da viel zu wenig”, kritisiert Samuel.

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Viele fühlen sich in ihrem Shopping-Erlebnis gestört

Mit der Demonstration am Samstag will sich die Initiative nicht nur an die Politik wenden. Es sei auch wichtig, die Hamburger Bürger für das Thema Obdachlosigkeit zu sensibilisieren. “Wir erleben oft genug, dass Menschen nicht mit Armut in Berührung kommen wollen und einfach wegschauen.” Es herrsche eine große Ignoranz gegenüber dem Thema Armut, beklagt Samuel. Die Menschen wollen lieber ungestört ihrem Shoppingvergnügen nachgehen.

Obdachlosigkeit hat viele Gesichter

In einer Kleinen Anfrage der Linken spricht der Senat von „negativen Auswirkungen der Obdachlosigkeit“. Diese negativen Auswirkungen haben vor allem die Betroffenen selbst zu tragen.

“Die Bedürfnisse verschiedener Personengruppen werden gegeneinander ausgespielt”, beklagt der Aktivist. Obdachlosigkeit wird einfach als “Etikett” über alle Betroffenen gestülpt. Dabei seien die Gründe für Obdachlosigkeit und die Bedürfnisse der Betroffenen sehr unterschiedlich.

Für viele Obdachlose sei es existenziell, sich auch in der Innenstadt aufhalten zu können. Eine Vertreibung wirkt sich daher negativ auf ihr Lebensumfeld aus.

350 Menschen solidarisierten sich

An der Demonstration am Samstag nahmen rund 350 Menschen teil. Die Demonstration soll aber nur der Auftakt für weitere Aktionen sein, um auf die Belange von Obdachlosen aufmerksam zu machen.

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