Mit Hartz IV-Bashing durch’s Sommerloch

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Mit Hartz-IV-Bashing durch’s Sommerloch

01.07.2011

Schwachsinnige Sozialreportagen haben bei dem Bertelsmann-Sender RTL nicht nur im Sommerloch, sondern ganzjährig Hoch-Konjunktur. Das jüngste Beispiel dafür liefert eine verlogene Reportage über eine Münchner Hartz-IV Familie mit acht Kindern, der die Stadt im Rahmen eines Integrationsprojektes eine preiswerte Wohnung von angemessener Größe und Ausstattung vermittelt hat.

Da die Wohnung jedoch im wohlhabenden Stadtviertel Bogenhausen liegt, haben die RTL-Redakteure daraus flugs die Schlagzeile “Hartz-IV-Empfänger leben in Luxuswohnung” kreiert und erklären dreist:

“…Sie wohnen in einer Luxuswohnung im Münchener Nobel-Stadtteil Bogenhausen und beziehen Hartz IV. Kein Wunder, dass viele Bewohner über das Luxus-Leben der 10-köpfigen Familie Filipovic empört sind. Denn anders als bei den betuchten Nachbarn, zahlt das Amt für die Unterkunft – Münchens neues Integrationsprojekt ermöglicht es.“

Besonders bezeichnend für diesen mißratenen Beitrag ist der Umstand, dass sowohl Bertelsmann als auch sein Schmuddelsender RTL eigene Journalistenschulen unterhalten, deren Absolventen offenbar noch nicht einmal die elementarsten journalistischen Arbeitsregeln vermittelt werden. Hätten sich die Redakteuere nämlich die Mühe gemacht, die aktuellen Mietobergrenzen auf den Webseiten der Münchner Sozialverwaltung (auch als PDF) zu recherchieren, wären sie selbst darauf gestoßen, dass der Richtwert für eine Familie mit 9 Personen bei einer Wohnungsgröße von 135-160 m2 und einer angemessenen Kaltmiete bis max. 1326,06 Euro liegt. Die Miete (970 €) und Wohnungsgröße (125 m2) der hier völlig zu unrecht als unwürdige Sozialschmarotzer hingestellten Familie Filipowic liegt somit eindeutig im unteren Bereich des Kostenrahmen und man kann die Stadt München zu ihrem offensichtlich erfolgreichen Integrationsprojekt nur beglückwünschen! / Joachim Weiss (gegen-stimmen.de)