In den ersten beiden Teilen unserer Geschichte ging es um eine junge Frau, die, weil sie hilfsbedürftig ist, gezwungen ist bei ihrem aggressiven und stark alkoholsüchtigen Vater zu leben. Da die zuständigen Ämter überlastet sind erhält, sie keine angemessene Hilfe, im Gegenteil, sie wird sanktioniert. Als sie eine neue, motivierte Sachbearbeiterin bekommt wendet sich das Blatt zum Guten, denn zum ersten Mal in ihrem Leben kümmert sich jemand um sie. Das Jobcenter ist von so viel Engagement seiner Mitarbeiter aber alles andere als begeistert.
Die Angestellte hat ihre „Kompetenzen überschritten“
Im Jobcenter war man alles andere als begeistert von der hilfsbereiten Frau. Folgende Dinge, hat ihr der Vorgesetzte angekreidet:
- Sie hat sich mehr eingemischt als nötig: Sie hat den Fall fälschlicher Weise aus menschlicher Perspektive und in Anbetracht der Lebenssituation von Mandy betrachtet und nicht, wie vorgeschrieben, nach Schema F des Jobcenters.
- Durch die Absprache mit dem Gerichtsvollzieher zur Übertragung der Schulden auf den Vater habe sie ihre Kompetenzen überschritten.
- Auch die Aufhebung der Sanktionen sei ein Verstoß gegen die Vorschriften des Jobcenters, und das obwohl es im Ermessen des Sachbearbeiters liegt.
- Außerdem habe sie keine Befugnis sich an den Hausarzt des Vaters zu wenden, um über eine Verlängerung des Alkoholentzugs zu sprechen.
- Auch das Einholen einer Empfehlung für die eigene Wohnung von anderer Stelle als dem Jugendamt stieß dem Jobcenter sauer auf.
- Eine offizielle Rüge gab es auch dafür, dass die Beratungsgespräche zum Schutz der jungen Frau am Telefon durchgeführt wurden.
- Und schlussendlich die Anonymisierung der Anschrift
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jeder dieser Schritte, die die junge Frau letztendlich aus ihrem Martyrium befreit haben, von den Vorgesetzten im Jobcenter missbilligt wurden. Dass ein junger Mensch wieder mit beiden Beinen im Leben steht, wurde mit keinem Wort gewürdigt. Und ist es nicht die Aufgabe des Jobcenters den Menschen wieder eine Perspektive zu schenken?
Quelle: Die Hartz IV Diktatur; I. Hannemann, B. Rygiert; Hamburg 2015
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