Jahrgang 1962: Rente mit 63 möglich

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Wer 1962 geboren wurde, hat unter Umständen die Möglichkeit früher in Rente zu gehen.  Doch der frühzeitige Renteneintritt hat seinen Preis. Was bedeutet es konkret, mit 63 in Rente zu gehen? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Und lohnt sich der frühe Ausstieg überhaupt?

Kann ich 2025 mit 63 in Rente gehen?

Wer 1962 geboren wurde, wird im kommenden Jahr 63 Jahre alt. Das reguläre Rentenalter für diesen Jahrgang liegt jedoch bei 66 Jahren und 8 Monaten, was bedeutet, dass die sogenannte Regelaltersrente erst 2028 beginnt. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Ruhestand vorzeitig anzutreten.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Um bereits mit 63 in Rente zu gehen, müssen zwei wesentliche Bedingungen erfüllt sein:

1. Die Wartezeit von 35 Jahren

Die Deutsche Rentenversicherung spricht hier von einer Mindestversicherungszeit, die nicht nur reguläre Beschäftigungszeiten umfasst. Auch folgende Lebensphasen werden angerechnet:

  • Kindererziehungszeiten: Diese werden für die Elternteile berücksichtigt, die sich um die Erziehung kümmern.
  • Zeiten der Arbeitslosigkeit: Auch Zeiten, in denen Arbeitslosengeld oder Arbeitslosengeld II bezogen wurde, zählen in vielen Fällen.
  • Pflege von Angehörigen: Wer Familienmitglieder gepflegt hat, sammelt ebenso Ansprüche.

Die meisten Menschen erreichen die erforderlichen 35 Jahre problemlos, doch es lohnt sich, die eigene Rentenbiografie genau zu prüfen.

2. Abschläge bei früher Rente

Wer die Altersgrenze von 66 Jahren und 8 Monaten unterschreitet, muss mit einem dauerhaften Abschlag von 0,3 % pro Monat rechnen. Für den Jahrgang 1962 summiert sich das bei einem Renteneintritt mit 63 Jahren auf 13,2 % – und zwar für den Rest des Lebens.

Zusätzlich werden von der Bruttorente Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen, die etwa 11 %ausmachen. Damit reduziert sich die tatsächliche Auszahlung weiter.

Was kostet die Rente mit 63?

Die finanziellen Einbußen durch den vorzeitigen Ruhestand sind nicht zu unterschätzen. Zum einen fehlen die Rentenpunkte aus den nicht geleisteten Arbeitsjahren. Zum anderen schlägt der Abschlag von 13,2 % dauerhaft zu Buche. Wie stark die Kürzungen ausfallen, hängt jedoch vom bisherigen Einkommen ab.

Die Rente wird auf Grundlage der Rentenpunkte berechnet, die wiederum vom Durchschnittseinkommen in Deutschland abhängen. Wer gut verdient hat, verliert im absoluten Betrag mehr, während Menschen mit niedrigeren Gehältern vergleichsweise weniger Abstriche machen.

Beispielrechnung

Ein Arbeitnehmer mit einem Rentenanspruch von 1.500 Euro brutto würde durch den Abschlag von 13,2 % monatlich rund 198 Euro weniger erhalten. Abzüglich der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung bliebe eine Nettoauszahlung von etwa 1.155 Euro – deutlich weniger als die ursprüngliche Bruttorente.

Gibt es Möglichkeiten, die Abschläge zu verringern?

Schwerbehinderung als Sonderfall

Ein erheblicher Vorteil ergibt sich, wenn eine Schwerbehinderung vorliegt. Wer einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 nachweisen kann, hat Anspruch auf die Altersrente für schwerbehinderte Menschen.

Diese ermöglicht einen Renteneintritt bereits mit 64 Jahren und 8 Monaten – zwei Jahre vor der Regelaltersgrenze. Die Abschläge werden dann ebenfalls niedriger berechnet. Für den Jahrgang 1962 bedeutet das:

  • Renteneintritt mit 63: Abschlag von 6 % statt 13,2 %.

Die Ersparnis ist erheblich, weshalb es sich lohnen kann, eine bestehende Behinderung rechtzeitig anerkennen zu lassen.

Strategien für einen flexiblen Renteneintritt

Der Weg in den Ruhestand kann individuell gestaltet werden. Neben der Altersrente mit 63 gibt es Alternativen, die die finanzielle Belastung minimieren können:

  1. Altersteilzeit: Durch eine schrittweise Reduzierung der Arbeitszeit können Arbeitnehmer die letzten Jahre vor der Rente entspannter gestalten und dennoch weiter in die Rentenkasse einzahlen.
  2. Arbeitslosigkeit als Überbrückung: Einige Menschen entscheiden sich – geplant oder ungewollt – dafür, die Zeit bis zur Rente durch den Bezug von Arbeitslosengeld zu überbrücken. Dabei sollten die Renteneinbußen durch den geringeren Beitragssatz jedoch nicht außer Acht gelassen werden.
  3. Rücklagen bilden: Wer frühzeitig spart oder zusätzliche Einkommensquellen erschließt, kann die finanziellen Abschläge besser kompensieren.

Lohnt sich die Rente mit 63?

Die Entscheidung für den frühen Ruhestand ist eine persönliche Abwägung zwischen Lebensqualität und finanzieller Sicherheit.

Wer gesundheitlich oder beruflich stark belastet ist, kann von der Altersrente mit 63 profitieren, auch wenn dies mit dauerhaften Einbußen verbunden ist. Andererseits bietet ein längeres Verbleiben im Berufsleben die Möglichkeit, höhere Rentenansprüche aufzubauen und Abschläge zu vermeiden.

Für jeden, der mit dem Gedanken spielt, frühzeitig in Rente zu gehen, empfiehlt sich eine individuelle Beratung bei der Deutschen Rentenversicherung oder einem Sozialverband. Nur so lassen sich die persönlichen Möglichkeiten und finanziellen Folgen realistisch einschätzen.

Experten raten zur individuellen Beratung

Elke Schäfer, Rentenberaterin aus Hamburg, betont: “Jede Lebenssituation ist einzigartig. Bevor man Entscheidungen trifft, sollte man eine ausführliche Beratung in Anspruch nehmen.” Die Deutsche Rentenversicherung bietet hierfür kostenlose Beratungen an.

Aber auch Sozialverbände wie der Paritätische oder der VdK bieten Beratungen an.

Der richtige Zeitpunkt will gut überlegt sein

Die Rente mit 63 bleibt eine verlockende Option – besonders für Menschen, die die finanziellen Auswirkungen bewältigen können oder auf andere Einkommensquellen zurückgreifen. Doch der frühe Ruhestand ist kein „Schnäppchen“: Er kostet Geld, Planung und oft auch Kompromisse.

Dennoch: Wer klug kalkuliert, seine Rentenbiografie kennt und rechtzeitig handelt, kann den Übergang in den Ruhestand gestalten, wie er am besten zur eigenen Lebenssituation passt.