Hartz IV: Wenn die Reha-Maßnahme zur Belastung wird

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Fast alle Aktivitäten sind im Alltag mit Ausgaben verbunden. Das ist für Leistungsbeziehende von Hartz IV Leistungen eine große finanzielle und seelische Belastung. Wenn das Jobcenter zusätzlich noch Bedingungen auferlegt, die bei Nichteinhaltung zur Leistungskürzung führen können, beginnt ein Teufelskreislauf.

Alltag im Leistungsbezug

Wenn es keine finanziellen Rücklagen geben darf und der monatliche Regelsatz von Hartz IV oder Grundsicherung kaum reicht, um die laufenden monatlichen Kosten zu decken, werden unvorhergesehene Ausgaben zu einem riesigen Problem.

Das reicht von der kaputten Waschmaschine, über das Tablet für den Schulunterricht der Kinder, bis zu Sportbekleidung für die Reha.

Sanktionen als Drohung

Wer von Hartz IV betroffen ist, ist laufend von Sanktionen bedroht, die nachweislich den gegenteiligen Effekt dessen haben, was sie nach der Idee des “Fördern und Fordern” eigentlich bewirken sollen. Im geplanten sog. Bürgergeld sollen nun die Sanktionen erhalten bleiben.

Nicht erst seit Corona gehören die stete Bedrohung durch ungeplante Mehrausgaben, fehlende Unterstützung oder sogar Schikanen und Zuweisungen von sinnlossen Maßnahmen durch die Jobcenter zum Alltag von Menschen unter Hartz IV.

Jobcenter drängt auf Reha-Maßnahme

Die Hartz IV-Kritikerin Inge Hannemann schildert einen Fall aus der Sozialberatung. Ein Betroffener wurde per Eingliederungsvereinbarung von seinem Jobcenter verpflichtet, einen Antrag auf Reha-Leistungen bei seinem Rententräger zu stellen. Die Angst vor Leistungskürzungen bewegte den Betroffenen zur Unterschrift.

Für Reha-Maßnahmen sind jedoch Sport- und Badebekleidung notwendig. Und die hat nicht jeder einfach so herumliegen. Der Regelsatz sieht monatliche Ausgaben von 37,01 Euro für Kleidung vor. Davon kann man keine Sportkleidung kaufen, die für eine Reha nötig wäre.

Jobcenter will nicht helfen

An Sportschuhe ist überhaupt nicht zu denken. Die Angst vor sozialer Stigmatisierung durch den Mangel materieller Ausstattung so einfacher Dinge wie Sportbekleidung, die für andere selbstverständlich erscheinen mag, bereitet Betroffenen psychische Belastung und grenzt sie auch sozial aus.

Eine kulturelle und soziale Teilhabe wird damit verunmöglicht. Der Antrag auf Sportbekleidung wurde seitens des Jobcenters abgelehnt. Bild: Kzenon / AdobeStock