Arbeitslosengeld I und II Auszahlungen im Notfall im Supermarkt
In bestimmten Lebenslagen kann es erforderlich sein, einen Hartz IV-Vorschuss zu beantragen. Derzeit mรผssen Leistungsberechtigte dafรผr in das nรคchstgelegende Jobcenter gehen. Nun soll es das Geld in ganz Deutschland an den Kassen der Supermรคrkte geben. Die Auszahlungsautomaten in den Jobcentern werden geschlossen.
Nach der Testphase Ende Januar wird das Auszahlungsverfahren bundesweit eingefรผhrt. Bislang hat die Bundesagentur fรผr Arbeit (BA) etwa 20 Millionen Euro bar an Leistungsbezieher an den Supermarktkassen ausgezahlt. Laut einer Stellungsnahme der BA wurden bereits 78.000 Auzahlungen auf diese Weise getรคtigt. Zuvor fand eine Pilotphase in Mรผnchen, Schwandorf und Dortmund sowie die Jobcenter Bรถrde, Dortmund, Neuwied, Oberhausen, Salzgitter und Wolfsburg statt. Diese sei erfolgreich gewesen, so der Sprecher. Die Auszahlungen waren ohne Probleme mรถglich.
Auszahlungen in groรen Supermarktketten
Das neue Verfahren sei nach Angaben der BA “fordergrรผndig fรผr Arbeitslosengeld II Bezieher gedacht, die in Notlagen geraten und Bargeld benรถtigen”. Bisher mussten Betroffene dafรผr in das nรคchste Jobcenter gehen. Dort gab es sogenannte Kassenautomaten. Diese sollen jedoch abgebaut werden, da diese laut BA zu Stรถranfรคllig seien.
In folgenden Supermรคrkten soll der Hartz IV Vorschuss verfรผgbar sein: Rewe, Penny, Real, dm und Rossmann. “Damit steigt die Zahl der Auszahlungsstellen von derzeit 300 auf 10.000 an”, sagte ein Sprecher der BA. Einen Zwang zum Kauf soll es nicht geben.
Verstoร gegen den Sozialdatenschutz?
Erwerbslosen-Verbรคnde hatten dagegen protestiert. Schlieรlich wรผrden die Verkรคufer an der Kasse und Umstehende mitbekommen, dass hier eine Hartz IV Auszahlung stattfinde. Das widerrum verstoรe gegen den Sozialdatenschutz. “Steht der Nachbar hinter mir an der Kasse, so bekommt dieser mit, wenn ich mir per Bezugsschein ALG II auszahlen lasse”, mahnte Sebastian Betrtram von Gegen-Hartz.
รber den Zahlungsdienstleister Cash Payment Solutions (CPS) sollen solche Auszahlungen รผberall dort mรถglich sein, wo der Einzelhandel bereits mit CPS zusammenarbeitet. “Weder die CPS noch die Einzelhandelsgeschรคfte unterliegen dem Sozialdatenschutz”, so Bertram weiter.
Die BA hรคlt dagegen. Man wolle die Auszahlungsscheine “neutral” halten. Auf einem Zettel sei ein Barcode, der eingescannt werde. Zuvor muss allerdings der Zettel im Jobcenter abgeholt werden. Somit mรผssen Betroffene zwei Wege erledigen. Und wer an der Kasse nicht als Hartz IV Bezieher “entdeckt” werden will, muss ein Geschรคft auรerhalb seines sozialen Umfelds aufsuchen. Fรผr viele ist das mit Extrakosten und Aufwand verbunden.
“Leistungsempfรคnger bleiben anonym”, betont hingegegen der BA-Sprecher. Im Gegensatz zur Kritik biete man mit dem Zahlscheinverfahren “eine diskriminierungsfreie Barzahlung” an. “Der ausgehรคndigte Zahlschein ist anonym, enthรคlt keine Personendaten und lรคsst keinen Rรผckschluss auf die Arbeitsagentur oder das Jobcenter zu.” Generell sollen aber ALG II Leistungen รผberwiesen werden. Die Auszahlung an der Kasse sei nur fรผr Notsituationen gedacht. Beispielsweise im laufenden Hartz IV Antragsverfahren.
Eine App ist geplant
Laut BA wolle man darรผber nachdenken, das Verfahren weiter zu digitalisieren. Es sei denkbar eine App fรผr das Smartphone zu konzipieren, die dann den Barcode inne hat. Im Schnitt sollen etwa 245 EUR pro Vorschuss ausgezahlt werden.