Hartz IV: Alle 12 Minuten geht eine Sozialwohnung verloren

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Immer weniger Sozialwohnungen

Heute findet in Berlin der Wohngipfel der Bundesregierung statt. 2018 hatte sie die Wohnraumoffensive gestartet, mit der Mietpreise gebremst und Wohnungsbau forciert werden sollte. Die Umsetzung wird von Parteien und Verbรคnden kritisiert, denn die Mietpreise sind stรคrker als die Verbraucherpreise gestiegen. Das liegt einerseits an dem Verlust von Sozialwohnungen, andererseits ans verteuernden Auflagen. AuรŸerdem fehlen umfassende Konzepte, um die anhaltende Landflucht zu stoppen.

Wohnraumoffensive soll mehr bezahlbaren Wohnraum sichern

Die Mietpreisbremse wurde verlรคngert. Mieter haben bis zu 30 Monate die Mรถglichkeit, zu viel gezahlte Miete zurรผckzufordern. AuรŸerdem wurde der der Vergleichszeitraum fรผr ortsรผbliche Mieten von vier auf sechs Jahre verlรคngert.

AuรŸerdem wurde das Wohngeld angepasst und ein Baukindergeld eingefรผhrt. Auch Sozialwohnungen wurden gebaut. Von den versprochenen 1,5 Millionen neuen Wohnungen werden bis Ende 2021 jedoch wohl erst 1,2 Millionen fertiggestellt sein.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) hรคlt die Wohnraumoffensive fรผr einen Erfolg. Sie sei das grรถรŸte Wohnungsbauprogramm seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Verbraucherschutzministerin Christine Lambrecht (SPD) kรผndigte an, dass die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen kรผnftig strenger bregrenzt werden solle.

Parteien fordern schnelleren Wohnungsbau und mehr Sozialwohnungen

Von Parteien und Verbรคnden wurde die Umsetzung der Wohraumoffensive derweil schwarf kritisiert. Wie auch der Deutsche Mieterbund stellte die Linke fest, dass lediglich 9 Prozent der gebauten Wohnungen Sozialwohnungen seien. Wรคhrend 2019 bundesweit 25.000 Sozialwohnungen gebaut wurden, sind 65.000 Wohnungen aus der Sozialbindung gefallen. Alle 12 Minuten geht in Deutschland eine Sozialwohnung verloren.

In den letzten zwanzig Jahren haben Bund, Bundesunternehmen, Lรคnder un Kommunen einen drastischen Ausverkauf betrieben. Mehr als 700.000 Wohnungen u.a. aus dem Besitz der Bahn, der Post, der Deutschen Rentenversicherung wurden verรคuรŸert, anstatt sie in bezahlbaren Wohnraum zu verwandeln.

Die FDP stellte fest, dass trotz der Wohnraumoffensive und ihrer maรŸnahmen die Mietpreise weiter merklich gestiegen seien und forderte eine Beschleunigung von Baugenehmigungen und Wohnungsbau.

Die Grรผnen fordern eine Senkung der Grunderwerbssteuer fรผr Privatpersonen. Aus der CSU erklingen Forderungen nach einem eigenen Bauministeriums.

IG Bau kritisiert staatliche Milchmรคdchenrechnung

Scharfe Kritik รคuรŸerte auch der Bundesvorsitzend der Gewerkschaft IG BAU. Insbesondere die Wohnungen im unteren Preissegment, auf welche Hartz IV Bezieher zurรผckgreifen mรผssen seien drastisch gestiegen, ohne dass die Bundesregierung diesem Einhalt bieten wรผrde.

โ€žDer Steuerzahler zahlt die Mieten-Explosion รผber die Kosten der Unterkunft mit. Der Staat zahlt รผber 1,9 Milliarden Euro pro Jahr ‘zu viel’ an Vermieter โ€“ Geld, das er dringend in den bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau investieren muss.โ€œ

Der soziale Wohnungsbau wird jรคhrlich mit nur 2,2 Milliarden Euro gefรถrdert. AuรŸerdem hat auch der Staat seinen Anteil an der Preissteigerung. Durch Normen und Anordnungen ist er fรผr eine Preissteigerung von 13,6 Prozent verantwortlich. Kommunale Auflagen haben die Preise um 5,8 Prozent gesteigert.

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