Gesetzliche Rente deutlich niedriger als gedacht – Rechenbeispiel

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Viele Berufstätige hoffen, mit der gesetzlichen Rente ihren Lebensstandard im Alter zu halten. Doch Lohnsteigerungen, Steuerlast und die wachsende Zahl von Rentenempfängern sprechen dagegen.

Die gesetzliche Rente reicht vielen Menschen dann später nicht für ein sorgenfreies Leben. Die Netto-Auszahlungen sinken durch Steuern und Krankenkassenbeiträge. Gleichzeitig steigt die Lebenshaltung durch Preiserhöhungen.

Wachsende Unsicherheit

Viele Rentenbescheide vermitteln ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Die dort genannten Beträge wirken zunächst groß. Wer aber genauer hinschaut, entdeckt die Fallstricke. Erstens steigt die durchschnittliche Lebenserwartung. Zweitens schrumpft die Anzahl der Beitragszahler. Drittens unterliegt die Rente der Einkommensbesteuerung.

Jeder einzelne Faktor verringert die verfügbare Kaufkraft im Ruhestand. In der öffentlichen Debatte wird oft auf den reinen Euro-Betrag geschaut. Selten fließen reale Preisentwicklungen in die Prognose ein. So entsteht ein Missverständnis: Eine Rente, die heute gut klingt, kann in Zukunft kaum noch zum Leben reichen.

Der Fall Peter H.: Hohe Beiträge, geringe Aussichten

Ein konkretes Beispiel illustriert das Problem. „Peter“ arbeitet seit 13 Jahren in einem gut bezahlten Beruf. Sein Jahresgehalt übersteigt 100.000 Euro. Er erhält von der Deutschen Rentenversicherung regelmäßig Informationen über seine bisherigen Entgeltpunkte und eine Hochrechnung seiner späteren Rentenansprüche.

Entgeltpunkte als Basis

Entgeltpunkte bilden die Grundlage für die Rentenberechnung. Sie hängen vom Verhältnis des persönlichen Einkommens zum Durchschnittsverdienst ab. Wer in einem Jahr genau den Durchschnitt verdient, erhält einen Entgeltpunkt.

Verdient man doppelt so viel, sammelt man zwei Entgeltpunkte. Allerdings ist eine höhere Anrechnung nicht vorgesehen, selbst wenn das Einkommen darüberliegt.

Wenn Peter mit seinen bisherigen Beitragsleistungen weitermacht, könnte er zum Rentenstart um die 2.700 bis 2.800 Euro monatliche Bruttorente erhalten. Diese Zahl wirkt auf den ersten Blick solide. Doch hinter dieser Bruttoangabe lauern Abzüge und Kaufkraftverluste.

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Die Preisentwicklung beeinflusst stark, was von der Rente im Alltag ankommt. Laut Statistischem Bundesamt lag die Inflation in den vergangenen Jahren im Durchschnitt bei etwa 2 bis 2,5 Prozent. Wer die Rente hochrechnet, darf diese Rate nicht ignorieren.

Wenn Peter in 25 Jahren in Rente geht, hätte eine bis dahin konstant gebliebene Inflationsrate große Auswirkungen. Ein heutiger Betrag von 2.500 Euro netto entspräche dann real nur noch rund 1.500 Euro. Diese Differenz zeigt, dass das, was man im Jahr 2050 ausgezahlt bekommt, nicht mehr denselben Wert wie heute besitzt.

Gesetzliche Rente und Steuern

Früher gab es teils großzügige Freibeträge. Wer in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten in Rente geht, sieht sich allerdings einer vollen Besteuerung seiner Bezüge gegenüber. Ab 2040 wird jede Rentenzahlung komplett besteuert.

Eine Beispielrechnung macht das Ausmaß deutlich:

Peters Bruttorente könnte bei Rentenbeginn mit Rentenanpassungen von 1 % – 2 % bei etwa 3.600 bis 4.700 Euro liegen.
Davon gehen Einkommensteuer, Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge ab.
Nach aktuellen Schätzungen bleiben dadurch zwischen 2.400 und 2.600 Euro netto übrig.

Aber selbst diese Netto-Größenordnung erhält noch den Abzug durch die künftige Inflation. Die Kaufkraft könnte wesentlich niedriger sein, als man heute annehmen würde.

Demografischer Wandel: Weniger Zahler, mehr Empfänger

Das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente basiert darauf, dass die heutige Generation von Erwerbstätigen die aktuellen Renten finanziert. Wer heute arbeitet, zahlt also für die Menschen, die bereits im Ruhestand sind. Dieses System gerät ins Wanken, wenn immer mehr Ältere auf immer weniger Jüngere treffen.

Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zeigt eindeutig:

  • Die Zahl der über 65-Jährigen steigt stark.
  • Die Gruppe der Erwerbstätigen schrumpft.

Studien und Projektionen des Statistischen Bundesamts gehen davon aus, dass bis 2050 rund 25 Prozent mehr Rentenempfänger gegenüber einer abnehmenden Zahl von Beitragszahlern stehen. Wo heute noch etwa 1,8 Erwerbstätige einen Rentner finanzieren, könnten es 2050 nur noch 1,3 sein.

Hierzu ein kurzer Vergleich, der die Dimension sichtbar macht:

Kennzahl Heute (gerundet) Prognose 2050 (gerundet)
Erwerbstätige 1,8 pro Rentner 1,3 pro Rentner
Rentneranteil an der Gesamtbevölkerung ca. 21 % über 30 %

 

Je kleiner die Gruppe der Zahlenden, desto höher das Risiko, dass die Rente pro Kopf im Verhältnis zum Lohn sinkt. Außerdem kann der Staat die Beiträge nicht unbegrenzt anheben, ohne die Wirtschaft zu belasten.

Zusätzliche Strategien

Viele Menschen sparen ergänzend zur gesetzlichen Rente. Sie möchten damit Versorgungslücken vermeiden. Wichtig ist dabei, verschiedene Möglichkeiten zu vergleichen. Kurzfristige Kursgewinne stehen meist nicht im Vordergrund. Vorrang hat eine langfristige Sicherung der Kaufkraft.

Denkbare Ansätze (stark vereinfachte Auswahl):

  • Private Rentenversicherungen mit flexibler Beitragsgestaltung.
  • Aktien oder ETF-Sparpläne mit breit gestreuten Titeln.
  • Betriebliche Altersvorsorge, sofern vom Arbeitgeber bezuschusst.

Jeder Weg hat Vor- und Nachteile. Eine betriebliche Altersvorsorge bietet Steuervorteile, ist aber oft an das Unternehmen gebunden. Ein Aktien- oder ETF-Portfolio kann höhere Renditen erwirtschaften, unterliegt jedoch Kursschwankungen. Wer seine Anlagestrategie auf mehrere Säulen stellt, verteilt das Risiko.

Lebensstandard sichern: Drei wesentliche Aspekte

Erstens sollten künftige Rentner ihre Ausgaben realistisch einschätzen. Zweitens lohnt es sich, rechtzeitig Rücklagen aufzubauen. Drittens muss man die persönliche Gesundheit und Lebenslage berücksichtigen.

Viele Berufstätige gewöhnen sich an einen gewissen Lebensstil. Sie fahren ein Auto, reisen regelmäßig und gönnen sich Freizeitaktivitäten. All das kostet Geld. Wer erst mit 60 merkt, dass der Ruhestand zu knapp ausfällt, kann kaum noch entscheidende Einkommensquellen erschließen.

Ausblick: Vorsorge braucht Zeit

Die gesetzlichen Renteninformationen geben eine grobe Orientierung. Sie zeigen aber nicht, wie die Kaufkraft in mehreren Jahrzehnten aussieht. Steigende Energiekosten und allgemeine Preisentwicklungen erhöhen das Risiko einer Finanzierungslücke.

Eine dauerhafte Lösung erfordert persönliche Initiative. Wer die Planung aufschiebt, verliert wertvolle Jahre, in denen Zins und Zinseszins hohe Effekte hätten. Die Botschaft ist klar: Die gesetzliche Rente bietet eine Basis, aber oft keine Rundum-Absicherung.