Geiselnahme im Jobcenter Lehrte bei Hannover

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Im Jobcenter Lehrte bei Hannover kam es zu einem Polizeieinsatz. Ein Mann hatte das Gebรคude in der Burgdorfer StraรŸe um 10.15 betreten, rief -laut Zeug/innen- โ€žGeiselnahmeโ€œ und bedrohte Anwesende mit einer Pistole. Zeug/innen benachrichtigten die Polizei. Ob der Mann z.B. gegen das Bรผrgergeld protestieren wollte, wird derzeit noch ermittelt.

Anwohner sprechen von Geiselnahme

Die Polizei sperrte den Bereich um das Jobcenter weitrรคumig ab und durchsuchte den Gebรคudekomplex. Das Jobcenter befindet sich dort im dritten Stock. Die Mitarbeiter/innen konnten in Sicherheit gebracht werden und wurden seelsorgerisch betreut. Mehrere hunderte Polizist/innen waren im Einsatz, aus Lehrte ebenso wie aus Hannover.

Die vor Ort Anwesenden wurden aus der Zone gebracht. Anwohner sprachen von einer Geiselnahme.

Tรคter leistete keinen Widerstand

Auch Medien berichteten umgehend von einer โ€žGeiselnahmeโ€œ, doch die โ€“ laut Polizei โ€“ Bedrohungslage entschรคrfte sich schnell. Der 53-jรคhrige Mann leistete keinen Widerstand, sondern lieรŸ sich von der Polizei festnehmen. Die Pistole entpuppte sich als echt aussehende Spielzeugwaffe. Zudem trug er ein Taschenmesser bei sich.

War ein SEK im Einsatz?

Da Polizist/innen Maschinenpistolen trugen, dachten manche, es handle sich um ein Spezialeinsatzkommando (SEK). Die Polizei klรคrte jedoch auf, dass dies nicht der Fall war, sondern dass Maschinenpistolen, Schutzwesten und Helme wegen mรถglicher Bedrohung durch Terror zur regulรคren Ausrรผstung gehรถrten.

Niemand wurde verletzt

Da nicht klar war, ob der Festgenommene allein gehandelt hatte, durchsuchte die Polizei das Gelรคnde nach weiteren mรถglichen Tรคtern. Sie fand niemand, und es wurde kein Mensch verletzt. Eine Polizeisprecherin sagte: โ€žZum Glรผck kamen keine Menschen zu Schaden, und es gab keine weiteren Tatverdรคchtigen.โ€œ

Hintergrรผnde sind unklar

Der Mann wurde in Polizeigewahrsam gebracht. Ob โ€žVoraussetzungen fรผr eine freiheitsentziehende MaรŸnahmeโ€œ vorhanden seien, prรผft die Polizei derzeit, nach eigener Angabe. Die Hintergrรผnde der Tat wรผrden erst ermittelt. Die Polizei ermittelt jetzt unter anderem wegen Bedrohung.

Wie hoch kรถnnte die Strafe sein?

Der Paragraf 240 STGB (2) sagt dazu: โ€žWer einen Menschen mit der Begehung eines gegen ihn oder eine ihm nahestehende Person gerichteten Verbrechens bedroht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.โ€œ

Fรผr den Tรคter wรคre auch eine hรถhere Strafe mรถglich, denn im Absatz 4 des Paragrafen steht: โ€ž(4) Wird die Tat รถffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (ยง 11 Absatz 3) begangen, ist in den Fรคllen des Absatzes 1 auf Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder auf Geldstrafe und in den Fรคllen der Absรคtze 2 und 3 auf Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder auf Geldstrafe zu erkennen.โ€œ Das Kennzeichen der ร–ffentlichkeit war definitiv vorhanden.

Absperrungen aufgehoben

Nachdem der Mann mit der Spielzeugpistole festgenommen war, wurden die Absperrungen rund um das Jobcenter aufgehoben, und die โ€žSicherheit sei wiederhergestelltโ€œ lautete die offizielle Aussage. Am Nachmittag zog die Polizei ab. Das Jobcenter in Lehrte bleibt am 1. Dezember 2023, dem Tag danach, geschlossen. Es รถffnet erst am Montagmorgen wieder.

Zunahme der Gewalt gegen Sachbearbeiter

Immer wieder kam es in der Vergangenheit in Jobcentern zu gewaltรคtigen Auseinandersetzungen. So sollen nach Angaben des Deutschen Beamtenbundes die verbalen und kรถrperlichen Attacken auf Mitarbeiter von Behรถrden in den letzten Jahren zugenommen haben.

Opfer von Gewalt sind aber auch Leistungsbeziehende selbst. Weil die Familie trotz Bรผrgergeld-Bescheid kein Geld bekam, weigerte sich beispielsweise ein Familienvater das Jobcenter zu verlassen. Daraufhin wurde der Betroffene mit Tritten und Schlรคgen aus dem Jobcenter geworfen.