Altersarmut trotz langjähriger Erwerbsarbeit ist ein brennendes Thema im wohlhabenden Deutschland. Die Unterschiede zwischen Altersrenten und Beamtenpensionen wollen Experten, Sozialverbände und bestimmte Politiker durch umfassende Reformen des bestehenden Systems lösen.
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Pension ist im Durchschnitt dreimal so hoch wie die Rente
Die durchschnittliche Pension von Bundesbeamten liegt bei 3.480 Euro brutto, die durchschnittliche Rente aber nur bei 1093 Euro. Dies sind die Zahlen des Alterssicherungsberichts der Bundesregierung für 2024.
Probleme bei der Finanzierung
Das deutsche Rentensystem, bei dem gegenwärtig Erwerbstätige jeweils für die gegenwärtigen Rentner einzahlen, lässt sich zudem immer schwerer in Balance halten, da sich die Alterspyramide in Deutschland (und anderen westlichen Staaten) in den vergangenen Jahrzehnten um mehr als zehn Jahre nach oben verschoben hat.
Kurz gesagt: Das Verhältnis von Renteneinzahlern zu Rentnern verlagert sich mehr und mehr zu den Rentnern hin.
Um dies auszugleichen, gibt es verschiedene Ansätze: Höhere Beiträge für die Einzahler, verstärkte Zuwanderung von Erwerbstätigen oder ein höheres Rentenalter. Doch zunehmend gerät ergänzend eine praktikable Lösung in die Diskussion, nämlich die Beteiligung von Beamten, Politikern und Selbstständigen an den Rentenbeiträgen.
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Gesetzliche Rente für Beamte
So erklärt Martin Werding, Professor für öffentliche Finanzen und Wirtschaftsweise, gegenüber dem Handelsblatt: „Wir als Sachverständigenrat haben empfohlen, neuen Beamtinnen und Beamten zukünftig eine gesetzliche Rente zu geben, plus eine Betriebsrente. Alle Rentenreformen werden dann eins zu eins auf sie übertragen.“
Dabei möchte er allerdings nicht, dass alles in einen Topf fließt, sondern will die bestehenden Rentenkassen von den neuen Rentenkassen teilen.
Eine Rentenkasse für alle
Der Sozialverband VdK will ebenfalls, dass alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rente einzahlen, also auch Politiker, Beamte und Selbstständige, möchte jedoch, dass dies alles in die gesetzlichen Rentenversicherungen kommt und von dort an alle Einzahler auch wieder ausgezahlt wird.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband möchte ebenso eine Erwerbstätigenversicherung, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen.
Vorbild Österreich
So würde, laut dem VdK, ein Rentenniveau von 53 Prozent (statt derzeit 48,1 Prozent) des Lohns finanziert und Ungerechtigkeiten würden abgemildert. Zudem müsste die Beitragsbemessungsgrenze bei den Rentenbeiträgen angehoben und der Bundeszuschuss deutlich erhöht werden. Notwendig sei zudem, dass der Arbeitgeberanteil an den Rentenbeiträgen gesteigert würde.
Ein Vorbild sei Österreich. Dort seien die Renten höher. Die Beiträge seien zwar auch höher, doch zahlten Arbeitgeber davon proportional mehr ein als in Deutschland.
Pensionen belasten das System
Martin Werding sieht die Beamtenpensionen als chronische finanzielle Belastung. Während Renten zum Großteil durch die Beiträge der Versicherten getragen werden, zahlt der Staat Pensionen, und die Kosten von Verbeamtungen würden dann deutlich, wenn diese in Pension gingen.
Die LINKE fordert eine solidarische Versicherung
Unter den Parteien, die am 23. Februar zur Bundestagswahl antreten, entsprechen die Forderungen der Partei Die LINKE zur Rente am stärksten den Vorstellungen der Sozialverbände.
Wie der VdK will die Linke das Rentenniveau auf 53 Prozent anheben. Die LINKE fordert zudem eine Regelaltersgrenze von 65 statt bald 67 Jahren, und das ohne Abschläge.
Die LINKE verlangt außerdem, dass alle Menschen mit Erwerbseinkommen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, also auch Beamte, Freiberufler, Selbstständige, Manager und Abgeordnete.