Depressionen, Zwangs- und Angststรถrungen, Stรถrungen durch Suchtkrankheiten, auch Psychosen und dissoziales Verhalten – psychische Erkrankungen sind immer hรคufiger der Grund dafรผr, eine Rente wegen Erwerbsunfรคhigkeit zu beziehen.
Inhaltsverzeichnis
Psychische Erkrankungen und besonders Depressionen
Die hรคufigste Ursache, um wegen verminderter Erwerbstรคtigkeit vorzeitig in Rente zu gehen, sind psychische Erkrankungen. Unter den jeweiligen Einzeldiagnosen sind anhaltende depressive Stรถrungen die hรคufigste.
Depressionen sind weit verbreitet
Dass Depressionen unter den Ursachen fรผr eine Erwerbsminderung weit vorne liegen, ist kein Zufall. In westlichen Lรคndern gehรถren schwere Depressionen zu den hรคufigsten psychischen Stรถrungen โ in den USA sind sie auf Platz 1, und in Deutschland auf Platz 6. Dieser Unterschied liegt auch an unterschiedlichen Diagnose-Kriterien.
Depression wird oft mit Burn-Out verwechselt
Forschungen schรคtzen, dass es rund acht Millionen an Depressionen Erkrankte in Deutschland gebt. Schwere Depressionen werden dabei oft nicht erkannt (oder erst sehr spรคt). Oder sie werden mit einem Burn-Out verwechselt, als Mรผdigkeit oder Stress durch รberarbeitung betrachtet.
Dabei sind Symptom und Erkrankung leicht zu verwechseln, denn “Mรผdigkeit” ist Symptom einer โmajor depressionโ, und hier liegt ein gestรถrter Hirnstoffwechsel vor.
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Rund 1,8 Millionen Erwerbsunfรคhige
In Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen erwerbsunfรคhig – oft als Folge einer Krankheit oder eines Unfalls. Sie kรถnnen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen und sind zu jung, um eine Altersrente zu erhalten.
Betroffene kรถnnen eine Erwerbsminderungsrente beantragen.
Antrรคge wegen psychischer Krankheiten stiegen langfristig
Der Rechtsanwalt Peter Klรถppel erklรคrt, dass gegenwรคrtig 70 Prozent mehr Antrรคge auf Erwerbsminderungsrenten wegen psychischer Krankheiten gestellt werden als vor 30 Jahren.
Dieser Trend ist seit Jahren absehbar: im Jahr 2000 erhielten 51.500 Menschen erstmals wegen einer psychischen Erkrankung eine Erwerbsminderungsrente, 2020 waren es 73.000 – rund 42 Prozent mehr.
Rรผdiger Herrmann von der Deutschen Rentenversicherung erlรคuterte: โEntfielen im Jahr 2000 noch 24,2 Prozent der erstmals gezahlten Erwerbsminderungsrenten auf psychische Leiden, sind es 2020 bereits 41,5 Prozent.”
Rentenversicherung fรถrdert Rehabilitation
Die Rentenversicherung fรถrdert intensiv medizinische Rehabilitationen von betroffenen Versicherten, um zu verhindern, dass diese wegen ihrer Erkrankung erwerbsunfรคhig werden. Laut der DRV sind die Ergebnisse positiv: so bezรถgen auch zwei Jahre nach einer Rehabilitation nur 17 Prozent der Betroffenen eine Rente wegen Erwerbsminderung (oder Alter).
Psychische Erkrankungen und Arbeit
Warum die Rate der wegen psychischer Erkrankungen Erwerbsunfรคhigen extrem angestiegen ist, dafรผr gibt es ein Bรผndel an Ursachen, die indessen nicht hinreichend erforscht sind.
Eindeutig ist, dass die geforderte stรคndige Verfรผgbarkeit zu einer permanenten Stress-Situation fรผhrt, die psychische Erkrankungen fรถrdert.
Erwerbsunfรคhigkeitsrente ist nur ein Indiz
Erwerbsunfรคhigkeitsrenten wegen psychischer Erkrankungen sind nur ein Indiz dafรผr, dass psychische Einschrรคnkungen am Arbeitsplatz immens zugenommen haben. Betroffene fehlen wegen psychischer Erkrankungen immer lรคnger und immer hรคufiger.
Die Daten der Rehabilitationszentren sprechen eine ebenso deutliche Sprache wie die Zahlen der Krankenkassen zu Arbeitsunfรคhigkeitszeiten.