Ernährungswissenschaftler warnen: Mangelernährung hat drastische Folgen für Betroffene von Hartz IV

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Ernährungswissenschaftler und Sozialverbände mahnen die strukturelle Mangelernährung von Hartz IV-Beziehenden an. Diese hat drastische Folgen für die Gesundheit und Aufstiegschancen der Betroffenen.

Mangelernährung hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit

Denn der Mangel an ausgewogener und gesunder Ernährung hat konkrete Folgen für die Betroffenen. Die Zahl der Todesfälle aufgrund einer Corona-Erkrankung sind in strukturell schwachen Regionen höher. Langzeitarbeitslose haben sogar ein doppelt so hohes Risiko, an Corona zu erkranken. Auch generell ist das Sterberisiko beispielsweise bei Männern aus dem einkommensschwächsten Fünftel der Bevölkerung im Alter zwischen 30 und 59 Jahren 150 Prozent so hoch, wie bei Männern aus dem einkommensstärksten Fünftel.

Ernährung wichtig für Entwicklungs- und Bildungschancen

Insgesamt können sich 31,7 Prozent der Erwerbslosen überhaupt nur jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten. Insbesondere Kinder in Armut, die ein Drittel aller Hartz IV-Betroffenen ausmachen, leiden stark unter den Folgen ihrer Ernährung. Sie sind drei- bis viermal häufiger übergwichtig als ihre Altergenossen aus besserverdienenden Familien und leiden öfter unter Sehstörungen, Sprachauffälligkeiten und psychomotorischen Defiziten. Von den Auswirkungen auf Konzentrations- und Lernfähigkeit ganz zu schweigen.

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Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf bei Hartz IV-Ernährungskosten

Aktuell sieht der Hartz IV-Regelsatz 5 Euro täglich für Lebensmittel vor. Für eine ausgewogene Ernährung wäre aber mindestens 8 Euro täglich nötig. Gerade durch die Preissteigerungen auch bei den Lebensmitteln im Zuge der Corona-Krise wird es für Betroffene von Hartz IV immer schwerer, gesunde Lebensmittel zu kaufen. Wenn dann noch unerwartete Ausgaben anstehen, wird dies ein Ding der Unmöglichkeit. Viele sind ohnehin auf das Angebot der Tafeln angewiesen, aber auch dort muss man nehmen, was verfügbar ist.

Sozialverbände, Gewerkschaften und Parteien fordern daher eine Anhebung der Regelsätze von aktuell 446 Euro auf mindestens 600 Euro. Allein die Bundesregierung sieht nach wie vor keinen Handlungsbedarf.

Bild: Andrii / AdobeStock

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